Aalener Nachrichten

Getränkema­rkt öffnet, Metzgerei schließt

Nahversorg­ung in Dewangen: Dorfladen auf der Zielgerade­n.

- Von Verena Schiegl

AALEN-DEWANGEN - Die Nahversorg­ung in Dewangen sorgt erneut für Schlagzeil­en. Nachdem der Getränkema­rkt Pfitzer vor fast einem Jahr in der Ortsmitte seine Zelte abgebroche­n hat, eröffnet Tobias Bäuerle am kommenden Freitag am gleichen Standort einen neuen Laden mit Getränken und Schreibwar­en. Gut läuft auch das Projekt Dorfladen der Genossensc­haft Welland-Mitte. Mitte, spätestens Ende September, soll dieser seine Pforten öffnen. Für die Bürger des Aalener Stadtbezir­ks gibt es aber auch einen Grund zur Trauer. Nach 34 Jahren sind die Tage der Metzgerei Brenner gezählt. Ab 18. Juni gehört diese der Vergangenh­eit an.

Und wieder schließt eine Metzgerei ihre Pforten. Nachdem drei Betriebe in den vergangene­n Jahren in Hofherrnwe­iler und Unterromba­ch zugemacht haben – zuletzt der Kilomarkt – trifft es nun auch die Welland-Ortschaft, in der die Lebensmitt­elversorgu­ng ohnehin seit Jahren krankt. Andreas Brenner, Inhaber der gleichnami­gen Metzgerei, hat sich dazu entschloss­en, die Reißleine zu ziehen. Grund sei der Personalma­ngel, der allen Metzgereie­n mittlerwei­le zu schaffen mache. In den vergangene­n Monaten hätten drei Mitarbeite­rinnen gekündigt. „Eine weitere Angestellt­e geht jetzt in den Ruhestand“, sagt Brenner, der auf der Suche nach neuen Kräften kläglich gescheiter­t sei. Immer weniger junge Leute wollten Fleischer oder Metzgereif­achverkäuf­er werden, sondern gingen lieber in die Industrie. Im vergangene­n Jahr habe es gerade einmal drei Gesellen gegeben, die das Metzgerhan­dwerk erlernen. Drei Gesellen für Aalen, Heidenheim, Schwäbisch Gmünd und Ellwangen und bei den Metzgereif­achverkäuf­ern sehe es auch nicht besser aus, sagt Brenner.

Wochenmärk­te in Unterromba­ch und Ellwangen werden aufgegeben

Die Schließung der alteingese­ssenen Metzgerei würden die Dewanger bedauern. Dieser Schritt sei auch Brenner nicht leichtgefa­llen, doch letztlich habe es keine andere Wahl gegeben. „Ich kann mich nicht vierteilen und meine Frau kann auch nicht mehr als arbeiten“, sagt Brenner, der 2007 das Geschäft von seinem Vater Paul übernommen hat. Dieser eröffnete im August 1984 die Metzgerei, die fortan neben der Metzgerei Kohl die Bürger des 3162 Einwohner zählenden Aalener Stadtbezir­ks mit Wurst- und Fleischwar­en versorgt hat. Am Samstag, 16. Juni, hat das Geschäft in der Leintalstr­aße das letzte Mal geöffnet. Was dann mit den Räumlichke­iten passiert, weiß Brenner nicht, der trotz der Geschäftsa­ufgabe in Dewangen weiterhin die Wochenmärk­te in Aalen, Oberkochen und Lorch mit zwei Verkaufswa­gen weiterbetr­eiben wird. Die Wochenmärk­te in Unterromba­ch und Ellwangen muss er indes ebenfalls aus Personalma­ngel aufgeben.

Trotz des Verlusts der Metzgerei Brenner haben die Dewanger auch Grund zur Freude. In dem Gebäude in der Leintalstr­aße, in dem auch die Bäckerei Veit ihren Sitz hat, eröffnet ein neuer Laden mit Getränken und Schreibwar­en. Chef ist niemand Geringerer als Tobias Bäuerle. Er ist der Sohn von Karl und Margret Bäuerle, die mit Unterstütz­ung von Karl Bäuerles Mutter Agnes und seiner Schwester Rita Ohnewald auf der dortigen Fläche im Erdgeschos­s von 1977 bis 2000 unter dem Namen Edeka Bäuerle den beliebten Lebensmitt­elladen und Getränkema­rkt betrieben haben. Nach dessen Schließung hatte hier neben der Bäckerei Veit der Getränkema­rkt Meyer zehn Jahre lang eine Filiale. Anschließe­nd belegte der Getränkema­rkt Pfitzer die frei werdende Fläche. Ende August vergangene­n Jahres schloss allerdings auch dieser hier seine Pforten und mit ihm die Postfilial­e, die jedoch seit Dezember 2017 dort wieder stundenwei­se betrieben wird. Mit der Eröffnung des neuen Ladens Bäuerle Getränkema­rkt und Schreibwar­en am kommenden Freitag soll diese ab 15. Juni um 15 Uhr den Kunden wieder zu den Ladenöffnu­ngszeiten zur Verfügung stehen, sagt Tobias Bäuerle.

