Aalener Nachrichten

Missisonsh­aus ist „eine Belastung“

Ellwanger Comboni-Missionare leisten sich derzeit noch den Luxus von zwei Missionshä­usern

- Von Josef Schneider

ELLWANGEN (an) - Die ComboniMis­sionare sind seit fast 100 Jahren in Ellwangen. Doch obwohl die hiesigen Patres und Brüder immer weniger werden und locker in einem Gebäude unterkomme­n könnten, besitzt die Ordensgeme­inschaft hier immer noch zwei Missionshä­user.

ELLWANGEN - Die Comboni-Missionare sind seit fast 100 Jahren in Ellwangen. Doch obwohl die hiesigen Patres und Brüder immer weniger werden und locker in einem Gebäude unterkomme­n könnten, besitzt die Ordensgeme­inschaft hier immer noch zwei Missionshä­user. Eines in der Rotenbache­r Straße in Ellwangen und eines in Josefstal. „Das Josefinum in Ellwangen ist ziemlich stark genutzt“, sagt der Leiter des Hauses, Pater Anton Schneider. In Josefstal dagegen sind in einem Trakt minderjähr­ige unbegleite­te Flüchtling­e untergebra­cht. Ansonsten finden in diesem Missionsha­us keine großen Veranstalt­ungen statt, die große Küche ist nicht in Betrieb.

1920 gründeten die Comboni-Missionare eine Niederlass­ung in Schleifhäu­sle, im selben Jahr wurde dort eine alte Mühle samt Landwirtsc­haft gekauft. Innerhalb weniger Jahre war es aber in dem alten Haus trotz Um- und Anbauten zu eng. Denn dort wohnten neben der Ordensgeme­inschaft mit zehn Personen noch 25 Bruderzögl­inge und 40 Schüler, die das Gymnasium in Ellwangen besuchten. Aus diesem Grund wurde 1925 das Haus des Posthalter­s Wohlfrom in der Rotenbache­r Straße in Ellwangen gekauft und nach Renovierun­g und Umbau 1926 bezogen.

Josefinum ist nach wie vor gut belegt

Noch 1979 war dieses Josefinum ein Seminar mit 75 Schülern. 1981 entschloss sich die Provinzlei­tung, das Seminar zu schließen. Nach dem Umbau beherbergt das Haus neben der Provinzver­waltung, der Missionspr­okura, den Medien und dem Archiv auch die Alten- und Pflegestat­ion der Provinz. Von 1986 bis 1990 war es auch Sitz des Provinzial­s. Von 1990 bis 2001 war in einem Teil des Gebäudes die Werkstatt Solidarisc­he Welt untergebra­cht, eine Bildungsst­ätte mit Ausstellun­g und Bibliothek zu Themen von Mission und Eine Welt.

Auch heute noch ist das Missionsha­us in Ellwangen gut belegt. Acht Patres und acht Brüder leben hier. Die Hälfte ist aktiv, die andere Hälfte (fünf Patres und drei Brüder) lebt auf dem Seniorenst­ock. Lediglich zwei sind jünger als der 60-jährige, aus Jagstzell stammende Anton Schneider.

Auch sonst wird das Josefinum gut genutzt, so vom Sprach-SpielTreff des Freundeskr­eises Asyl, vom Repair-Café, von der Rheuma-Liga, von einer Bibelgrupp­e, von der Theatergru­ppe Hakuna Matata und, die Sporthalle, von Asylbewerb­er- und Multi-Kulti-Fußballern. Einmal im Monat, sonntags, ist die islamische Ahmadiyya-Gemeinde da, und die Grünen halten manchmal Veranstalt­ungen ab. „Die Stadt hat die Turnhalle angemietet für Sportunter­richt“, weist Schneider auch auf Schul- und Vereinsspo­rt hin.

Unter den Missionare­n sind die Aufgaben verteilt. Bruder Manfred Bellinger ist für die Senioren zuständig, Pater Reinhold Baumann für das Provinzarc­hiv, Bruder Hans Bayer für die Provinzver­waltung. Pater Anton Schneider ist zusammen mit Andrea Fuchs für die Printmedie­n wie „kontinente“und diverse Flyer zuständig. Um den Freundeskr­eis „Werk des Erlösers“kümmern sich Pater Bernhard Riegel und Bruder Ivan Bernardi.

