Stabwechsel beim Verein Rieser Kulturtage steht an
Vorsitzender Wulf-Dietrich Kavasch will sich zurückziehen
BOPFINGEN / NERESHEIM – Im Verein Rieser Kulturtage zeichnet sich ein einschneidender Führungswechsel ab: Vorsitzender Wulf-Dietrich Kavasch aus Hohenaltheim will das Amt, das er seit 30 Jahren innehat, im Laufe dieses Jahres in jüngere Hände legen. Mit Rückzuggedanken trägt sich auch einer seiner Stellvertreter, Edwin Michler aus Kirchheim am Ries. Der Verein kann gleichzeitig zufrieden auf die jüngste Kulturreihe mit zahlreichen Veranstaltungen zurückblicken, die am 13. Mai zu Ende gegangen ist. Sie sei im württembergischen Ries auf eine sehr gute Resonanz gestoßen, resümiert Kavasch im Gespräch mit der „Ipf-und-JagstZeitung“/ „Aalener Nachrichten“zufrieden.
Sein Bestreben sei stets der kulturelle Austausch zwischen dem bayerischen und württembergischen Ries gewesen. Die trennende Landesgrenze sollte überwunden, die Menschen des ganzen Raumes sollten zusammengeführt werden. Dass dies gelungen sei, zeige die hohe Akzeptanz der Rieser Kulturtage auf der Ostalb.
Kavasch ist überzeugt: Der Übergang gelingt
Kavasch ist ehrenamtlicher Bürgermeister von Hohenaltheim, wird in wenigen Tagen 74 und findet, dass es an der Zeit ist, sich von der Spitze des Vereins zurückzuziehen. Dieser soll damit auch die Chance bekommen, neue Wege zu gehen und die Jugend stärker einzubinden. Wie der Wechsel bewerkstelligt werden soll, davon hat Kavasch noch keine konkrete Vorstellung. „Alles ist möglich, bis hin zum Hauptamt“, sagt er.
Der Übergang werde gelingen, ist Kavasch überzeugt. Er habe es schließlich auch im Beruf gut hinbekommen. Seine Tierarztpraxis habe einen Nachfolger, es laufe alles gut. Im Verein will er das in diesem Jahr bewerkstelligen. „Wenn wir jetzt nichts machen, ist es in zehn Jahren noch so!“Außer, dass er dann 84 sei.
Führungsspitze könnte aus mehreren Köpfen bestehen
Kavasch gehört dem Verein seit der Gründung 1975 an. Schon bald übernahm er die Leitung eines Arbeitskreises, wurde stellvertretender und vor 30 Jahren Vorsitzender.
In der Frage seiner Nachfolge hält er es im Moment für am wahrscheinlichsten, dass die Führungsspitze künftig aus drei bis vier Personen bestehen könnte, die sich aus der Riege derer rekrutiert, die bisher schon einen der 19 Arbeitskreise leiten. Jedes Vorstandsmitglied könnte für einen Bereich verantwortlich sein. Über diesem Führungsgremium könnte ein Präsident stehen, der den Verein nach außen hin repräsentiert.
Stellvertretende Vorsitzende sind bisher der Nördlinger Oberbürgermeister Hermann Faul und Edwin Michler. Dieser hat bereits zu erkennen gegeben, dass er ebenfalls aufhören will. Allerdings sagt Kavasch entschieden: „Der ist sehr engagiert. Den lasse ich nicht gehen, weil er sich im württembergischen Ries sehr gut auskennt.“
Michler hat bereits durchblicken lassen, zur Not noch eine weitere Wahlperiode „dranzuhängen“. Ansonsten gehören dem Vorstand aus dem württembergischen Ries Elisabeth Taglieber aus Utzmemmingen als Schriftführerin an, außerdem die Lauchheimer Bürgermeisterin Andrea Schnele, ihre Bopfinger und Unterschneidheimer Kollegen Gunter Bühler und Nikolaus Ebert sowie der frühere Neresheimer Bürgermeister Gerd Dannenmann. Andere Vorstandsmitglieder hätten bereits gesagt, wenn er, Kavasch, aufhöre, dann hörten sie auch auf. Aber da habe er sogleich energisch widersprochen: „Freunde, so geht das nicht!“
Der Verein Rieser Kulturtage geht auf eine Initiative des damaligen bayerischen Wirtschaftsministers Anton Jaumann zurück. Er wollte das breite Spektrum der Rieser Kulturlandschaft und die Heimatgeschichte aufzeigen und den Menschen näher bringen. Von Anfang an sei der Kulturbegriff sehr weit gefasst worden. So gebe es neben den klassischen Bereichen Geologie, Natur und Landschaft, Geschichte, Literatur und Bildende Kunst auch die Arbeitskreise Jugend, Landwirtschaft, Schulen, Sozialer Bereich, Handwerk und Industrie.
Ein ausgezeichneter Verein
Neben allen Städten und Gemeinden des Rieses ließen sich auch die Universitäten Augsburg, München, Eichstätt, Münster und Berlin, die beiden großen Konfessionen sowie die Rieser Adelshäuser in die Bemühungen des Vereins einbinden. Die Schirmherrschaft über die Kulturtage übernehmen seit 1976 die jeweils amtierenden Ministerpräsidenten von Bayern und Baden-Württemberg. Im Jahr 2002 wurde der Verein Rieser Kulturtage für seine „beispielgebenden und vielseitigen Aktivitäten“vom Bayerischen Landesverein für Heimatpflege mit der „Medaille für vorbildliche Heimatpflege“ausgezeichnet.
Seit 1983 verleiht der Verein selbst alle zwei Jahre den mit 6000 Euro dotierten Rieser Kulturpreis an Persönlichkeiten oder Organisationen, die sich in besonderer Weise um das Ries verdient gemacht haben.