Traub: Spagat zwischen Geschichte und Moderne
Oberkochen feiert 50 Jahre Stadt mit Festakt, neuem Imagefilm und neuem Heimatbuch
OBERKOCHEN - Zwei Premieren und ein Festakt: So hat Oberkochen am Samstag seiner Erhebung zur Stadt vor genau 50 Jahren gedacht. Bürgermeister Peter Traub sagte, es gelte, das Erbe zu bewahren und weiterzuentwickeln. Man müsse aber auch den Mut haben zu verändern und dürfe Modernes nicht verhindern wollen. Kurzum: Die Stadt müsse den Spagat zwischen Geschichte und Moderne schaffen. Justiz- und Europaminister Guido Wolf unterstrich in seiner Festrede, nur starke Kommunen wie Oberkochen ermöglichten ein starkes Europa.
„Von Oberkochenern für Oberkochener“
Der Festakt – wegen des unsicheren Wetters im Bürgersaal und nicht im Freien, wie ursprünglich geplant – stand unter dem Motto „Von Oberkochenern für Oberkochener“. Die musikalische Umrahmung übernahmen der Gesangverein ChorVision, der Musikverein Stadtkapelle, das musikalische Duett Karsten Falk und Moritz Patzer vom Ernst-AbbeGymnasium und Paul Hug, der in Liedern das alte Oberkochen besang und zum Mitsingen animierte. Sie alle erhielten starken Beifall für ihre gelungenen Darbietungen.
Premiere hatte ein sehr ansprechender Imagefilm über Oberkochen. Felix Bass, Line Senning, Luca Rohlik, Laurin Schwarz, Luca Cascione, Jana Poxleitner und Maik Kaiserauer vom Jugendtreff hatten ihn professionell gestaltet und zeigten, wie sie ihre Heimatstadt sehen.
Die zweite Premiere war die Präsentation des neuen Heimatbuchs, das Rainer Lächele vorstellte. Seit 2015 hatte die Firma Die Firmenhistoriker daran gearbeitet. Beteiligt waren neben Lächele selbst Marc Ebinger, Hanna Reiss, Gerd Heimisch, Peter Traub und Cornelia Fritsch. Recherchiert hatten sie in den vergangenen drei Jahren nicht nur in Oberkochen, sondern unter anderem auch in Berlin, Tübingen, Dresden oder Nürnberg. Dabei sei keine lückenlose Chronologie entstanden, sagte Lächele, sondern eine Gemeinschaftsleistung, die Orientierung gebe im Lauf der Zeiten für Gegenwart und Zukunft. Das Buch porträtiere Oberkochen als ein Mut machendes Beispiel, wie Herausforderungen gemeistert werden können.
Traub blendete zurück in die Zeit vor 50 Jahren. Die Erhebung Oberkochens zur Stadt sei der Höhepunkt des Wirkens seines Vor-Vorgängers Gustav Bosch gewesen. Damals habe sich der Ort dynamisch entwickelt, nicht zuletzt dank des Glücksfalls der Ansiedlung der Firma Zeiss, begleitet auch seinerzeit von Befürchtungen, dass es dafür nicht genügend Facharbeiter in der Region gebe. Begleitet aber auch von der Erwartung, dass das Wachstum grenzenlos sei.
Dies jedoch habe sich bekanntlich als Irrtum erwiesen. So habe Oberkochen weder die prognostizierten 16 000 Einwohner erreicht, noch die 10 000, die eigentlich Voraussetzung für die Erhebung zur Stadt gewesen wären. Minister Guido Wolf gratulierte im Namen der Landesregierung und lobte Oberkochen als eine florierende schwäbische Kleinstadt mit namhaften Unternehmen. Es sei wichtig, sich auf seine Geschichte und seine Wurzeln zu besinnen. Dank des Wissens um seine Herkunft habe Oberkochen aber auch eine große Zukunft und allen Grund, sich selbst auf die Schulter zu klopfen.
Zusammenhalt und Gemeinschaftsgefühl
Die Stadt zeichneten Zusammenhalt und Gemeinschaftsgefühl aus, schwärmte der Redner weiter, bei Problemen besinne man sich auf seine eigene Verantwortung. An eben diesem Zusammenhalt fehle es momentan in Europa, fuhr Wolf bedauernd fort und rief dazu auf, sich zu erinnern, was Deutschland und BadenWürttemberg Europa zu verdanken hätten. Es sei ein Garant für Frieden, Freiheit und Wohlstand. Städte und Gemeinden seien dabei das Fundament Europas. Deshalb brauche auch Oberkochen ausreichend Gestaltungsspielräume für sein Erfolgsmodell.
Wolf forderte weiter, die Kommunen als europäisches Integrationsinstrument einzusetzen und über die Städtepartnerschaften wichtige Zeichen zu setzen. Denn die Freundschaft zwischen den Menschen sei wertvoll und wichtig und mache die Vorteile Europas erlebbar.