Stehende Ovationen in der Stadtkirche
Grandioses Konzert der Jungen Philharmonie Ostwürttemberg
ELLWANGEN (R.) - Das Konzert der Jungen Philharmonie Ostwürttemberg in der Stadtkirche ist ein Ohrenschmaus von der ersten bis zur letzten Note gewesen. Unter der souveränen Leitung von Chefdirigent Uwe Renz begeisterten 50 junge Musikerinnen und Musiker mit Franz Schuberts sechster Sinfonie C-Dur.
Die Nachwelt hat sie als die „kleine“Sinfonie bezeichnet. Schubert selbst, dieses tragische, frühvollendete Genie, nannte sie seine „große“Sinfonie. Bei Alexander Glasunows Saxofonkonzert Es-Dur brillierte Marie Humburger als Solistin, bei Ole Schmidts Symphonic Fantasy and Allegro die junge Akkordeonistin Mona Weingart. Das Publikum in der voll besetzten Stadtkirche dankte mit Standing Ovations und Bravorufen, Bürgermeister Volker Grab mit Blumen.
„Je mehr ich es jetzt einsehe, was er war, je mehr sehe ich ein, was er gelitten hat“, sagte Moritz von Schwind über seinen Freund Franz Schubert. Die beiden pflegten eine Freundschaft im Biedermeier bis zu Schuberts frühem Tod 1828. Von Schwind überlebte Schubert, der oft zum weinseligen Liedermacher verkitscht wurde, um mehr als vier Jahrzehnte. Früh von der todbringenden Krankheit gezeichnet, durchzieht die Musik dieses unsteten, fiebrigen Wanderers Sehnsucht und Wehmut, Liebe, Schmerz und Einsamkeit, aber auch eine gelassene Heiterkeit.
Lichte Melodiefolgen von Flöte und Klarinette
Das webt und schwebt auch durch die sechste Sinfonie und ihre wunderbaren Klangfarben, die das Orchester transparent und feinnervig gestaltete. Schubert braucht weder überbordendes Pathos noch heroische Klanggewitter, kaum wuchtige Fanfaren. Subtil, beinahe beschaulich und mit lichten Melodiefolgen von Flöte und Klarinette gewinnt seine „kleine“Sinfonie strahlende Größe in harmonischer, träumerischer, zauberhafter Zartheit. Dem spürte das junge Orchester nach, mit Leidenschaft und Tiefgang, Bravour und spielerischer Delikatesse.
Romantische Passagen im Wechsel mit lyrischen und tänzerischen Motiven und einem Hauch russischer Seele in einem einzigen Satz zeichnen das Saxofonkonzert Es-Dur des in Sankt Petersburg geborenen Komponisten Alexander Glasunow aus. Komponiert hat es der „russische Brahms“für Sigurd Raschèr, einen Wegbereiter des klassischen Saxofons. Als großartige Solistin begeisterte die erst 18-jährige Marie Humburger am Altsaxofon. Sie studiert an der Hochschule für Musik in Würzburg.
Wie Marie Humburger ist auch Akkordeonistin Mona Weingart mehrfache Jugend musiziert-Preisträgerin. Seit 2014 ist sie Mitglied der JPO und sammelte auch in anderen Ensembles bereits Orchestererfahrung. Mit dem Werk Symphonic Fantasy and Allegro des Dänen Ole Schmidt entfaltete Weingart ein mitreißendes Kaleidoskop der vielseitigen Klangfarben dieses verkannten Instruments, elegant und filigran, imposant und schillernd bis zum letzten Pianissimo.
Beide Solistinnen und das Orchester verabschiedeten sich mit Richard Gallianos feurigem „Tango pour Claude“, geschrieben für den französischen Chansonnier Claude Nougaro, von Hans-Günther Kölz für das JPO arrangiert. Dieses Konzerterlebnis wird noch lange nachwirken.