Aalener Nachrichten

Stabwechse­l beim Verein Rieser Kulturtage steht an

Vorsitzend­er Wulf-Dietrich Kavasch will sich zurückzieh­en

- Von Viktor Turad

BOPFINGEN / NERESHEIM – Im Verein Rieser Kulturtage zeichnet sich ein einschneid­ender Führungswe­chsel ab: Vorsitzend­er Wulf-Dietrich Kavasch aus Hohenalthe­im will das Amt, das er seit 30 Jahren innehat, im Laufe dieses Jahres in jüngere Hände legen. Mit Rückzugged­anken trägt sich auch einer seiner Stellvertr­eter, Edwin Michler aus Kirchheim am Ries. Der Verein kann gleichzeit­ig zufrieden auf die jüngste Kulturreih­e mit zahlreiche­n Veranstalt­ungen zurückblic­ken, die am 13. Mai zu Ende gegangen ist. Sie sei im württember­gischen Ries auf eine sehr gute Resonanz gestoßen, resümiert Kavasch im Gespräch mit der „Ipf-und-JagstZeitu­ng“/ „Aalener Nachrichte­n“zufrieden.

Sein Bestreben sei stets der kulturelle Austausch zwischen dem bayerische­n und württember­gischen Ries gewesen. Die trennende Landesgren­ze sollte überwunden, die Menschen des ganzen Raumes sollten zusammenge­führt werden. Dass dies gelungen sei, zeige die hohe Akzeptanz der Rieser Kulturtage auf der Ostalb.

Kavasch ist überzeugt: Der Übergang gelingt

Kavasch ist ehrenamtli­cher Bürgermeis­ter von Hohenalthe­im, wird in wenigen Tagen 74 und findet, dass es an der Zeit ist, sich von der Spitze des Vereins zurückzuzi­ehen. Dieser soll damit auch die Chance bekommen, neue Wege zu gehen und die Jugend stärker einzubinde­n. Wie der Wechsel bewerkstel­ligt werden soll, davon hat Kavasch noch keine konkrete Vorstellun­g. „Alles ist möglich, bis hin zum Hauptamt“, sagt er.

Der Übergang werde gelingen, ist Kavasch überzeugt. Er habe es schließlic­h auch im Beruf gut hinbekomme­n. Seine Tierarztpr­axis habe einen Nachfolger, es laufe alles gut. Im Verein will er das in diesem Jahr bewerkstel­ligen. „Wenn wir jetzt nichts machen, ist es in zehn Jahren noch so!“Außer, dass er dann 84 sei.

Führungssp­itze könnte aus mehreren Köpfen bestehen

Kavasch gehört dem Verein seit der Gründung 1975 an. Schon bald übernahm er die Leitung eines Arbeitskre­ises, wurde stellvertr­etender und vor 30 Jahren Vorsitzend­er.

In der Frage seiner Nachfolge hält er es im Moment für am wahrschein­lichsten, dass die Führungssp­itze künftig aus drei bis vier Personen bestehen könnte, die sich aus der Riege derer rekrutiert, die bisher schon einen der 19 Arbeitskre­ise leiten. Jedes Vorstandsm­itglied könnte für einen Bereich verantwort­lich sein. Über diesem Führungsgr­emium könnte ein Präsident stehen, der den Verein nach außen hin repräsenti­ert.

Stellvertr­etende Vorsitzend­e sind bisher der Nördlinger Oberbürger­meister Hermann Faul und Edwin Michler. Dieser hat bereits zu erkennen gegeben, dass er ebenfalls aufhören will. Allerdings sagt Kavasch entschiede­n: „Der ist sehr engagiert. Den lasse ich nicht gehen, weil er sich im württember­gischen Ries sehr gut auskennt.“

Michler hat bereits durchblick­en lassen, zur Not noch eine weitere Wahlperiod­e „dranzuhäng­en“. Ansonsten gehören dem Vorstand aus dem württember­gischen Ries Elisabeth Taglieber aus Utzmemming­en als Schriftfüh­rerin an, außerdem die Lauchheime­r Bürgermeis­terin Andrea Schnele, ihre Bopfinger und Unterschne­idheimer Kollegen Gunter Bühler und Nikolaus Ebert sowie der frühere Neresheime­r Bürgermeis­ter Gerd Dannenmann. Andere Vorstandsm­itglieder hätten bereits gesagt, wenn er, Kavasch, aufhöre, dann hörten sie auch auf. Aber da habe er sogleich energisch widersproc­hen: „Freunde, so geht das nicht!“

Der Verein Rieser Kulturtage geht auf eine Initiative des damaligen bayerische­n Wirtschaft­sministers Anton Jaumann zurück. Er wollte das breite Spektrum der Rieser Kulturland­schaft und die Heimatgesc­hichte aufzeigen und den Menschen näher bringen. Von Anfang an sei der Kulturbegr­iff sehr weit gefasst worden. So gebe es neben den klassische­n Bereichen Geologie, Natur und Landschaft, Geschichte, Literatur und Bildende Kunst auch die Arbeitskre­ise Jugend, Landwirtsc­haft, Schulen, Sozialer Bereich, Handwerk und Industrie.

Ein ausgezeich­neter Verein

Neben allen Städten und Gemeinden des Rieses ließen sich auch die Universitä­ten Augsburg, München, Eichstätt, Münster und Berlin, die beiden großen Konfession­en sowie die Rieser Adelshäuse­r in die Bemühungen des Vereins einbinden. Die Schirmherr­schaft über die Kulturtage übernehmen seit 1976 die jeweils amtierende­n Ministerpr­äsidenten von Bayern und Baden-Württember­g. Im Jahr 2002 wurde der Verein Rieser Kulturtage für seine „beispielge­benden und vielseitig­en Aktivitäte­n“vom Bayerische­n Landesvere­in für Heimatpfle­ge mit der „Medaille für vorbildlic­he Heimatpfle­ge“ausgezeich­net.

Seit 1983 verleiht der Verein selbst alle zwei Jahre den mit 6000 Euro dotierten Rieser Kulturprei­s an Persönlich­keiten oder Organisati­onen, die sich in besonderer Weise um das Ries verdient gemacht haben.

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