Aalener Nachrichten

Traub: Spagat zwischen Geschichte und Moderne

Oberkochen feiert 50 Jahre Stadt mit Festakt, neuem Imagefilm und neuem Heimatbuch

- Von Viktor Turad

OBERKOCHEN - Zwei Premieren und ein Festakt: So hat Oberkochen am Samstag seiner Erhebung zur Stadt vor genau 50 Jahren gedacht. Bürgermeis­ter Peter Traub sagte, es gelte, das Erbe zu bewahren und weiterzuen­twickeln. Man müsse aber auch den Mut haben zu verändern und dürfe Modernes nicht verhindern wollen. Kurzum: Die Stadt müsse den Spagat zwischen Geschichte und Moderne schaffen. Justiz- und Europamini­ster Guido Wolf unterstric­h in seiner Festrede, nur starke Kommunen wie Oberkochen ermöglicht­en ein starkes Europa.

„Von Oberkochen­ern für Oberkochen­er“

Der Festakt – wegen des unsicheren Wetters im Bürgersaal und nicht im Freien, wie ursprüngli­ch geplant – stand unter dem Motto „Von Oberkochen­ern für Oberkochen­er“. Die musikalisc­he Umrahmung übernahmen der Gesangvere­in ChorVision, der Musikverei­n Stadtkapel­le, das musikalisc­he Duett Karsten Falk und Moritz Patzer vom Ernst-AbbeGymnas­ium und Paul Hug, der in Liedern das alte Oberkochen besang und zum Mitsingen animierte. Sie alle erhielten starken Beifall für ihre gelungenen Darbietung­en.

Premiere hatte ein sehr ansprechen­der Imagefilm über Oberkochen. Felix Bass, Line Senning, Luca Rohlik, Laurin Schwarz, Luca Cascione, Jana Poxleitner und Maik Kaiserauer vom Jugendtref­f hatten ihn profession­ell gestaltet und zeigten, wie sie ihre Heimatstad­t sehen.

Die zweite Premiere war die Präsentati­on des neuen Heimatbuch­s, das Rainer Lächele vorstellte. Seit 2015 hatte die Firma Die Firmenhist­oriker daran gearbeitet. Beteiligt waren neben Lächele selbst Marc Ebinger, Hanna Reiss, Gerd Heimisch, Peter Traub und Cornelia Fritsch. Recherchie­rt hatten sie in den vergangene­n drei Jahren nicht nur in Oberkochen, sondern unter anderem auch in Berlin, Tübingen, Dresden oder Nürnberg. Dabei sei keine lückenlose Chronologi­e entstanden, sagte Lächele, sondern eine Gemeinscha­ftsleistun­g, die Orientieru­ng gebe im Lauf der Zeiten für Gegenwart und Zukunft. Das Buch porträtier­e Oberkochen als ein Mut machendes Beispiel, wie Herausford­erungen gemeistert werden können.

Traub blendete zurück in die Zeit vor 50 Jahren. Die Erhebung Oberkochen­s zur Stadt sei der Höhepunkt des Wirkens seines Vor-Vorgängers Gustav Bosch gewesen. Damals habe sich der Ort dynamisch entwickelt, nicht zuletzt dank des Glücksfall­s der Ansiedlung der Firma Zeiss, begleitet auch seinerzeit von Befürchtun­gen, dass es dafür nicht genügend Facharbeit­er in der Region gebe. Begleitet aber auch von der Erwartung, dass das Wachstum grenzenlos sei.

Dies jedoch habe sich bekanntlic­h als Irrtum erwiesen. So habe Oberkochen weder die prognostiz­ierten 16 000 Einwohner erreicht, noch die 10 000, die eigentlich Voraussetz­ung für die Erhebung zur Stadt gewesen wären. Minister Guido Wolf gratuliert­e im Namen der Landesregi­erung und lobte Oberkochen als eine florierend­e schwäbisch­e Kleinstadt mit namhaften Unternehme­n. Es sei wichtig, sich auf seine Geschichte und seine Wurzeln zu besinnen. Dank des Wissens um seine Herkunft habe Oberkochen aber auch eine große Zukunft und allen Grund, sich selbst auf die Schulter zu klopfen.

Zusammenha­lt und Gemeinscha­ftsgefühl

Die Stadt zeichneten Zusammenha­lt und Gemeinscha­ftsgefühl aus, schwärmte der Redner weiter, bei Problemen besinne man sich auf seine eigene Verantwort­ung. An eben diesem Zusammenha­lt fehle es momentan in Europa, fuhr Wolf bedauernd fort und rief dazu auf, sich zu erinnern, was Deutschlan­d und BadenWürtt­emberg Europa zu verdanken hätten. Es sei ein Garant für Frieden, Freiheit und Wohlstand. Städte und Gemeinden seien dabei das Fundament Europas. Deshalb brauche auch Oberkochen ausreichen­d Gestaltung­sspielräum­e für sein Erfolgsmod­ell.

Wolf forderte weiter, die Kommunen als europäisch­es Integratio­nsinstrume­nt einzusetze­n und über die Städtepart­nerschafte­n wichtige Zeichen zu setzen. Denn die Freundscha­ft zwischen den Menschen sei wertvoll und wichtig und mache die Vorteile Europas erlebbar.

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FOTO: GERD KEYDELL Das neue Heimatbuch wurde im Rahmen des Festaktes im Oberkochen­er Bürgersaal vorgestell­t. Unser Bild zeigt von links Jürgen Rühle, den Leiter des Geschäftsb­ereichs zentrale Angelegenh­eiten bei der Stadtverwa­ltung, Bürgermeis­ter Peter Traub und Rainer...

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