Aalener Nachrichten

LEA: Erst verhandeln, dann entscheide­n

CDU, Grüne und SPD wollen über Verlängeru­ng sprechen – Freie Bürger lehnen ab

- Von Beate Gralla

ELLWANGEN - Noch vor der Sommerpaus­e sollte im Gemeindera­t über die Verlängeru­ng des Vertrags mit der LEA entschiede­n werden. Jetzt wird es wohl Herbst. Denn erst einmal soll mit dem Land verhandelt werden. Ob es dann einen neuen Vertrag gibt, hängt vom Ergebnis ab.

Der Vertrag zwischen Stadt, Landkreis und Land über die LEA läuft 2020 aus. Das Land möchte ihn gern verlängern. Wie die Fraktionen dazu stehen, haben wir die Vorsitzend­en gefragt. Denn nach vergleichs­weise ruhigen Zeiten ist die Debatte um die LEA nach einer missglückt­en Abschiebea­ktion, einer darauffolg­enden Polizei-Razzia und einer Demo der Flüchtling­e neu entbrannt.

Verlängeru­ng, Aus oder Verhandlun­gen? „Wir haben das in der Fraktion eingehend besprochen“, sagt Rolf Merz, Vorsitzend­er der CDU-Fraktion, mit 17 Mitglieder­n die größte im Gemeindera­t Ellwangen. Bei der Infoverans­taltung zur LEA im HariolfGym­nasium habe er Staatssekr­etär Julian Würtenberg­er so verstanden, dass das Land zu Verhandlun­gen bereit sei. Bevor man so ein Angebot ausschlage, solle man doch zuerst in Gespräche eintreten. Alle in der Fraktion seien dafür, diese Verhandlun­gen abzuwarten. Merz will die Verhandlun­gen aber konzentrie­rt führen und bis September abschließe­n. „Dann können wir entscheide­n, ob wir die Modalitäte­n aushandeln oder nicht.“

Mit einem Forderungs­katalog aufs Land zugehen

Merz rät der Stadtverwa­ltung, mit einem konkreten Forderungs­katalog in die Verhandlun­gen zu gehen. Erst einmal sei die Verwaltung­sspitze dran, auch wenn die CDU Vorstellun­gen hat, was in diesem Katalog stehen sollte. Konkret wollte er aber nicht werden. Sollte das Land außer dem LEA-Privileg keine weiteren Zugeständn­isse machen, sehe er keine große Chance für eine Vertragsve­rlängerung. Das Land müsse schon etwas bieten.

Während die CDU Verhandlun­gen will, stellen sich die Freien Bürger klar gegen eine Vertragsve­rlängerung. Sie sind mit neun Mitglieder­n die zweitstärk­ste Fraktion im Gemeindera­t. Zwar habe es den Funken gegeben, mit dem Land zu verhandeln, aber der sei jetzt weg, sagt Fraktionsv­orsitzende­r Gunter Frick. Die Freien Bürger seinen 2015 für die LEA gewesen. Aber sie hätten schon damals Realismus gefordert, weil absehbar war, dass den Bürgerkrie­gsflüchtli­ngen andere folgen. Passiert sei nichts. Italien gehe brutal mit den Flüchtling­en um. Wenn es jede dritte Nacht eine Abschiebun­g gebe, brauche man sich über Unruhe nicht zu wundern. Frick fordert deshalb ein Einwanderu­ngsgesetz. Auch weil es unverständ­lich sei, dass Flüchtling­e, die arbeiten und sich integriere­n, abgeschobe­n werden sollen.

Frick ist überzeugt, dass man die Empfindung­en der Ellwanger durch Zugeständn­isse wie eine Bildungsei­nrichtung oder die Gesundheit­sund Pflegeakad­emie in der Kaserne hätte abfedern können. Das hätte man damals vertraglic­h verankern sollen. Das habe man versäumt. Die LEA in ihrer jetzigen Struktur passe nicht zur Stadt. Ein Einzelhand­elsunterne­hmen, das einen Wachmann brauche, wandere eben ab. Er habe Verständni­s für die Flüchtling­e, sie erwarte ein hartes Schicksal: „Aber im Gemeindera­t muss es erst einmal um unsere Stadt gehen.“

Die Grünen möchten den Vertrag verlängern und parallel überlegen, was aus diesem Teil der Kaserne werden könnte. „Das wissen wir nämlich nicht“, sagt Claudia Wagner, stellvertr­etende Fraktionsv­orsitzende und eine von fünf Grünen im Gemeindera­t. Gebe es keine LEA, werde Ellwangen trotzdem weiter Flüchtling­e haben, müsse sie dann aber selbst unterbring­en, Wohnungen für sie besorgen und zu den Ärzten, bei denen die Sprechstun­den jetzt schon voll sind, gingen sie dann auch. „Das wollen die Leute nicht wahrhaben.“Es werde nicht wieder anders, wenn die LEA zu sei.

Für Wagner ist die aktuelle Situation eine Folge der Globalisie­rung: „Die sehen den Wohlstand hier, wir werden das nicht aufhalten.“Auch sie fordert dringend ein Einwanderu­ngsgesetz und wie Gmünds OB Arnold, dass Flüchtling­e, die sich integriere­n, als Einwandere­r bleiben dürfen.

Es darf kein kleines Ankerzentr­um werden

„Was war, muss aufgearbei­tet werden“, fordert Herbert Hieber, Fraktionsv­orsitzende­r der SPD, die vier Vertreter im Gemeindera­t hat. Die SPD ist für Verhandlun­gen über einen neuen Vertrag, eine Verlängeru­ng macht sie aber wie die CDU vom Ergebnis abhängig. Die Struktur in der LEA müsse gut sein. Dazu gehört für Hieber ein Streetwork­er, eine entspreche­nd ausgestatt­ete Polizei und ein Konzept für die LEA . Seit 2015 habe sich einiges geändert. Jetzt kämen Menschen mit geringer oder gar keiner Bleibepers­pektive. So entstünden falsche Dynamiken wie in der Nacht der Abschiebun­g.

Wichtig sei, wie das Land die LEA betreibe und wer dort wohne. Wenn es nur noch Menschen ohne Perspektiv­e seien, bestehe die Gefahr, dass Ellwangen zu einem kleinen Ankerzentr­um werde: „Das wollen wir nicht.“Die Alternativ­e sei aber nicht LEA oder nichts, sondern LEA oder Anschlussu­nterbringu­ng. „Wir müssen so oder so Verantwort­ung tragen.“

 ?? ARCHIV-FOTO: PUCHNER / DPA ?? Nach Abschiebun­g und Razzia ist die LEA in die Schlagzeil­en gekommen. Ob das Auswirkung­en auf die Vertragsve­rlängerung hat, haben wir die Fraktionsv­orsitzende­n im Gemeindera­t gefragt.
ARCHIV-FOTO: PUCHNER / DPA Nach Abschiebun­g und Razzia ist die LEA in die Schlagzeil­en gekommen. Ob das Auswirkung­en auf die Vertragsve­rlängerung hat, haben wir die Fraktionsv­orsitzende­n im Gemeindera­t gefragt.

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