Starpianist und Prager Musiker mit Jubelrufen gefeiert
Exzellentes Elite-Ensemble glänzt mit Werken von Haydn, Mozart, Dvorak und Schubert
AALEN - Nahezu vollbesetzt gewesen ist die Stadthalle am Abend des Himmelfahrtstages. Die Musikfreunde erlebten ein großartiges Ereignis der seltenen Art. Sie feierten den Star-Pianisten Matthias Kirschnereit und die Kammermusiker vom Prager Nationaltheater mit Jubelrufen. Die Musiker belohnten den überschwänglichen Applaus mit mehreren Zugaben.
Dabei fing der phänomenale Abend mit einer überraschenden Entführung auf „Die unbewohnte Insel“an. So heißt das opernartige Singspiel von Joseph Haydn. Die heiteren Klänge führten in die Stimmung des Abends ein. Stringent hatte der Dirigent Gudni A. Emilsson seine 14 Streicher und sechs Holzbläser in der Hand. Keineswegs kühl und reserviert gab sich der aus Island stammende international renommierte Orchesterleiter. Vielmehr warmherzig und einfühlsam führte er das Prager Ensemble, die Musiker-Elite aus der Musikstadt an der Moldau, zu warmem und intimem Gesamtklang.
Jährlich 50 Konderte in aller Welt
Von Haydn bis Mozart war es nur ein kleiner Schritt im Programm, aber ein großer, was das Erlebnis anbetraf. Man war gespannt auf den Solisten, den preisgekrönten StarPianisten Matthias Kirschnereit, der jährlich 50 Konzerte in aller Welt gibt und nun erstmals in Aalen zu hören war. Doch recht unspektakulär begann sein Spiel auf dem Steinway-Flügel. Lyrisch und leicht stieg er in das Allegro ein, mit dem Mozarts Klavierkonzert in A-Dur anhebt.
Auch im ernsten Andante gab es noch keine rasanten Läufe zu bewundern. Kirschnereit setzte einen emotionalen Kontrapunkt und arbeitete die feinfühligen, tief empfundenen Klangelemente heraus, die dem Stück Poesie verleihen. Erst im Finalsatz, dem vitalen Rondeau Allegretto, kam Tempo auf, da blitzten die Triller und jagten die glitzernden Girlanden durch das Stück. Jetzt zeigte der Super-Pianist seine brillante Fingerfertigkeit und offenbarte seine künstlerische Ausdruckskraft, mit der er Mozarts sprühende Lebensfreude in den Raum stellt.
Anschmiegsamer Charme
Das Publikum brach in Jubel aus, spendete überbordenden Applaus. Kirschnerreit ließ sich nicht lange bitten und spielte zwei wundervolle Zugaben: Schuberts ungarische Melodie und Mendelssohn-Bartholdys „Lieder ohne Worte“. Die neue Vorsitzende des Konzertrings Aalen, Simone Fürst-Adriaans, eilte auf die Bühne, bedankte sich herzlich und holte sich Küsschen vom Künstler ab.
Der slawischen Mentalität der Prager Musiker schmeichelte der melodienselige Walzer von Antonin Dvorak (1841-1904). Anschmiegsamer Charme und tänzerischer Schwung lösten Begeisterung aus. Dazu kam der Schmelz der Streicher und die angenehme Wärme der Holzbläser. Das Ensemble überzeugte durch hohe Homogenität im Klang und mitreißende Musizierfreude. Obwohl die Prager nahezu jeden zweiten Tag irgendwo spielen, kam keinerlei Routine auf. Alles wirkte frisch und ansteckend.
Fein differenziert schloß sich Schuberts Symphonie Nr. 5 B-Dur an. Dem Dirigenten gelang es, die vier Sätze dieses Werkes in ihrer Unterschiedlichkeit darzustellen. Ein bewegtes Andante löste das muntere Allegro ab. Das farbige Menuett führte zum Finale mit seinen weitausladenden Melodiebögen und effektvollen Dur- und Moll-Wechseln. Mit Umarmung und Küßchen dankte die charmante Konzertring-Chefin dem Dirigenten, der die ihm überreichten Aalener Spionle – oder was es auch immer war - unter die Musiker und ins Publikum warf. Mit einer heiteren Mozart-Praline verabschiedeten sich die sympathischen Kammermusiker.