„Vom Dinkel-Korn zum Dinkel-Brot“
Landwirtschaftliche Kultur- und Technikfreunde laden am 29. Juli zum Dinkel-Erntefest ein
ELLWANGEN-NEUNSTADT (sj) – Dinkel ist eine sehr alte Getreidesorte. Als erste Urgetreideform in Mittelund Nordeuropa wurde sie schon in der Jungsteinzeit angebaut. Das nährstoffreiche Getreide wird insbesondere von Allergikern hoch geschätzt. Dinkelbrot erfreut sich ob seiner Bekömmlichkeit zunehmender Beliebtheit. Unter dem Motto „Vom Dinkel-Korn zum Dinkel-Brot“lädt der Verein „Landwirtschaftliche Kultur- und Technikfreunde“deshalb am Sonntag, 29. Juli, ab 10 Uhr zu einem Dinkelerntefest in die Lagerhalle des Neunheimer Kartoffelbauers und Direktvermarkters Anton Wagner nach Neunstadt in die Rohnholzstraße 28 ein.
Hildegard von Bingen (1098 bis 1179) räumte dem sehr robusten Dinkel und seiner Heilkraft einen zentralen Platz in ihrer Ernährungslehre ein. Die heilkundige Naturforscherin schrieb: „Dinkel ist das beste Getreide, fettig und kraftvoll und leichter verträglich als alle anderen Körner. Es verschafft dem, der es isst, ein rechtes Fleisch und bereitet ihm gutes Blut. Die Seele des Menschen macht er froh und voll Heiterkeit.“
Dinkel wird weniger gespritzt
Bäckermeister Pius Ehrler bevorzugt für seine handwerklichen Erzeugnisse Rohstoffe aus der Region. Deshalb ist der „Virngrund-Bäcker“, der seinen Backbetrieb in Neunheim hat, eine Kooperation mit dem Neunheimer Kartoffelbauern und Direktvermarkter Anton Wagner eingegangen. Wagner baut in Neunstadt Dinkel an. Der Dinkel wird im Spelz gedroschen. Gemahlen wird der robuste und anspruchslose Dinkel in der Heimatsmühle in Aalen. „Unser Bestreben ist das natürliche Backen ohne Zusatzstoff“, sagt Pius Ehrler: „Mit Sauerteig und Vorteig.“Das DinkelVollkornbrot wurde vom Deutschen Brotinstitut, dem Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks, zum Brot des Jahres 2018 ausgerufen. „Der Dinkel wird viel weniger gespritzt als das normale Korn“, weiß Ehrler.
Beim DinkelErntefest am 29. Juli zeigen die „Landwirtschaftlichen Kulturund Technikfreunde“aus Killingen unter dem Motto „Von der Sichel bis zum Mähdrescher und dem Backen von Brot im Holzbackofen“, wie früher geerntet, gedroschen, gemahlen und gebacken wurde. Wie der Vorsitzende des 42 Mitglieder zählenden und 2014 gegründeten Vereins, Wolfgang Walter, verdeutlicht, will der Verein alte Kultur und altes Brauchtum lebendig halten. „Wir wollen nicht die Asche aufbewahren, sondern die Flamme weitertragen“, sagt er. Die Feste der vergangenen Jahre hatten den Roggen (2015), die Kartoffel (2016) und das Erntedankfest mit Kartoffeln, Äpfeln, Kraut und Rüben (2017) zum Motto. „Einer allein kann so ein Fest gar nicht auf die Füße stellen“, sagt Wolfgang Walter. Deshalb hat sich der Verein sechs regionale Partner mit ins Boot genommen.
„Für jeden Besucher wird dieses Fest ein Erlebnis“, verspricht Kartoffelbauer Anton Wagner. So können Kinder ihr eigenes Brot backen. Auch eine alte Breitdreschmaschine und ein Mühlenfahrrad sind in Betrieb, und die Dreschflegelfreunde Maihingen führen das Dreschen mit dem Dreschflegel vor. Beim Prominentenwettbewerb dreschen Bürgermeister Volker Grab und Lippachs Ortsvorsteher Rudolf Haas singend mit dem Flegel. Anton Wagner ist mit Kartoffelgerichten vertreten. Sein Kühllager kann vor Ort besichtigt werden. Dort gibt es auch ein kleines Kino. Die Heimatsmühle zeigt alte Getreidesorten, die jetzt wieder rekultiviert werden, wie Emmer, Einkorn, Waldstaudenroggen und Lichtkornroggen.
Mahlen mit der Steinmühle
Sie werden in der Heimatsmühle schonend und in Kleinmengen auf einer Steinmühle gemahlen. „Vor 30 Jahren gab es so gut wie keinen Dinkelanbau mehr“, weiß Prokurist Helmut Winter: „Jetzt hat der Dinkel sich wieder zu einer Feldfrucht entwickelt.“
Die Imkerei Bauer aus Altmannsrot ist mit einem Schaukasten mit Bienen, mit einer historischen Schleuder und einer Blühaktion, als Augenweide für die Besucher, präsent und stellt ihr regionales Honigsortiment mit über 20 Honigsorten sowie anderen Honigspezialitäten vor. Die Gärtnerei Schönherr aus Baldern stellt ihren Gemüseanbau, ihren Lieferservice mit gesundem Pausensnack für Kindergärten und Schulen sowie ihre Obst- und Gemüsekiste frei Haus vor. Thomas Fuchs von der Metzgerei Fuchs aus Eigenzell sorgt für Grillwürste (in Dinkelwecken), Gyros, Hamburger und Co. „Wir sind aus der Landwirtschaft gewachsen und haben 250 Schweine im Durchlauf“, sagt Fuchs über seinen Metzgereibetrieb, der dieses Jahr 20 Jahre alt ist.
Die Veranstaltung beginnt um 10.30 Uhr mit einem Erntedankgottesdienst mit Pfarrer Anton Forner. Zum Frühschoppen und Mittagstisch spielt der Musikverein Röhlingen auf.
„Dinkel ist das beste Getreide, fettig und kraftvoll und leichter verträglich als alle anderen Körner.“Hildegard von Bingen