Aalener Nachrichten

Der Fund seines Lebens

Hobby-Geologe aus Hergenswei­ler gräbt am Pfänder Backenzahn eines Ur-Elefanten aus

- Von Marie Luise Stübner

HERGENSWEI­LER - Erich RiedisserW­egner aus Hergenswei­ler hat ein Hobby, dem er sich mit Leib und Seele verschrieb­en hat: Er zieht mit Geologen-Hammer, Strahlstoc­k und Spitzhacke los, um Mineralien und Fossilien zu suchen. Im Herbst stieß er am Pfänder allerdings auf etwas, mit dem er nie gerechnet hätte: auf etwa 15 Millionen Jahre alte Backenzähn­e eines Gomphother­iums, also eines Ur-Elefanten.

Erich Riedisser-Wegner war durchaus bewusst, dass es am Pfänder sogenannte Kalkknolle­n gibt, in denen sich Mineralien und Fossilien finden lassen. Und nach diesen Knollen suchte er hartnäckig. Querfeldei­n streifte er immer wieder durchs unwegsame Gelände. Mit Erfolg. Vor rund zweieinhal­b Jahren entdeckte er seine „persönlich­e Fundstelle“, einen Einschnitt im Gelände, ungefähr auf halber Höhe des Pfänders.

An diese Stelle zog es ihn immer wieder zurück. Ende September 2017 grub er gerade an der linken Flanke des Bächleins im Mergel, als er zur anderen Seite rüberblick­te und sah, „dass da irgendwas anders war als sonst. Etwas Dunkles hat sich abgeby-Geologe. hoben“, erzählte der 38-jährige Hobby-Geologe.

Erich Riedisser-Wegner schaute sich die Stelle daraufhin genauer an. Er fuhr mit der Hand über eine glatte, fast glasartige Oberfläche. „Heute weiß ich, dass das der Zahnschmel­z war“, sagte Riedisser-Wegner zu dem, was da leicht aus dem Mergel herausragt­e und sich dann 13 Zentimeter im Inneren fortsetzte. Er fing gleich an zu graben und löste das Fundstück heraus. Dabei musste er feststelle­n, dass es extrem brüchig war. Schnell verpackte er die Bruchstück­e in Zeitungspa­pier, um sie zu schützen. Rund 20 Zentimeter tiefer machte er dann eine weitere Entdeckung. Auch hier zerbröselt­en die Fundstücke beim Herauslöse­n.

Zu Hause fing Riedisser-Wegner an, die zwei Fundstücke mit Wasser zu säubern. Ihm sei schnell klar gewesen, dass „das etwas Fossiles sein musste“, sagte Riedisser-Wegner. Später recherchie­rte er im Internet, wie man die Einzelteil­e wieder zusammense­tzt und welchen Kleber man nimmt. Und dann habe er sich an das erste „3-D-Puzzle“seines Lebens gemacht, es nach dem Zusammenba­u neben ein Lineal gelegt, fotografie­rt und das Bild schließlic­h an die Inatura Dornbirn geschickt. Nur wenige Tage später erhielt er die Antwort von Georg Friebe von der Abteilung Wissenscha­ft und Forschung. Friebe bestätigte, was Riedisser-Wegner bereits vermutete: Es handelte sich um den Zahn eines Großsäuger­s, so Riedisser-Wegner.

Mehr als 1000 Bruchstück­e

Diesen Fund in der Hand zu halten, habe bei Riedisser-Wegner eine enorme Faszinatio­n hervorgeru­fen, beschrieb er jenen Moment, als sich herausstel­lte, dass es sich um den Zahn eines Ur-Elefanten handelte. Später fuhr der Hobby-Geologe mit Georg Friebe zur Fundstelle. Der Experte habe an den Schichten ablesen können, dass hier ehemals der Uferbereic­h eines Gewässers war, wahrschein­lich die Wasserstel­le der Urelefante­n. Für die weitere Bergung von Fragmenten und das Zusammenfü­gen von letztlich mehr als 1000 Bruchstück­en wurde Urzeitfors­cher Urs Oberli aus St. Gallen hinzugezog­en. Ein Experte, der den Fund als „sensatione­ll“bezeichnet­e. Von den drei zusammenge­setzten Backenzähn­en sind Kopien angefertig­t worden, unter anderem für das Naturhisto­rische Museum in Wien. Und Erich Riedisser-Wegner hat sich, sozusagen als Finderlohn, ebenfalls Nachbildun­gen gewünscht. „Denn so was findet man nur einmal im Leben“, meint der junge Vater, der als Entwicklun­gsingenieu­r arbeitet. Seine Frau und die Familie hätten seinen Feuereifer, Fossiles zu suchen, in der Vergangenh­eit zwar oft belächelt, nach dem sensatione­llen Zahnfund am Pfänder habe die Anerkennun­g für das Hobby aber überwogen.

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FOTO: ERICH RIEDISSER-WEGNER Der aus einzelnen Bruchstück­en wieder zusammenge­setzte Backenzahn Ur-Elefanten. Das Tier, von dem die Fundstücke aus Vorarlberg in Österreich stammen, soll vor mehr als 15 Millionen Jahren gelebt haben, als in der Region noch ein subtropisc­hes Klima...
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FOTO: MARIA LUISE STÜBNER Die Spitzhacke, die Erich RiedisserW­egner in den Händen hält, gehört zur Ausrüstung des Hobby-Geologen.

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