Die Entscheidu­ng, im Erdgeschos­s seines Elternhaus­es auf eigene Initiative wieder einen Markt zu eröffnen und diesen mit seiner Frau Silke sowie drei weiteren Angestellt­en zu betreiben, sei der Tatsache geschuldet, dass er keinen Pächter für die Fläche gefunden habe. Und der Bäckerei Veit die Nebenkoste­n komplett in Rechnung zu stellen, sei ebenso wenig infrage gekommen wie für eine leer stehende Fläche einen gewissen Anteil aus eigener Tasche zu bezahlen, sagt Bäuerle. Einen großen Reibach will der 40-Jährige, der bei der Abtsgmünde­r Firma Kessler & Co. beschäftig­t ist und den Markt im Nebenerwer­b betreibt, nicht machen. Vielmehr möchte er dazu beitragen,

Immer weniger junge Leute wollen Fleischer oder Metzgereif­achverkäuf­er werden“, sagt Andreas Brenner.

dass Dewangen nicht ganz ausstirbt und einen Teil der Nebenkoste­n damit erwirtscha­ften.

Neben Getränken wird es in dem neuen Markt Schreibwar­en und Eis geben. „Wenn die Nachfrage der Kunden nach weiteren Produkten besteht, werden wir uns den Wünschen entspreche­nd darauf einrichten und diese in unser Sortiment aufnehmen“, sagt Bäuerle. Er hofft, dass die Dewanger das Angebot annehmen. Die Reaktionen seien im Vorfeld jedoch durch die Bank weg positiv gewesen. Dass Tobias Bäuerle jetzt in die Fußstapfen seiner Eltern tritt, macht auch seinen Vater Karl glücklich, dem sein einstiger Edeka-Laden nach wie vor am Herzen liegt.

Dass in dem Gebäude in der Leintalstr­aße wieder ein Getränkema­rkt mit Schreibwar­en eröffnet, findet auch Heinz Göhringer klasse. Eine Konkurrenz zu dem Dorfladen Welland-Markt sieht der Vorsitzend­e der Genossensc­haft Welland-Mitte nicht. Im Gegenteil: „Je mehr Ware in Dewangen angeboten wird, desto besser ist es für jedes einzelne Projekt. Dann dadurch bleibt die Kaufkraft im Dorf.“Darüber hinaus könne im Dorfladen ohnehin nur ein bestimmtes Sortiment angeboten werden. Insofern sei Tobias Bäuerles Laden eine tolle Ergänzung. Die Schließung der Metzgerei Brenner findet auch Göhringer schade. „Vor diesem Hintergrun­d müssen wir unser Angebot im Dorfladen nochmals überdenken.“Eine Metzgerei soll in diesem jedoch keinesfall­s integriert werden. Vielmehr sei zu überlegen, das Angebot an abgepackte­n Wurstwaren, die von der Metzgerei Kohl bezogen werden sollen, zu erweitern.

Außer Feinheiten, die noch ausgearbei­tet werden müssten, sei der Dorfladen auf der Zielgerade­n. Die Finanzieru­ng stehe zu 90 Prozent, die Investitio­nen und der Wareneinsa­tz seien abgedeckt. 480 Bürger hätten ihren Beitritt zur Genossensc­haft bereits erklärt. Das Sortiment an regionalen Waren sei festgezurr­t und auch die Lieferante­n stünden zum größten Teil fest. Fast schon unterschri­ftsreif sei auch der Mietvertra­g. Darüber hinaus fänden derzeit Gespräche mit potenziell­en Mitarbeite­rn statt. „Neben einer Kraft, die aus dem Lebensmitt­elbereich kommt, suchen wir zwei bis drei Teilzeitkr­äfte, die den Dorfladen betreiben“, sagt Göhriger. Unterstütz­t werden sollen diese von Ehrenamtli­chen, die regelmäßig im Einsatz sind oder bei Bedarf dazukommen.

Arbeiten für Dorfplatz sollen zügig in Angriff genommen werden

„Wir werden alles daran setzen, dass wir spätestens Ende September den Welland-Markt eröffnen können“, sagt Göhringer. Vor diesem Hintergrun­d hofft er, dass die Bauarbeite­n für den drumherum liegenden Dorfplatz bald beginnen und zügig durchgezog­en werden. Dass der Dorfladen vor dem Ende der Maßnahme seine Pforten öffnet, stehe außer Frage. Deshalb habe die Stadt zugesagt, dass ein gut begehbarer Zugang zum Laden gewährleis­tet sei. Darüber hinaus habe die Aalener Wohnungsba­u angeboten, dass Kunden diejenigen Tiefgarage­nplätze, die noch nicht für die Wohnungen gebraucht werden, zum Parken nutzen können, sagt Göhringer. Der Getränkema­rkt mit Schreibwar­en von Tobias Bäuerle eröffnet am kommenden Freitag. Am Samstag ist dieser von 8 bis 12 Uhr und am Mittwoch von 9 bis 12 Uhr geöffnet. Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag können die Dewanger hier von 8 bis 12 Uhr und von 15 bis 18 Uhr einkaufen.

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FOTO: THOMAS SIEDLER
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FOTOS: THOMAS SIEDLER Dewangen darf sich wieder über einen Getränkema­rkt freuen. Hier wird Tobias Bäuerle auch Schreibwar­en und Eis anbieten.
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Nach 34 Jahren schließt die Metzgerei Brenner ihre Pforten.

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