Mehr Bio ist noch lange nicht genug
Erstes Netzwerktreffen der Bio-Musterregion in Heidenheim
HEIDENHEIM-TALHOF (ij) - Bei einem Netzwerktreffen mit rund 50 Beteiligten aus dem Kreis Heidenheim und angrenzenden Kommunen des Ostalbkreises sind die weiteren Schritte auf dem Weg zu mehr Bio, einer besseren Vermarktung und umfassender Bio-Bildungsarbeit erörtert worden. Geplant ist zudem eine große Auftaktveranstaltung.
Die gute Nachricht für das BioNetzwerk ist bereits Anfang dieses Jahres gekommen: Der Landkreis Heidenheim wurde da gemeinsam mit fünf angrenzenden Kommunen im Ostalbkreis als sogenannte BioMusterregion in Baden-Württemberg ausgewählt. Das Projekt soll in den kommenden Monaten richtig gepuscht werden. Unter anderem ist dazu eine große Auftaktveranstaltung geplant.
Die Pläne hierfür ebenso wie der aktuelle Sachstand wurden vonseiten des Landkreises beim Netzwerktreffen im Café Walden auf dem Talhof vorgestellt, zu dem Vertreter der gesamtem Wertschöpfungskette von Bio-Lebensmitteln ebenso wie zahlreiche Bürgermeister und Mitglieder von Einrichtungen oder Verbänden, wie dem Hotel- und Gaststättenverband oder der Landeswasserversorgung, gekommen waren.
Das Ziel aller Beteiligten in der Bio-Musterregion ist klar definiert: Der Anteil und das Ansehen von BioLebensmitteln in der Region sollen noch weiter erhöht werden – und natürlich sollen noch mehr Verbraucher auf Bio umsteigen. „Wir wollen das Ökobewusstsein stärken“, so der Heidenheimer Landrat Thomas Reinhardt. Die Regionalität spiele dabei eine zentrale Rolle. Es gelte das Motto „Aus der Region für die Region“. Weitere wichtige Punkte seien die Vernetzung der Akteure und die Verbesserung der biologischen Vielfalt.
In Heubach: Wer auf Glyphosat verzichtet, zahlt keine Pacht
Wie ganz konkret ein Beitrag zu mehr Biodiversität geleistet werden kann, dafür liefert die Stadt Heubach – ebenfalls Teil der Bio-Musterregion – seit kurzem ein Beispiel: Bei Verzicht auf Glyphosat werde den Landwirten die Pacht erlassen, berichtete Bürgermeister Frederick Brütting. Stellvertretend für die beteiligten Kommunen im Ostalbkreis machte er zudem deutlich, dass in diesen fünf Nachbarkommunen zwar noch nicht so viel Bio-Landwirtschaft betrieben werde, doch die Bereitschaft sehr hoch sei.
Jede Menge Impulse können hierfür aus dem Kreis Heidenheim kommen, wo die Bio-Landwirtschaft nicht nur sehr stark ist, sondern auch eine sehr lange Tradition hat. Von den Anfängen der Ökobewegung im Kreis berichteten die Landwirte Hans-Peter Mack und Rainer Gansloser, die beide beispielhaft auf die lange Geschichte des Talhofs, „einer der ältesten Demeter-Betriebe der Welt“, verwiesen. Sehr deutlich wurden die Erwartungen an die BioMusterregion formuliert: Es dürfe nicht nur über Bio-Lebensmittel geredet, sondern diese müssen auch eingesetzt werden, forderte Mack, der unter anderem mehr Aufklärung der Verbraucher, die Schulung von Lehrern und Erziehern zum Thema gesunde Lebensmittel und eine stärkere Förderung der Regionalität von Bio-Lebensmitteln ansprach. Ein Plädoyer für die Regionalität hielt auch Gansloser, selbst seit 35 Jahren Bio-Bauer, der hierbei die konventionellen Landwirte mit im Boot sieht. Besonderen Handlungsbedarf sieht er beim Umgang der Menschen mit Lebensmitteln: „Wenn ein Drittel der von uns Landwirten korrekt erzeugten Lebensmitteln weggeworfen wird, ist das falsch, da müssen wir was machen und schon bei den Kindern anfangen.“
Damit stieß er auf offene Ohren. „Wir wollen mehr Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit für regionale Bio-Produkte“, so Landrat Reinhardt, der mit diesen Themen ebenfalls direkt in den Kindergärten und Schulen ansetzen möchte. Eine Maßnahme wurde hierfür bereits in die Vorschlagsliste aufgenommen: die Unterstützung von Erziehern und Lehrern bei der Umsetzung eigener Kleinprojekte zum Anbau von Kräutern und Gemüse gemeinsam mit den Kindern. Der Landrat versprach zudem, sich für die von Gansloser angesprochene Umsetzung des Projekts „Lernort Bauernhof“im Kreis Heidenheim stark zu machen.
Beispiele für zahlreiche weitere angedachte Maßnahmen wurden ebenfalls beim Netzwerktreffen präsentiert: Als möglicher neuer Absatzmarkt wurden etwa Großküchen definiert. Zudem soll mehr Bio-Regionales in den Lebensmitteleinzelhandel gebracht werden.
Mandy Pflanz, stellvertretende Leiterin des Fachbereichs Landwirtschaft im Landratsamt Heidenheim, schilderte die weiteren Schritte in der Musterregion: Die Aktionen verschiedenster Akteure sollen künftig über einen Regionalmanager gesteuert werden, die Ausschreibung der Stelle soll voraussichtlich noch im Juni erfolgen.
Auftaktveranstaltung am 8. Juli in Sontbergen
Für Mitte des Jahres ist außerdem eine Auftaktveranstaltung geplant: Am 8. Juli wird auf dem Betrieb Dauner in Sontbergen der offizielle Projektstart zeitgleich mit einer Aktion zur Gläsernen Produktion erfolgen.