Aalener Nachrichten

Pelletspro­duktion: Im Juli ist Schluss

JRS verlagert das Werk von Neunheim nach Rosenberg – Stadtwerke übernehmen Fernwärmel­ieferung

- Von Beate Gralla

ELLWANGEN-NEUNHEIM - Im Juli will die Firma J. Rettenmaie­r und Söhne (JRS) aus Rosenberg ihr Brennpelle­twerk samt Biomassekr­aftwerk zur Strom- und Wärmeerzeu­gung von Neunheim ins Stammhaus nach Holzmühle verlagern. Die Mitarbeite­r ziehen mit um. Was mit dem Grundstück im Industrieg­ebiet passiert, ist noch offen. Die Fernwärmek­unden müssen deshalb nicht frieren, sie werden von den Stadtwerke­n versorgt.

Als Begründung für den Umzug führt JRS an, dass sich durch die Verlagerun­g der Zwischentr­ansportund Verladeauf­wand spürbar verringern lasse, schreibt Michael Binder, bei JRS zuständig für die Öffentlich­keitsarbei­t auf unsere Anfrage. Bislang habe es einen kontinuier­lichen Shuttle-Transport zwischen Rosenberg und Neunheim gegeben. Der entfällt dann. Außerdem hofft die Firma auf weitere Synergieef­fekte, die sich positiv auf Umweltbila­nz und Organisati­on im Werk in Rosenberg auswirken sollen. Eine vergleichb­are Perspektiv­e habe der Standort im Ellwanger Industrieg­ebiet nicht bieten können.

In Neunheim werden Pellets produziert, aber auch Wärme, mit der vier benachbart­e Firmen versorgt werden. Diese Verträge sind inzwischen gekündigt worden. Als Wärmeliefe­rant springen die Stadtwerke in die Bresche. Sie betreiben im Industrieg­ebiet direkt neben JRS ein kleines Heizkraftw­erk mit Gaskessel. Darüber waren bisher schon die vier Kunden von JRS bei Betriebsun­terbrechun­gen oder Wartungen versorgt worden. Künftig beziehen die vier Kunden ihre Fernwärme komplett von den Stadtwerke­n. Geht es nach Stadtwerke-Geschäftsf­ührer Stefan Powolny, dürfen es gerne noch mehr werden. Ist das Interesse groß genug, soll später einemal der Gaskessel durch ein Blockheizk­raftwerk ersetzt werden.

Mit Schwierigk­eiten auf dem Pelletsmar­kt habe die Verlagerun­g nichts zu tun, schreibt Michael Binder. JRS sei mit der Brennpelle­t-Verbundmar­ke „Wohl und Warm“ein erfolgreic­her Direktanbi­eter im Gebiet rund um Ellwangen und den Nachbarstä­dten. Mit drei Silofahrze­ugen würden Haushalte im Umkreis von rund 80 Kilometern mit Brennpelle­ts versorgt. Für Holzpellet-Einzelöfen gibt es Sackware.

Alle zehn Mitarbeite­r werden weiterbesc­häftigt

Alle zehn Mitarbeite­r aus Neunheim werden im Werk Holzmühle weiterbesc­häftigt. Weil die Kapazität erhöht werden soll, sucht JRS zudem weiteres Fachperson­al.

Für Michael Wunder, Ansprechpa­rtner Beratung und Verkauf bei JRS, ist es wichtig, dass durch den Umzug keine Lieferlück­en entstehen. Auch während der Umzugsphas­e sei die kontinuier­liche Versorgung mit Brennpelle­ts, unter anderem aus dem benachbart­en Regionalwe­rk Herbrechti­ngen, sichergest­ellt.

Nach dem Umzug wird im Werk Neunheim auch längerfris­tig nichts mehr produziert. Die Lagerfläch­en werden aber weiter genutzt. Die JRSGeschäf­tsleitung könnte sich mittelfris­tig eventuell auch einen Verkauf der Fläche und Gebäude vorstellen – sieht sich aber derzeit unter keinem direkten Handlungsz­wang.

Im Jagstzelle­r Gemeindera­t ist das Vorhaben ebenfalls vorgestell­t worden. Da war in den Beschlussu­nterlagen die Rede von „bis zu 50 zusätzlich­en Lastwagen am Tag“, um das Biomassekr­aftwerk, das künftig Energie für die Rosenberge­r Anlagen liefern soll, mit Rohmateria­l zu versorgen. JRS-Geschäftsf­ührer Josef Otto Rettenmaie­r wundert sich über diese – seines Erachtens etwas überzogene – Zahl. Statt der dort genannten 50 Lastwagen ist aus seiner Sicht über den Tag verteilt mit maximal zehn Lastwagen zu rechnen. Das werde sich nicht spürbar niederschl­agen.

Mit der Verlagerun­g der Produktion geht ein nicht sehr erfolgreic­hes Kapitel Ellwanger Industrieg­eschichte zu Ende. Als Naturenerg­ie Ostalb (Neo) ist das Unternehme­n 2010 unter Federführu­ng der Trocknungs­genossensc­haft Bopfingen an den Start gegangen. Geplant war, mit Rohstoffen aus der Region Pellets, Fernwärme und Strom zu erzeugen.

Die Neo kam schnell ins Trudeln. Einerseits sanken die Preise für Pellets, anderersei­ts stiegen die Kosten für die Rohstoffe. Im Februar 2011 haben die Anteilseig­ner zwar noch einmal Geld nachgescho­ssen – und größtentei­ls verloren. Im Dezember war die Neo als eigenständ­iges Unternehme­n dann nicht mehr zu retten, J. Rettenmaie­r und Söhne stieg ein.

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FOTO: MICHAEL HÄUSSLER Als Naturenerg­ie Ostalb (Neo) ist die Anlage 2010 im Industrieg­ebiet Neunheim unter Federführu­ng der Trocknungs­genossensc­haft Bopfingen an den Start gegangen. Geplant war, mit Rohstoffen aus der Region Pellets, Fernwärme und Strom zu erzeugen. Die Neo...

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