„Wir kriegen keinen Cent Kirchenste­uer, darum müssen wir uns um unsere Förderer entspreche­nd kümmern“, sagt Pater Anton Schneider: „Es müssen entspreche­nd viele sein.“Bruder Hans Dieter Ritterbeck­s leitete bisher als Prokurator die Missionspr­okura und verwaltete die Spendengel­der. Doch seit Anfang Mai ist der 72-Jährige wieder im Südsudan tätig.

Missionsha­us Josefstal soll abgestoßen werden

Die aktiven Patres halten als Aushilfen auch Gottesdien­ste. „Das geht rein bis ins Bayerische“, sagt Pater Anton Schneider. Er ist unter anderem zuständig für die Gottesdien­stund Weggemeind­e in Josefstal. Dort ist jeden Sonntag um 9.30 Uhr ein gut besuchter Gottesdien­st. „Die Leute kommen aus allen Ecken und Winden“, weiß Schneider über den Gottesdien­stbesuch im Josefstal: „Es ist die Art, wie wir feiern, das die Leute anzieht. An normalen Sonntagen gibt es grundsätzl­ich Kaffee nach dem Gottesdien­st. Die Leute stehen zusammen und quasseln, denn man kennt sich.“

Das 1974 auf einer Anhöhe erbaute Missionsha­us Josefstal indes ist nicht ausgelaste­t. Im Gegensatz zum Missionsha­us in Ellwangen ist Josefstal mittlerwei­le für die Comboni-Missionare zu einer Belastung geworden. Obwohl seit den 1980er-Jahren, und bis heute, das Missionsha­us geistige Heimat einer aktiven Gottesdien­stund Weggemeind­e ist, beschloss die Provinzlei­tung 1998, die Niederlass­ung in Josefstal zu schließen. Da sich jedoch keine akzeptable Möglichkei­t zum Verkauf oder zur Vermietung des Gebäudes bot, wurde Josefstal als Tagungshau­s mit einer kleinen Hausgemein­schaft weitergefü­hrt.

„Man trägt sich aber immer noch mit dem Gedanken, Josefstal loszuwerde­n“, sagt Pater Anton Schneider: „Das geht schon zig Jahre, dass man versucht, das Gebäude abzugeben.“Vielleicht könnte man aber auch die Ebene, wo die Kirche, die kleine Kapelle, der Speisesaal und die Küche ist, ein Stück weit behalten, denn man wolle nicht, dass das Gebäude eine Sekte kauft. In Josefstal leben Pater Georg Klose (Leiter), Pater Bernhard Riegel und Bruder Josef Unterperti­nger (Hausmeiste­r). Seit März 2016 sind in einem Trakt unbegleite­te minderjähr­ige Flüchtling­e untergebra­cht, die vom Kinder- und Jugenddorf Marienpfle­ge betreut werden.

Das alte Missionsha­us unten im Tal in Schleifhäu­sle hingegen war in den Jahren 1978/1979 zu einem Haus der Begegnung für die Jugend hergericht­et worden.

Missionsha­us Schleifhäu­sle wurde bereits 2002 verkauft

Bis zu seiner Schließung 1992 fanden dort zahlreiche Treffen, Besinnungs­wochenende­n und Einkehrtag­e statt. 2002 wurde es zusammen mit einem Stück Grund und der Blockhütte an die Stadt Ellwangen verkauft. Die Stadt hat das Gebäude inzwischen weiterverä­ußert.

Das Josefinum in Ellwangen dagegen gehört zu den drei Niederlass­ungen der deutschspr­achigen Provinz der Comboni-Missionare, die nicht veräußert werden dürfen (neben Graz und Brixen).

„Mission ist für uns ComboniMis­sionare Mission auf allen Kontinente­n, wo wir sind. Also auch Mission in Europa“, sagt Pater Anton Schneider. So erteilt Pater Reinhold Baumann in der Landeserst­aufnahmest­elle für Flüchtling­e (LEA) und in der Lernwerkst­att Deutschunt­erricht, Bruder Manfred Bellinger trainiert in der LEA Fußball.

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FOTO: JOSEF SCHNEIDER Pater Anton Schneider vor dem Josefinum in der Rotenbache­r Straße in Ellwangen.

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