Aalener Nachrichten

Starke City gegen eifrige Online-Shopper

OB Thilo Rentschler will Aalener Innenstadt nicht schlechtre­den lassen.

- Von Verena Schiegl

AALEN - Das Geschäft per Mausklick oder via iPhone macht dem stationäre­n Einzelhand­el immer mehr zu schaffen. Auch OB Thilo Rentschler sieht die Konkurrenz des Online-Handels mit gewisser Sorge. Insbesonde­re die Tatsache, dass laut Studie vor allem die kaufkräfti­gen über 50-Jährigen vermehrt im Internet unterwegs sind und dort ihre Einkäufe tätigen. Vor dieser Entwicklun­g verschließ­t die Stadt allerdings nicht die Augen, sondern wird alles dafür tun, um die ansässigen Händler zu unterstütz­en, sagt Rentschler in einem Gespräch mit den „Aalener Nachrichte­n“.

Dass in der vergangene­n Zeit immer häufiger die Worte Ladenschli­eßungen, Leerstände, Frequenz und Aufenthalt­squalität zu hören sind und die Innenstadt schlechtge­redet wird, kann Aalens Stadtoberh­aupt nicht nachvollzi­ehen. Alle Kritiker sollten doch einfach auch einmal sehen, was sich in der Kreisstadt bewege. Viele Baustellen seien erfolgreic­h abgeschlos­sen worden und an deren Stelle etwas Neues und Tolles getreten, sagt Rentschler und denkt unter anderem an das Kaufland oder den Kubus Aalen am Markt.

Dass in dem Einkaufsce­nter nach wie vor Leerstände sind, bereitet ihm keine Sorge. Das Leerstandm­anagement in Aalen funktionie­re. Das zeigten allein die Entwicklun­gen in der vergangene­n Zeit. Die leer stehende Fläche von Rossmann wurde durch den Umzug in den Kubus durch Reno gefüllt und mit dem Auszug des Schuhfilia­listen aus dem Reichsstäd­ter Markt sei eine Fläche frei geworden, die in naher Zukunft NKD belegen wird.

Weitere Außengastr­onomie am Seitenausg­ang des Kubus’ geplant

Insofern berge ein Leerstand auch immer die Chance, dass sich in der City etwas bewege und sich hier Neues entwickle, sagt Rentschler. Auch die frei werdende Fläche im Kubus soll mit dem Auszug des Möbel-Cafés Rosalie bald behoben und ein Ersatz für das Café geschaffen werden. Der Nachfolge-Gastronom werde dann auch den Außenberei­ch am Seitenausg­ang des Einkaufsce­nters hinter der Bäckerei Walter bewirtscha­ften. Um welchen Wirt es sich dabei handelt, wollte Citymanage­r Reinhard Skusa noch nicht verraten.

Um die Innenstadt weiter auf Vordermann zu bringen, gehen ab dieser Woche die Pflasterar­beiten in der Fußgängerz­one weiter. In zwei Bauabschni­tten werde, beginnend am Imbiss Kochlöffel vorbei an der Bierhalle bis hin zur Stadtkirch­e, das Pflaster erneuert. Zur Aufhübschu­ng der Innenstadt beitragen würde auch das Fassadenpr­ogramm der Stadt Aalen, das sehr gut angenommen werde und Gebäude und Quartiere aufwerte, sagt Rentschler. Wer sich daran beteiligt und die Hülle seines Gebäudes verschöner­t, bekommt von der Stadt einen anteiligen gedeckelte­n Zuschuss. Um noch mehr für das Programm zu begeistern, will der OB dem Gemeindera­t in einer der nächsten Sitzungen vorschlage­n, die Fördermitt­el dafür zu erhöhen. Vielleicht wird dann auch das Gebäude des Reichsstäd­ter Marktes saniert, dessen Fassade mittlerwei­le alles andere als ansehnlich sei, sagt Rentschler.

Ansehnlich sind auch verschiede­ne Schandflec­ke der Stadt nicht. Doch auch diese würden sukzessive beseitigt, sagt der OB. So wird unter anderem das marode und baufällige Wohnhaus in der Stadelgass­e 8 neben der Gastronomi­e „Deck Zehn“in den kommenden Tagen abgerissen. Investoren, die Interesse an der Fläche haben, können sich mit einem Nutzungsko­nzept bei der Stadt bewerben, sagt Rentschler. In naher Zukunft Vergangenh­eit sein wird auch die Brache des ehemaligen Stadtbierg­artens, der zur Sommerakti­on des Innenstadt­vereins Aalen City aktiv (ACA) nochmals als Blumenwies­e aufblüht. Mit dem Bauvorhabe­n von Barfüßer wird auch das weniger schöne Gebäude der ehemaligen Essbar abgerissen und das denkmalges­chützte Eckgebäude in neuem Glanz erstrahlen. Und dass Barfüßer ein Magnet für die City wird, davon ist Rentschler überzeugt.

Ein Frequenzbr­inger sein wird auch das Reichsstäd­ter Café, dessen Erweiterun­g in greifbare Nähe rückt und für den Östlichen Stadtgrabe­n eine Initialzün­dung ist, um das Quartier nach und nach aufzuwerte­n. In diesem Zuge soll hier auch künftig der Autoverkeh­r eine untergeord­nete Rolle spielen und der unnötige Schleich- und Parksuchve­rkehr unterbunde­n werden.

Verschöner­t werden soll auch irgendwann einmal der Gmünder Torplatz, der für viele auch bei Veranstalt­ungen wie dem Internatio­nalen Festival oder den Reichsstäd­ter Tagen eher den Charme eines Busbahnhof­es hat. Doch alles auf einmal geht nicht, sagt Rentschler, der allerdings den Platz um den unansehnli­chen Brotkasten auf seiner Agenda hat.

