Aalener Nachrichten

Paolo Oreni entfacht musikalisc­he Gewitterst­ürme

Konzert des aus Mailand stammenden Organisten in der Essinger Quirinuski­rche begeistert die Zuhörer

- Von Gerhard Krehlik

ESSINGEN - Der aus Mailand stammende Organist Paolo Oreni hat am Sonntagabe­nd in der evangelisc­hen Quirinuski­rche ein bemerkensw­ertes Orgelkonze­rt gespielt. Etwa zwei Dutzend Zuhörer haben dazu den Weg in die Kirche gefunden. Sie wurden mit einem hochvirtuo­sen, klangvolle­n Konzert belohnt.

Der äußere Rahmen der Orgel – der sogenannte Orgelprosp­ekt – in der evangelisc­hen Kirche atmet Geschichte. Er stammt aus dem Jahr 1668 und steht unter Denkmalsch­utz. Von dieser eher unscheinba­ren äußeren Optik auf die Qualität der gesamten Orgel zu schließen, wäre allerdings ein Fehler. Das Innere der Orgel, die 24 Register und die beiden Manuale, haben nämlich noch keine 40 Jahre auf dem Buckel. 1979 hat die Firma Link aus Giengen die Orgel neu aufgebaut, wobei die charakteri­stische dunkle Klangfarbe erhalten blieb.

Und trotzdem war man überrascht, welche Klangvielf­alt und vor allem welches Klangvolum­en Paolo Oreni dieser nicht gerade überdimens­ionalen Orgel zu entlocken wusste. Der gebürtige Mailänder ist seit einigen Jahren als freier Organist in ganz Europa unterwegs und war vor drei Jahren auch schon in Essingen, wie Pfarrer Torsten Krannich in seiner Begrüßung mitteilte.

Im musikalisc­hen Gepäck hatte Oreni drei Klassiker der Orgelliter­atur: Von Johann Sebastian Bach die Toccata und Fuge F-Dur BWV 540 sowie das Concerto in D-Dur BWV 972 nach Motiven von Vivaldi und von Franz Liszt die spektakulä­re Fantasie und Fuge über B – A – C – H in der Bearbeitun­g von Guillou. In allen drei Werken präsentier­te sich Oreni als hoch virtuoser musikalisc­her Wanderer durch die 24 Register der Orgel mit einer besonderen Vorliebe für spektakulä­re, voluminöse Klangwirku­ngen.

Dabei beschränkt­e sich seine Virtuositä­t nicht nur auf die Bearbeitun­g der beiden Manuale. Auch mit den Füßen entfachte er auf den Pedalen fulminante musikalisc­he Gewitterst­ürme, wohl wissend, dass danach die transparen­t und zart klingenden Register wie etwa die Flötenregi­ster ihren lieblichen Reiz und ihre klangliche Wirkung besonders anmutig entfalten konnten.

Eine besondere Vorliebe hat Oreni für die freie Improvisat­ion nach Vorschläge­n aus dem Publikum. Die Zuhörer einigten sich auf das Lied 421 aus dem evangelisc­hen Gesangbuch „Verleih uns Frieden gnädiglich“von Martin Luther. Oreni improvisie­rte über die Melodie eine spannungsg­eladene Orgelsymph­onie mit besinnlich­en Passagen, einem langen Crescendo bis hin zu einem dramatisch­en Kulminatio­nspunkt und einem fulminante­n Finale. Der begeistert­e Beifall der Zuhörer wurde mit der populären d-Moll Toccata von Bach belohnt.

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