Land ehrt einen praktischen Visionär
Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut überreicht Dieter Kress baden-württembergische Staufermedaille
AALEN - Eine der höchsten Auszeichnungen des Landes hat Dieter Kress erhalten. Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut überreichte dem früheren Mapal-Chef eine goldene Staufermedaille.
Kress gelte diese Auszeichnung in besonderem Maße, so die Ministerin, da er sich neben dem Unternehmen auch für die Hochschule und den öffentlichen Bereich eingesetzt habe. „Was Sie erreicht und aufgebaut haben, ist wahrlich beeindruckend.“Nicht weniger beeindruckend sei die Art und Weise und ebenso seine Persönlichkeit, die hinter diesem Erfolg stehe. Er habe Aufgaben in Angriff genommen und sich immer neue Ziele gesetzt. Dabei sei bestimmt nicht alles auf Anhieb geglückt, trotzdem habe er nie aufgegeben.
Mapal sei schon international tätig gewesen als Globalisierung noch ein Fremdwort war, auch die eigene Entwicklungsforschung sei früh etabliert worden.
Bezeichnend für den Umgang mit den Mitarbeitern sei auch, dass während der Wirtschaftskrise keine betriebsbedingten Kündigungen ausgesprochen worden seien. Kress habe den Umsatz seit er die Firma übernommen hat, verhundertfacht. „Da wird einem fast schwindelig“, sagte Hoffmeister-Kraut.
Dabei habe Kress sich immer mit der Region identifiziert und war Mitglied in vielen Gremien. Mehrere Langzeitarbeitlose seien bei Mapal zu einer Ausbildung gekommen –„eine vorbildliche soziale Verantwortung“, lobte die Ministerin.
Von OB und Landrat „ausgeheckt“
Oberbürgermeister Thilo Rentschler berichtete, dass er zusammen mit dem Landrat das Ganze „ausgeheckt“und die Medaille für Kress beim Land beantragt habe. Dankbar dafür, dass er in dieser Hinsicht erhört wurde, wolle er der Ministerin gleich weitere Wünsche nach Stuttgart mitgeben. Der OB nannte den Hochschulausbau, die Elektrifizierung der Brenzbahn und bat um mehr Geld für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und für die Schulbausanierung und die Digitalisierung.
Dieter Kress stehe für ihn, der BWL und VWL studiert habe, exemplarisch für die erfolgreiche Umsetzung aller wichtigen Unternehmensstrategien, die der OB in unzähligen Vorlesungen gehört habe. Beispielsweise über solide Wachstumsstrategien, Finanzierungsstrategien oder Internationalisierungsstrategien.
Er freue sich ganz besonders, dass die Firma Mapal sich auch in Afrika, in Mosambik, gemeinsam mit der Stadt Aalen und der Hochschule engagieren wird. „Wenn wir jungen Menschen eine Bleibeperspektive in ihrer Heimat bieten, die Armut vor Ort bekämpfen und Bildungschancen – lokal – ermöglichen, haben alle Menschen etwas davon, ob im Norden oder im Süden.“Ansonsten stehe wieder eine Situation wie vor zwei bis drei Jahren zu befürchten.
Kress habe ihm einmal gesagt, dass er 50 Jahre ein Paradies für einen Unternehmer erlebt habe, was die Freiheit im öffentlichen Bereich anbelangt, sagte Hochschulrektor Gerhard Schneider. Sowohl in dieser Zeit als auch während der genannten Krise, als Kress sagte, dass man sich im freien Fall befinde und nicht wisse, wo man lande, habe er das Unternehmen mit Ruhe geführt. Die Art, wie er mit Entscheidungen umgehe, ob aus dem Bauch oder nicht, habe er von dem Unternehmer gelernt. Er habe den Tipp bekommen, dass man einfach richtig entscheiden müsse. Für die Hochschule sei der „praktische Visionär“Kress ein wichtiger Begleiter, Berater und Förderer gewesen.
Dank an die Mitarbeiter
Kress, der mit den Worten ans Pult trat, dass er sich schon noch daran gewöhnen werde, so lange warten zu müssen, bis er auch ein paar Worte sagen dürfe, bezog seine Mitarbeiter in die Auszeichnung mit ein. Er habe die Zusammenarbeit zwischen Stadt, Hochschule und Industrie als gut empfunden. „In Aalen gibt es den direkten Draht und kurze Entscheidungswege.“
Dabei könne er das Umfeld heute mit Blick auf USA und China nicht mehr so positiv sehen. Europa solle eigentlich ein starkes Gegengewicht zu den USA darstellen, die heute eher Gegner als Förderer der Europäer seien. China müsse als wachsende Industriemacht mit einberechnet werden, auch die Digitalisierung stelle wachsende Anforderungen.
Jochen Kress, der das Unternehmen zum 1. Januar 2018 von seinem Vater übernommen hat, berichtete von einer gelungenen Übergangszeit. Es laufe – auf Schwäbisch – „gar net so schlecht“.
Im Anschluss trug sich Kress, der im vergangenen Jahr seinen 75. Geburtstag gefeiert hatte, in das Goldene Buch der Stadt Aalen ein.