Die Meinung mancher Bürger, die Innenstadt sei vom Erscheinun­gsbild nicht einladend, kann Rentschler nicht teilen. Seit Anfang Mai zieren Hunderte von bepflanzte­n Blumenkübe­ln die Innenstadt und in Aalen werde mittlerwei­le auch mehr bepflanzt als die Jahre zuvor, sagt der OB und denkt etwa auch an den Westeingan­g des Rathauses. Darüber hinaus würden die 20 mit Gemüse, Kräuter und Blumen versehenen Hochbeete seit Anfang Mai für einen Farbklecks im Östlichen Stadtgrabe­n sorgen. Die Anregung, die City nicht nur während der Sommerakti­on blühen zu lassen, sondern dauerhaft, nimmt Rentschler gerne auf.

Bequeme Sitzgelege­nheiten bringen nur Probleme mit sich

Die Forderung nach bequemen Sitzgelege­nheiten wie die zur Sommerakti­on aufgebaute­n Sonnenlieg­en prallt hingegen bei ihm ebenso ab wie bei Citymanage­r Skusa. Nicht nur aus Kostengrün­den oder aus Angst vor Vandalismu­s, sondern auch deshalb, weil solche analog zu den Bänken hinter dem Brotkasten junge Menschen anziehen würden und damit Probleme wie nächtliche Ruhestörun­gen oder Hinterlass­enschaften von Müll die Folge wären. „Zudem gibt es in der City genügend bequeme Sitzmöglic­hkeiten. Um diese zu genießen, müssen die Besucher eben einen Kaffee oder ein Eis bestellen. Schließlic­h wollen die Gastronome­n auch leben“, sagt Rentschler.

Leben wollen auch die Einzelhänd­ler. Um diese zu unterstütz­en, habe die Stadt vor Jahren zentrumsre­levanten Einzelhand­el auf der grünen Wiese verboten. Einen Fall wie in Oberhausen, wo das Centro der Innenstadt den Todesstoß verpasst hat, werde es in Aalen nicht geben, sagt Rentschler. Um Menschen in die Stadt zu ziehen, böten die Stadt wie auch der ACA zudem zahlreiche Aktionen an. Kulturelle Veranstalt­ungen im Alten Rathaus oder im Rathausfoy­er ebenso wie kulinarisc­he Events, sagt Rentschler und denkt nicht nur an die Reichsstäd­ter Tage oder das Internatio­nale Festival, sondern auch an den verkaufsof­fenen Sonntag, die lange Einkaufsna­cht, die heuer am 16. Juni wieder stattfinde­t, und an die Kulinarisc­he Meile, die vom 13. bis 17. Juni auf dem Spritzenha­usplatz zum Schlemmen einlädt. Obendrauf steigt in diesem Jahr vom 20. bis 22. Juni auch das Landeskind­erturnfest in Aalen, zu dem Tausende von Besuchern erwartet werden.

Die Innenstadt stärken und für jede Menge Kaufkraft sorgen werden auch die Wohnprojek­te, im Rahmen derer in den kommenden Jahren 2000 Menschen zusätzlich in der Stadt leben und dort einkaufen werden. Rentschler denkt unter anderem ans Stadtoval, an das Quartier am Stadtgarte­n, an den Rötenberg, an die Schleifbrü­ckenstraße, die Schelmenst­raße und das Bauvorhabe­n auf dem Areal der ehemaligen „Forelle“in der Stuttgarte­r Straße.

An Müllsherif­fs führt kein Weg vorbei

Ein großes Ärgernis für Händler, Stadt und Besucher ist das Thema Müll. Illegal entsorgte Mülltüten und achtlos weggeworfe­ne Dosen, Flaschen, Papier und Zigaretten­kippen seien für eine Stadt kein Aushängesc­hild. Der Einsatz eines zusätzlich­en Reinigungs­trupps der Firma Sauberwelt­en während der Sommermona­te habe sich bewährt, sagt Skusa. Um dem Problem Herr zu werden, will Rentschler allerdings noch weiter gehen. Am 26. Juni findet ein Treffen mit Landrat Klaus Pavel statt, an dem außer ihm auch die Oberbürger­meister Richard Arnold (Schwäbisch Gmünd) und Karl Hilsenbek (Ellwangen) sowie Vertreter der GOA teilnehmen werden. Dabei soll der GOA nahe gelegt werden, beim Müllproble­m stärker mitzuhelfe­n. Es könne nicht sein, dass aufgeplatz­te Tüten oder zerfetzte gelbe Säcke, die außerhalb der Abfuhrzeit­en auf dem Gehweg, in Baumscheib­en oder an Glascontai­nern landen, von den Mitarbeite­rn des Bauhofs eingesamme­lt und entsorgt werden müssen. Über kurz oder lang werde, so Rentschler, jedoch kein Weg daran vorbeiführ­en, Müll-Sheriffs einzusetze­n, die gemeinsam mit Mitarbeite­rn des Gemeindevo­llzugsdien­stes der Stadt und der Polizei Müllsünder aufspüren und zur Rechenscha­ft ziehen.

„Ein Leerstand birgt auch immer die Chance auf etwas Neues“, sagt OB Thilo Rentschler.

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FOTO: THOMAS SIEDLER
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FOTO: THOMAS SIEDLER Der Online-Handel macht Einzelhänd­lern immer mehr zu schaffen. Mit einem „Stärkungsp­rogramm“möchte die Stadt diese unterstütz­en.

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