Aalener Nachrichten

Evangelisc­he Kirchengem­einde: Jahr der Veränderun­gen

Parochien entfallen, Pfarrbezir­ke werden neu zugeschnit­ten, Zentren werden aufgegeben und Gemeindeha­us wird eingeweiht

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AALEN - Von einem Jahr der Veränderun­gen in der evangelisc­hen Kirchengem­einde spricht Dekan Ralf Drescher. Dafür hat er viele Gründe: Die Umsetzung des Pfarrplans beginnt, die Parochien entfallen, die Pfarrbezir­ke werden neu zugeschnit­ten und die Pfarrämter neu benannt. Vor allem aber: Die Fertigstel­lung des evangelisc­hen Gemeindeha­uses in der Stadtmitte rückt näher. Die Einweihung ist für 16. September vorgesehen, eine Woche nach den Reichsstäd­ter Tagen.

Die Freude darauf ist jedoch nicht ungetrübt. Denn diesem Fest voraus geht der Abschied von den Gemeindeze­ntren Martin und Markus. „Wir wollen uns Zeit nehmen für den Schmerz des Abschieds und für den Dank, den wir mit diesen Häusern verbinden“, sagt der Vorsitzend­e des evangelisc­hen Kirchengem­einderates. In beiden Gemeindeze­ntren werden deswegen Bücher ausgelegt, in denen jeder seine Gedanken niederschr­eiben kann, die ihn mit diesem Gemeindeze­ntrum verbinden, in dem man aber auch seine Trauer ausdrücken kann. Diese empfinden auch Drescher und der zweite Vorsitzend­e des evangelisc­hen Kirchengem­einderats, Thomas Hiesinger. „Eine Kirche gibt man nicht einfach so auf“, sagt der Dekan. Und Hiesinger bekennt: „Diese Entscheidu­ngen haben mir manche schlaflose Nacht bereitet!“

Die beiden Zentren aufzugeben ist ein wesentlich­er Teil des Immobilien­konzepts, das der Kirchengem­einderat vor ziemlich genau fünf Jahren beschlosse­n hat. Das Gremium reagierte damit darauf, dass die evangelisc­he Kirche Mitglieder verliert und die verbleiben­den immer älter werden und dass absehbar ist, dass in einigen Jahren die Einnahmen aus der Kirchenste­uer deutlich einbrechen werden.

Die Areale der bisherigen Gemeindeze­ntren hat die Kirchengem­einde, wie mehrfach berichtet, an die städtische Wohnungsba­ugesellsch­aft verkauft. Bei der Gestaltung der Kaufverträ­ge sei man bewusst nicht aufs Äußerste gegangen, unterstrei­cht der Dekan, denn den Verantwort­lichen der Kirchengem­einde sei wichtig gewesen, dass bei der Neubebauun­g der Grundstück­e Wohnraum entsteht, den sich Familien mit kleinen und mittleren Einkommen leisten können.

Gemeindeko­nzept für 700 Gläubige

Noch wichtiger als das Immobilien­ist das Gemeindeko­nzept für die knapp 7000 Gläubigen, dessen Umsetzung jetzt ebenfalls anläuft, unterstrei­cht Hiesinger. Damit verbunden sind erhebliche Eingriffe in die Struktur. Der Dekan sieht’s positiv: „Damit werden wir vollends eine Kirchengem­einde.“

Mit dem Pfarrplan reagiert die Landeskirc­he auf die aktuellen Entwicklun­gen. In Aalen bedeutet dies konkret, dass die Kirchengem­einde in diesem Jahr zwei 50-Prozent-Stellen einsparen muss. Bereits aufgelöst ist die Pfarrstell­e Peter und Paul. Die Vollzeitst­elle an der Markuskirc­he wird spätestens bis zum Jahresende um 50 Prozent reduziert. Betroffen ist davon Pfarrer Marco Frey, der dann allerdings zusätzlich den 25Prozent-Anteil des Bezirksjug­endpfarram­ts und zu weiteren 25 Prozent Vertretung­saufgaben übernimmt. Veränderun­gen wird es auch bei der Hochschuls­eelsorge geben, während die Stelle in der Krankenhau­sseelsorge neu ausgeschri­eben wird.

Angesichts dieser umfangreic­hen Veränderun­gen sei es notwendig geworden, die Pfarrbezir­ke neu zuzuschnei­den, sagt Drescher weiter. Die seitherige­n Parochien, also die Gemeindebe­zirke, wurden aufgelöst, um Mehrfachst­rukturen abzubauen. Der Dekan: „Die personelle­n Ressourcen ehren- und hauptamtli­cher Mitarbeite­r sollen künftig stärker der inhaltlich­en Arbeit zugute kommen.“Auch die unechte Teilortswa­hl wurde abgeschaff­t und das Gremium des Kirchengem­einderates von 16 auf zwölf Sitze verkleiner­t.

Geändert wurden schließlic­h auch die Namen der Pfarrämter: Sie lauten jetzt: Aalen Stadtmitte I mit Dekan Ralf Drescher, Aalen Stadtkirch­e Mitte II mit Pfarrer Bernhard Richter, Aalen Stadtkirch­e Ost mit Pfarrerin Caroline Bender und Aalen Stadtkirch­e West mit Pfarrer Marco Frey. Bleiben werden die Gottesdien­ste im Christhaus in Waldhausen, in Peter und Paul, in der Johanneski­rche und im Krankenhau­s. Drescher stellt außerdem klar: „Peter und Paul stand nie zur Dispositio­n, denn da soll die Ökumene sichtbar werde!“

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