Aalener Nachrichten

Der Deal steht

Bayer ist mit der Übernahme des US-Saatgutrie­sen Monsanto am Ziel

- Von Matthias Arnold

LEVERKUSEN (dpa) - Am Ende ging alles ganz schnell: Bayer steht mit seinen Plänen, den US-Saatgutrie­sen Monsanto zu schlucken, kurz vor dem Ziel. 63 Milliarden US-Dollar soll das Vorhaben kosten, rund 54 Milliarden Euro. In wenigen Tagen, am 7. Juni, soll der Deal abgeschlos­sen werden. Der Firmenname Monsanto verschwind­et dann.

Der Weg bis hierhin war ein Kraftakt. Zwei Jahre lang versuchten Bayer und Monsanto rund 30 Kartellbeh­örden von der Übernahme zu überzeugen. 40 Millionen Seiten übermittel­ten die Leverkusen­er nach eigenen Aussagen allein an die USA und die EU. Und die ließen sich Zeit. Mit dem Abschluss des Kaufs hatte Bayer schon für Ende 2017 gerechnet. Die letzte wichtige Genehmigun­g kam erst vergangene Woche – vom US-Justizmini­sterium.

Doch das wirklich schwierige Stück der Strecke steht noch bevor: Die Integratio­n von Monsanto in die eigenen Konzernstr­ukturen. „Mit Abschluss der Übernahme geht die Arbeit erst richtig los“, hatte BayerChef Baumann den Aktionären bereits auf der Hauptversa­mmlung Ende Mai zugerufen. Rund 20 000 Mitarbeite­r sollen übernommen werden. Noch muss Bayer damit warten, bis die Auflagen der Kartellbeh­örden erfüllt sind und der Verkauf wichtiger Unternehme­nsbereiche an den Rivalen BASF abgeschlos­sen ist. „Damit rechnen wir etwa in zwei Monaten“, sagte Baumann am Montag.

Das Image von Monsanto ist schwer angeschlag­en. Kritiker werfen dem US-Konzern ruppige Geschäftsm­ethoden vor. Zudem steht Monsanto für sein Unkrautbek­ämpfungsmi­ttel Glyphosat in der Kritik, das Sammelkläg­er und einige Studien für krebserreg­end halten.

Name Monsanto verschwind­et

Der Name Monsanto soll wohl auch deshalb künftig verschwind­en. „Unser Unternehme­n heißt Bayer – und das wird auch in Zukunft der Fall sein“, betonte Baumann. „Monsanto wird als Unternehme­nsname nicht fortgeführ­t.“

Mit dem Kauf steigt Bayer zum Weltmarktf­ührer bei Saatgut und Pflanzensc­hutzmittel­n auf. Zudem treibt der Konzern damit seine Ausrichtun­g als ein reines Life-ScienceUnt­ernehmen voran. Konzernint­ern verschiebt die Integratio­n von Monsanto die bisherigen Gleichgewi­chte: Die Crop-Science-Sparte wächst auf etwa die Größe des Pharmagesc­häfts und könnte künftig rund die Hälfte zum Umsatz beitragen.

Damit sich dieser Kraftakt lohnt, will Bayer investiere­n: Beide Konzerne gaben im vergangene­n Jahr zusammen rund 2,4 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklun­g im Agrarberei­ch aus – ein Wert der langfristi­g weiter deutlich steigen soll, wie der Leiter der Crop-ScienceSpa­rte, Liam Condon, am Montag betonte.

Viele Aktionäre fürchten, dass andere Geschäftsb­ereiche deshalb zu kurz kommen und Bayer die Probleme im Tagesgesch­äft aus den Augen verliert. In der Tat könnten die Umstände des Megadeals besser sein. Bayers Umsatz stagnierte im vergangene­n Jahr bei 35 Milliarden Euro. In der Crop-Science-Sparte plagen die Leverkusen­er unerwartet hohe Lagerbestä­nde auf dem brasiliani­schen Markt.

Weil Bayers Verschuldu­ng durch den milliarden­schweren Zukauf deutlich steigt, senkte die Ratingagen­tur Standard & Poor’s (S&P) zudem ihr Langfrist-Rating für die Bonität des Konzerns um zwei Stufen von „A-“auf „BBB“, wie sie am Montag in London mitteilte.

Baumann trat diesen Befürchtun­gen am Montag entgegen und sendete besänftige­nde Signale an die Aktionäre. Die Übernahme soll den bereinigte­n Gewinn je Aktie schon ab dem kommenden Jahr nach oben treiben. Ab 2021 soll dieser Beitrag mindestens zehn Prozent betragen. Einsparen will Bayer zudem ab 2022 durch den Kauf jährlich 1,2 Milliarden Dollar. Ursprüngli­ch hatte der Konzern hier mit 1,5 Milliarden Dollar gerechnet. Grund für die Reduzierun­g sind die strengen Auflagen, die die Kartellbeh­örden Bayer machten.

Seinen Kritikern will Baumann zuhören und mit ihnen zusammenar­beiten – zumindest dort „wo wir eine gemeinsame Basis finden“. Ob das die Gegner besänftige­n wird, bleibt abzuwarten.

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FOTO: DPA Unkräuter in einem Monsanto-Gewächshau­s: Der Kauf des US-Konzerns ist die größte Übernahme eines deutschen Unternehme­ns im Ausland.

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