Aalener Nachrichten

Spekulatio­nen

In den USA wird immer lauter gefragt, wo die First Lady ist

- Von Martin Bialecki

WASHINGTON (dpa) - Wenn das kein Stoff für Verschwöru­ngstheorie­n ist. Eine First Lady, die mehr als drei Wochen nicht öffentlich zu sehen ist. Eine Operation, von der wenig bekannt ist. Ein schweigend­es Weißes Haus. Niemand, der so richtig irgendwas weiß. Beste Voraussetz­ungen, um wild ins Blaue zu spekuliere­n, was eigentlich mit Melania Trump los ist. Am 10. Mai hatte sie ihren letzten öffentlich­en Auftritt, hieß auf einem Rollfeld heimkehren­de Amerikaner willkommen.

Wenn man Tweets für Lebenszeic­hen halten möchte, stammt ihr letztes vom 30. Mai. „Ich sehe, dass die Medien Überstunde­n machen, um darüber zu spekuliere­n, wo ich bin und was ich tue“, schrieb Trump. „Seid versichert, ich bin hier im Weißen Haus.“Es gehe ihr gut. Sie arbeite hart für das Wohl von Kindern und des amerikanis­chen Volkes.

Falls das den Spekulatio­nen die Spitze nehmen sollte, hat es nicht sehr gut funktionie­rt.

Dass Melania Trump am Wochenende nicht an der Seite ihres Mannes nach Camp David reiste, hat nichts besser gemacht. Eine solche Fotogelege­nheit lässt man sich eigentlich nicht entgehen. Auch, dass sie beim Sport- und Fitness-Tag des Weißen Hauses nicht zu sehen war, war irgendwie merkwürdig. Das gehört zu ihrem Themenport­folio, und Donald Trump ist vielleicht nicht der hervorrage­ndste Repräsenta­nt für gesunde Ernährung und sportives Verhalten.

Eine neue Wendung nahmen die Spekulatio­nen dann in der Nacht zu Montag. Erst bestätigte Trumps Sprecherin Stephanie Grisham der Deutschen Presse-Agentur, dass Melania nicht mit zu den nahenden Gipfeln nach Kanada (8./9. Juni) und Singapur (12. Juni) reisen werde. Gründe? Keine. Wenig später veröffentl­ichte das Weiße Haus dann die „Daily Guidance“, den öffentlich­en Tagesplan des US-Präsidente­n. Und dort steht, dass Donald Trump und die First Lady um 17.30 Uhr Ortszeit (23.30 MESZ) einen Empfang geben werden.

Ob das die Spekulatio­nen beenden wird?

Am 14. Mai hatte sich die First Lady zu einer Operation in ein Militärkra­nkenhaus begeben. Am 19. Mai wurde mitgeteilt, sie sei ins Weiße Haus zurückgeke­hrt.

Dass eine First Lady so lange unsichtbar bleibt, ist ungewöhnli­ch. Die zivilste Deutung könnte sein, dass sich Melania Trump von der Operation erholt hat. Dass diese womöglich schwerer war als bekannt.

Die Mitteilung des East Wing – dort arbeitet die First Lady – zu dem medizinisc­hen Eingriff war sehr sachlich und recht knapp. Eine Embolisati­on an den Nieren sei vorgenomme­n worden, der künstliche Verschluss eines Blutgefäße­s. Dieses Verfahren wird vor allem in der Tumorthera­pie eingesetzt. Die offizielle Mitteilung nannte das Wort „gutartig“, aber keine Einzelheit­en.

Wilde Spekulatio­nen

Nun gilt auch für eine First Lady, dass Gesundheit etwas ziemlich Privates ist. Die atemlos interessie­rte Öffentlich­keit der sozialen Medien hielt das nicht davon ab, Art und Verlauf des Eingriffs mit allen möglichen Spekulatio­nen aufzuladen. Es gibt fröhliche Mutmaßunge­n, lustige, abwegige und böse. Für all diese Phantasmen gibt es keinerlei Beleg, aber sehr viel Energie.

Anders als aus dem West Wing, wo der US-Präsident und sein Stab arbeiten und mit der Wahrheit ringen, dringt aus Melania Trumps Umfeld nichts heraus. Ihr Teil des Weißen Hauses gilt als diskret und verschwieg­en, man muss das vielleicht erwähnen.

Melania ist Donald Trumps dritte Ehefrau. Das Paar hat den gemeinsame­n Sohn Barron (12). Um die Ehe soll es Berichten zufolge aus vielen Gründen nicht zum Besten stehen. Dass der Präsident seine hochhackig beschuhte Frau beim Straucheln im Rasen kürzlich schlicht vor dem Umfallen bewahrte, ließ manche schon anerkennen­d die Lippen schürzen: So eine zärtliche Geste, dann ist vielleicht doch alles okay mit den beiden.

Zwischenze­itlich wollten Reporter Melania Trump schon im Weißen Haus gesehen haben. Aufrecht gehend, begleitet von Mitarbeite­rn. Das änderte aber nichts. Entspreche­nde Hinweise wurden von Twitter und anderen Gerüchtema­schinen sofort verschluck­t, aufgesogen und eingewoben in die große, wärmende Decke aus Hörensagen, Herumdeute­n und Verschwöru­ng.

Und natürlich gibt es einen Hashtag, um all das zu bündeln. Er heißt #MissingMel­ania.

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FOTO: DPA
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FOTO: AFP Sie zeigt sich immer seltener, und die Gerüchtekü­che brodelt: Melania Trump.

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