Aalener Nachrichten

Bienen im Stress

Schauschle­udern des Bezirksver­eins für Bienenzuch­t lockt viel Publikum zum Lehrbienen­stand beim Schloss

- Von Josef Schneider

ELLWANGEN - Für 300 Gramm Honig muss eine Biene rund 20 000-mal ausfliegen. Nur eine von vielen Informatio­nen, die die zahlreiche­n Besucher des Schauschle­uderns des Bezirksver­eins für Bienenzuch­t Ellwangen am Sonntagnac­hmittag am Lehrbienen­stand beim Schloss ob Ellwangen erfahren haben. Die Gäste erfuhren dabei allerdings auch, dass die Arbeit für die Bienen immer schwierige­r wird – Urschuld sind die zunehmende­n Wetterextr­eme.

Von einem Sammelflug bringt eine Arbeiterin 25 bis 35 Milligramm Nektar oder bis zu 2,3 Millionen Pollenkörn­er zum heimatlich­en Volk zurück. Bei ihrem Flug von Blüte zu Blüte übernehmen die Honigbiene­n ganz nebenbei die Bestäubung der Blüten. „Ohne unsere Bienen gibt es morgen kein Obst mehr“, verdeutlic­hte die Vereinsvor­sitzende Rita Bauer am Sonntag. Die Imkerin führt den Verein in Doppelspit­ze mit Alois Pfauth, und mit Elena Renner als zweite Vorsitzend­e. Der Verein zählt aktuell rund 225 Mitglieder.

Sinn und Zweck des Schauschle­uderns am Sonntag war es, die Bevölkerun­g wachzurütt­eln und zu sensibilis­ieren, welche Bedeutung die Biene für den Menschen hat und welche Hochachtun­g das Tier für seine Arbeitslei­stung eigentlich verdient hat. Dabei zeigte Rita Bauer auch auf, dass die Arbeit für die Imker immer schwierige­r werde. „Die Wetterextr­eme sind eine große Herausford­erung für uns alle, auf die wir alle noch viel flexibler reagieren müssen“, blickte Rita Bauer auf das bisherige, viel zu warme und extrem trockene Frühjahr.

„Wir müssen lernen, mit weniger auszukomme­n“, meinte hingegen Vorsitzend­er Alois Pfauth. Der Zeitraum, etwas zu ernten, werde für die Imker immer kürzer. „Der Winter war gut, weil kalt und dauerhaft“, sagte er. So sei Anfang April noch Winter mit Minusgrade­n gewesen, aber zwei, drei Tage später praktisch schon Sommer: „Das ist kein Übergang. Das ist für die Königinnen ein Problem.“

„Blitzstart von Winter in Sommer“ist für Bienen problemati­sch

Denn dadurch seien die Bienen in eine Stresssitu­ation gekommen. Die Winterbien­en seien gestorben, und Sommerbien­en seien für die Blütenviel­falt noch nicht genügend vorhanden gewesen, „weil alles zu früh und auf einmal geblüht hat“. So hätten Kirsche und Weide gleichzeit­ig geblüht, und Schlehen seien innerhalb von drei Wochen gekommen. Das sei die kürzeste und schnellste Blühphase gewesen, kritisiert­e Pfauth den „Blitzstart von Winter in Sommer“. Innerhalb von drei bis vier Wochen sei dieses Jahr alles vorbei gewesen, sonst dauere dieser Zeitraum sechs bis acht Wochen. Dennoch sei die Leistungsk­raft der Bienen gigantisch gewesen, sagte Rita Bauer. Doch die Honigerträ­ge sind etwa um die Hälfte weniger als im vergangene­n Jahr.

Mit Einbußen wird auch beim Waldhonig gerechnet. Laut Alois Pfauth sind durch den starken Frost im Februar mit bis zu minus 22 Grad die Eier der Lauspopula­tion, die den Honigtau erzeugen, beeinträch­tigt worden. „Es gibt vereinzelt Inseln, wo es einzelne Population­en gibt, aber viel zu wenig.“Das trockene Wetter und die Hitze benachteil­igten dazu noch die Produktion der Lauspopula­tion, weil die Lymphe zu schnell verholzten.

Neben Kaffee, Kuchen und frischen Honig gab es am Sonntag auch reichlich Informatio­nsmaterial, eine Imkerbörse an Arbeitsger­äten, Königinnen­ableger komplett für eine Imkerei und Saatgut für den Garten, um das Nahrungsan­gebot der Bienen zu verbessern.

 ?? FOTO: JOSEF SCHNEIDER ?? Honigobman­n Robert Köhler (rechts) erklärte beim Schauschle­udern des Bezirksver­eins für Bienenzuch­t Ellwangen am Lehrbienen­stand beim Schloss, wie Honig entsteht. Mit auf dem Bild ist die Vorsitzend­e des Vereins, Rita Bauer (Mitte).
FOTO: JOSEF SCHNEIDER Honigobman­n Robert Köhler (rechts) erklärte beim Schauschle­udern des Bezirksver­eins für Bienenzuch­t Ellwangen am Lehrbienen­stand beim Schloss, wie Honig entsteht. Mit auf dem Bild ist die Vorsitzend­e des Vereins, Rita Bauer (Mitte).

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