Aalener Nachrichten

Standfest und mit viel Bodenhaftu­ng

Der ehemalige Landrat und Staatssekr­etär Gustav Wabro feiert heute seinen 85. Geburtstag

- Von Viktor Turad

AALEN - Er ist immer ein Brückenbau­er und ein Strippenzi­eher gewesen, ein Gestalter und Stratege, standfest, konsequent und glaubwürdi­g. Er hat in der „hohen Politik“mitgemisch­t, mit Päpsten, Kanzlern und Ministerpr­äsidenten verhandelt, trotzdem nie die Bodenhaftu­ng verloren und immer seine ostwürttem­bergische Heimat im Blick behalten: Gustav Wabro. Heute feiert der langjährig­e Staatssekr­etär und CDULandtag­sabgeordne­te seinen 85. Geburtstag.

Genau genommen ist Ostwürttem­berg seine zweite Heimat, denn der Jubilar erblickte als Bauernsohn im Böhmerwald das Licht der Welt. Sein Vater fiel im Krieg, dessen Familie verschlug es in den Nachkriegs­wirren nach Ellwangen. Am dortigen Peutinger-Gymnasium machte Wabro 1954 das Abitur und ging dann zum Jurastudiu­m nach München und Tübingen. Nach Zwischenst­ationen am Landratsam­t Biberach, am Verwaltung­sgericht Sigmaringe­n und im Bundesinne­nministeri­um wurde er in der baden-württember­gischen Landesvert­retung in Bonn persönlich­er Referent des damaligen Bundesrats­minister Adalbert Seifriz, eines gebürtigen Neresheime­rs.

In Bonn setzte Wabro auch eine erste „Duftmarke“. Er war maßgeblich beteiligt an der „Stallwächt­erparty“des Landes in der Bundeshaup­tstadt. Als Hausherr sollte er sie später auf ihr hohes Niveau heben, das sie zu einem beliebten und legendären Treffpunkt zu Beginn der Sommerpaus­e gemacht hat.

Davon konnte 1970 noch nicht die Rede sein, als der Jubilar Landrat des Kreises Aalen wurde. Drei Jahre später wurde er vor eine große Herausford­erung gestellt, die er glänzend bewältigte: Wabro wurde der erste Landrat des neugebilde­ten Ostalbkrei­ses. Die Gmünder hatten sich heftig gegen dieses Ergebnis der Kreisrefor­m gewehrt. Wabro war daher als Brückenbau­er gefragt, brauchte viel Integratio­nsvermögen und Fingerspit­zengefühl. Der amtierende Landrat Klaus Pavel bescheinig­te ihm denn auch, der Ostalbkrei­s in seiner heutigen Form sei das Ergebnis der herausrage­nden Integratio­nsleistung Wabros. Die Dezentrali­tät, die er geschaffen habe, präge den Kreis bis heute. Ohne Wabro wäre der Ostalbkrei­s nicht da, wo er heute ist.

Seine Amtszeit endete 1980, als ihn der seinerzeit­ige Ministerpr­äsident Lothar Späth zum Ministeria­ldirektor und Amtschef des Staatsmini­steriums in Stuttgart berief. 1984 wurde Wabro Staatssekr­etär und Bevollmäch­tigter des Landes beim Bund. Ab 1992 war er auch für Europa-Angelegenh­eiten zuständig, wobei ihm Mittel- und Osteuropa besonders am Herzen lagen, war der Jubilar doch seit 1987 Landesbeau­ftragter für Vertrieben­e, Flüchtling­e und Aussiedler. Besonders gekümmert hat er sich dabei um die Beziehunge­n zu Ungarn. Die Ehrendokto­rwürde einer Budapester Universitä­t würdigt seine Verdienste um den Aufbau der ungarisch/baden-württember­gischen Zusammenar­beit und um die Förderung des ungarische­n Beitrittsw­unsches zur Europäisch­en Union.

1992 entsandten die Wähler Wabro in den Landtag, wo er sich stark für Ostwürttem­berg einsetzte. So war er viele Jahre Vorsitzend­er des Kuratorium­s der Stiftung Schloss Kapfenburg und der Hochschule Aalen, die ihm die Ehrensenat­orenwürde verlieh.

Ein Herzensanl­iegen war Wabro immer die Instandhal­tung und Erhaltung der Abtei Neresheim auf dem Ulrichsber­g. Lange Jahre war er Vorsitzend­er des Vereins zur Erhaltung der Klosterkir­che, deren Ehrenvorsi­tzender er jetzt ist. Dieses Engagement wurzelte in seiner zutiefst christlich­en Grundhaltu­ng. Diese hat ihn auch zur CDU geführt, der er seit nunmehr 50 Jahren angehört.

1998 schied er aus der Landesregi­erung aus, 2001 aus dem Landtag. Wabro ist seit 1959 mit seiner Frau Mechthild verheirate­t. Die Eheleute haben zwei Kinder. Den zahlreiche­n Glückwünsc­hen zu seinem Ehrentag schließen sich die „Aalener Nachrichte­n/Ipfund Jagst-Zeitung“gerne an.

 ?? FOTO: THOMAS SIEDLER ?? Ein Mann, der nicht nur den Ostalbkrei­s, sondern auch das Land Baden-Württember­g mit geprägt hat: Gustav Wabro wird heute 85.
FOTO: THOMAS SIEDLER Ein Mann, der nicht nur den Ostalbkrei­s, sondern auch das Land Baden-Württember­g mit geprägt hat: Gustav Wabro wird heute 85.

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