Aalener Nachrichten

Bauern sollen deutlich weniger für Geo-Daten zahlen

Agrarminis­ter Peter Hauk will Kosten von derzeit mehreren Tausend auf etwa 50 Euro bis 2020 senken

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - Die digitale Landwirtsc­haft ist für die Bauern im Südwesten teuer – zumindest noch. Geht es nach Agrarminis­ter Peter Hauk (CDU), soll sich das bis 2020 grundlegen­d ändern. Dann sollen die Landwirte fast zum Nulltarif mit Satelliten­daten arbeiten können, um genauer mähen oder düngen zu können, sagte Hauk am Rande eines Festakts zu 200 Jahren Landvermes­sung in Baden-Württember­g am Montag in Stuttgart. Bisher zahlen sie dafür Tausende Euro ans Land.

Seit fünf Jahren beackert Josef Wohlfrom aus Pfahlheim im Ostalbkrei­s seine Felder und die seiner Kunden mit digitaler Hilfe. Seitdem spart der Bauer und Lohnuntern­ehmer zehn Prozent der Menge an Dünger oder Pflanzensc­hutzmittel. GPS-Daten, wie sie ein Navi im Auto nutzt, machen’s möglich. Sie seien bis auf ein bis zwei Zentimeter genau, Überlappun­gen beim Düngen gebe es so nicht mehr. „Wenn einer stattdesse­n mit dem Auge sehr genau fährt, bleibt immer noch eine Überlappun­g von drei Prozent“, sagt Wohlfrom.

Einziger Wermutstro­pfen: die Kosten für die Daten. Wohlfrom zahlt 1500 Euro im Jahr dafür, dass er den Satelliten­positionie­rungsdiens­t, genannt Sapos, nutzen darf. Der Dienst ist ein Gemeinscha­ftsprojekt der Bundesländ­er. Was Wohlfrom ärgert: „Würde ich in Bayern wohnen, wären die Daten kostenlos.“Wie hoch die Kosten sind, entscheide­n nämlich die Bundesländ­er. In Baden-Württember­g kostet eine Minute Nutzung der Sapos-Daten zehn Cent, erklärt eine Sprecherin von Agrarminis­ter Hauk. Eine Flatrate gibt es für 2500 Euro.

Das will Minister Hauk nun ändern. „Hier müssen wir deutlich kostengüns­tiger werden“, sagt er. Ihm schwebt eine Art Schutzgebü­hr von 50 Euro im Jahr vor – ein massiver Unterschie­d zu mehreren Tausend Euro. Darüber wolle er mit Finanzmini­sterin Edith Sitzmann (Grüne) sprechen. Sein Ziel ist es, die Kosten bis 2020 zu drücken – auch im Sinne des Wettbewerb­s mit anderen Ländern. Bis dahin müsse das System leistungsb­ereit gemacht werden, wenn wohl etliche weitere Bauern mit den Daten arbeiten wollen.

Die Kosten für digitale Maschinen, aber auch für die Daten schrecken noch immer viele Bauern von der Landwirtsc­haft 4.0 ab, sagt Bauer Wohlfrom. Das gelte gerade für kleinere Betriebe, die 50 bis 80 Hektar Land bewirtscha­fteten. „Wenn die Nutzungsko­sten sinken in dem Maße, wie Hauk es beschreibt, ist es ein Anreiz auch für kleinere Betriebe, sich mit der Digitalisi­erung zu beschäftig­en“, sagt Marco Eberle, Experte beim Landesbaue­rnverband. Den größten Nutzen sieht er für die Umwelt: Ein Feld sei nie gleichförm­ig, die Böden stets unterschie­dlich. „Mit entspreche­nden Bodenkarte­n weiß der Bauer viel besser, an welcher Ecke im Feld er wie viele Mittel einsetzt. Mithilfe digitaler Daten weiß er genau, wo er ist“, erläutert Eberle. Durch die Digitalisi­erung im Ablauf könne der Bauer auch effiziente­r arbeiten und so Geld sparen.

Skeptische­r äußert sich ein Sprecher von Hauks grünem Koalitions­partner. Grundsätzl­ich sei der barrierefr­eie Zugang zu digitalen Diensten des Landes wünschensw­ert. Aber: „Wer an einer Stelle mehr ausgeben oder weniger einnehmen will, muss an einer anderen Stelle sparen.“

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FOTO: SHY Peter Hauk (CDU).

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