Aalener Nachrichten

Spanien will Schiff mit 629 Flüchtling­en aufnehmen

Der neue sozialisti­sche Regierungs­chef Pedro Sánchez reagiert nach der Weigerung Italiens und Maltas – Salvini unnachgieb­ig

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ROM (AFP) - Nach der Weigerung Italiens und Maltas hat Spanien sich zur Aufnahme von 629 Flüchtling­en bereit erklärt, die seit dem Wochenende auf einem Schiff im Mittelmeer ausharren müssen. „Es ist unsere Pflicht, dabei zu helfen, eine humanitäre Katastroph­e zu verhindern“, begründete Spaniens neuer, sozialisti­scher Regierungs­chef Pedro Sánchez am Montag die Entscheidu­ng. Italien und Malta hatten sich über die Zuständigk­eiten gestritten.

Den Flüchtling­en auf dem Schiff „Aquarius“solle ein „sicherer Hafen“angeboten werden, teilte die Regierung in Madrid mit. Sánchez habe Valencia für die Aufnahme der Menschen bestimmt. Für die rund 1300 Kilometer bräuchte das Schiff Schätzunge­n zufolge mindestens vier Tage.

Italien und Malta streiten über die Aufnahme von Migranten. Beide Länder sahen am Wochenende jeweils die andere Seite in der Verantwort­ung und blieben trotz internatio­nalen Drucks unnachgieb­ig.

Italiens Innenminis­ter Matteo Salvini von der fremdenfei­ndlichen Lega-Partei erklärte nach der Ankündigun­g Spaniens, die Flüchtling­e aufzunehme­n, im Kurzbotsch­aftendiens­t Twitter: „Sieg“. Es sei das erste Mal, dass ein Boot, das Migranten in Libyen gerettet habe, diese „in einem anderen Hafen als Italien absetzt“, sagte Salvini in Mailand. „Das zeigt, dass sich etwas ändert.“Malta kündigte nach dem Hilfsangeb­ot Spaniens an, das Schiff mit frischen Vorräten zu versorgen. Zudem müsse darüber beraten werden, wie derartige Vorfälle künftig vermieden werden könnten, erklärte Ministerpr­äsident Joseph Muscat. Dies sei eine europäisch­e Frage. Muscat dankte zudem Spanien und warf Italien vor, „internatio­nales Recht verletzt und die festgefahr­ene Situation provoziert“zu haben.

Appell von Merkel

Das UN-Flüchtling­shilfswerk UNHCR hatte Rom und La Valletta am Montag aus humanitäre­n Gründen dringend zur Aufnahme der Flüchtling­e aufgeforde­rt. Den 629 Flüchtling­en an Bord der von der europäisch­en Organisati­on SOS Méditerran­ée gechartert­en „Aquarius“müsse es gestattet werden, „an Land zu gehen“. Ihnen gingen die Vorräte aus. Der Hilfsorgan­isation zufolge sind an Bord auch 123 unbegleite­te Minderjähr­ige, elf kleine Kinder sowie sieben schwangere Frauen. Das Hilfswerk sprach von einem „dringenden humanitäre­n Gebot“. Weiterreic­hende Fragen zu Verantwort­lichkeiten zwischen Staaten müssten angesichts der Notlage später geklärt werden. Die EU-Kommission rief zu einer schnellen Beilegung des Streits auf. Regierungs­sprecher Steffen Seibert sagte, die Kanzlerin rufe alle Beteiligte­n auf, „ihrer humanitäre­n Verantwort­ung gerecht zu werden“.

Salvini zeigte sich am Montag auf Twitter unnachgieb­ig: „Leben zu retten ist eine Pflicht, Italien in ein riesiges Flüchtling­slager zu verwandeln nicht. (...) Diesmal gibt es jemanden, der Nein sagt.“Er reagierte damit unmittelba­r auf das Eintreffen eines weiteren Schiffs der deutschen Nichtregie­rungsorgan­isation Sea Watch vor der Küste Libyens.

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FOTO: DPA Das Rettungssc­hiff „Aquarius“war von der europäisch­en Organisati­on SOS Méditerran­ée gechartert worden.

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