„Die Normannia hat Riesendruck“
Ex-Gmünder Christian Essig mit Essingen am letzten Spieltag im Verbandsliga-Derby
ESSINGEN - Christian Essig hat zwei Jahre für den Fußball-Verbandsligisten Normannia Gmünd gekickt und ist dann vor dieser Saison ausgerechnet zum Erzrivalen TSV Essingen gewechselt. Am vergangenen Spieltag hat der TSV den Klassenerhalt endgültig geschafft, rückt aber dennoch noch einmal so richtig in den Fokus. Unser Rems-Zeitung-Redakteur Timo Lämmerhirt hat sich mit Essig unterhalten und wollte unter anderem von ihm wissen, ob sich der Ex-Gmünder über einen eventuellen Aufstieg der Normannia freuen würde.
Am vergangenen Spieltag hat der TSV nun auch rechnerisch die Klasse gehalten. Dennoch wird Essingen nun am kommenden Samstag das Zünglein an der Waage sein, wenn es um die Vergabe des Meistertitels geht. Wie haben Sie den vergangenen Spieltag selbst erlebt?
Da es für uns vor der Partie beim VfL Pfullingen ohnehin nur noch theoretisch möglich gewesen wäre, abzusteigen, war der Druck nicht unglaublich groß und ist mir nach dem Sieg auch nicht die größte Last von den Schultern gefallen. Na klar haben wir nach unserem 4:2-Erfolg zur Normannia geschaut. Wir wollten dieses Endspiel unbedingt, damit es nicht nur ein lauer Sommerkick wird, sondern es um etwas geht. Jetzt reden wir plötzlich an der Tabellenspitze noch ein Wörtchen mit. Wir sind topmotiviert und möchten natürlich gewinnen.
Wie wird der TSV diese Partie angehen? Klein beigeben im Derby geht schließlich nicht.
Nochmal: Wir möchten diese Partie ganz klar gewinnen, ist doch verständlich. Das hat jetzt aber nicht unbedingt etwas mit dem Derby zu tun. Wir gehen immer in die Partien mit dem Anspruch, den Platz als Sieger zu verlassen. Wir werden die Partie so angehen, als wenn es für uns auch noch um etwas gehen würde.
Wie sehen Sie persönlich die rasante Entwicklung Ihres Ex-Vereins?
Damit konnte man sicherlich nicht rechnen und ich bin mir auch ziemlich sicher, dass der Verein und die Verantwortlichen nicht damit gerechnet haben. Geplant wird dieser Saisonverlauf nicht gewesen sein. Somit ist es wohl für alle Beteiligten etwas überraschend, davor kann man aber nur den Hut ziehen und für den einen oder anderen Spieler, den ich noch kenne, freut es mich natürlich auch. Deswegen wird es aber keinen Freifahrtschein für die Normannia geben. Aber die Entwicklung ist super, ganz klar.
Denken Sie manchmal: Mensch, ich könnte von dieser Normannia noch ein Teil sein ...?
Nein, absolut nicht. Das ist in letzter Zeit schon häufiger an mich herangetragen worden. Es gab unterschiedliche Gründe, warum ich gewechselt bin und es war für mich absolut die richtige Entscheidung, zum TSV Essingen zu wechseln. Außerdem ist die Normannia noch nicht aufgestiegen und wer weiß, was bei uns noch alles passieren wird ...
Ziehen Sie doch mal ein Fazit der Saison.
Die Tatsache, dass wir drei Trainer hatten, spiegelt ja schon ganz gut wider, dass die Saison nicht so verlaufen ist wie wir sie uns vorgestellt hatten. In der Hinrunde haben wir es noch auf unser Verletzungspech schieben können, in der Rückrunde nicht. Wir haben unsere Qualität immer mal wieder aufblitzen lassen, aber nicht konstant. Da war dann häufig der Schlendrian drin und wir haben wenige Spiele auch mal dreckig gewonnen.
„Es muss auf jeden Fall nach dem Leistungsprinzip gehen.“
TSV-Spieler Christian Essig
Mit Erdal Kalin kommt ein neuer Trainer zum TSV Essingen. Wird mit ihm wieder Ruhe einkehren im Verein?
Das hoffen wir natürlich alle sehr. Um das zu beantworten, ist es aber noch etwas zu früh. Es muss auf jeden Fall nach dem Leistungsprinzip gehen, da müssen Namen egal sein und da schließe ich mich natürlich mit ein. So hat Kalin es ja bereits bei seiner Vorstellung angekündigt und ich denke, dass das der richtige Weg sein wird. Ich hoffe schon, dass die Zügel angezogen werden.
Kommen wir zurück aufs Derby: Zu welchen Akteuren der Normannia halten Sie aktuell noch Kontakt und wird sich vor diesem wichtigen Spiel vielleicht sogar noch ausgetauscht?
Sporadisch besteht der Kontakt noch zu einigen Spielern. Allerdings wohne ich in Heidenheim und die Jungs in Gmünd oder sogar Stuttgart. Dazu habe ich mit Frau und Kind vielleicht auch einfach andere Interessen als die jüngeren Ex-Kollegen (schmunzelt). Aber: Vor dem Derby werden wir uns sicherlich nicht mehr austauschen.
Es werden eine Menge Zuschauer erwartet. Müssen Sie da als erfahrener Akteur vielleicht den einen oder anderen Akteur zur Seite nehmen und ihm die Nervosität nehmen?
Puh, schwierig. So etwas habe ich nicht geplant. Das könnte höchstens beim Warmmachen vor dem Spiel passieren, wenn ich sehe, dass jemand im Dreieck springt. Ich glaube aber nicht, dass ich da eingreifen muss.
Hat der TSV eine Chance gegen Gmünd?
(lacht) Ja klar, natürlich. Ich sehe uns nicht in der Außenseiterrolle. Respekt an Gmünd für die Saison, aber eins ist doch auch klar: wir können in dieser Liga jede Mannschaft schlagen. Leider haben wir das in dieser Saison nicht so häufig gezeigt. In diesem einen Spiel können wir aber unserem Publikum zeigen, dass wir mit einem Eventuell-Oberligisten mithalten können. Das ist für uns Motivation genug. Die Normannia hat Riesendruck, mit dem sie erst einmal klarkommen muss und wir können befreit aufspielen.
Würden Sie Ihrem Ex-Verein den Aufstieg gönnen?
Ja natürlich. Ich hatte eine sehr schöne Zeit in Gmünd und die Verantwortlichen und der Verein standen immer hinter mir. Selbst, als bekannt war, dass ich zum TSV wechseln würde, was für den einen oder anderen nur schwer zu verdauen war, ist der Umgang stets sehr respektvoll geblieben. Deswegen: wenn die Normannia es schafft, dann würde ich mich für sie freuen, ganz klar.