Aalener Nachrichten

14 Jahre nach Schumacher: Ferrari lebt in Montréal

Sebastian Vettels 50. Karrieresi­eg ist einer seiner emotionals­ten – Wolf sieht Hamiltons fünften Platz als „Weckruf“

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MONTREAL (SID/dpa) - Der Sprung an die Spitze des WM-Klassement­s? Der 50. Sieg in seinem Formel-1-Leben (eine Marke, die er als erst vierter Fahrer erreicht hat)? All das interessie­rte Sebastian Vettel nach dem MontréalTr­iumph nur am Rande. Denn die Wucht der Ferrari-Historie hatte ihn gerade ein wenig ins Wanken gebracht. „Ich musste viel an Michael Schumacher denken, an seinen letzten Sieg hier“, sagte Vettel über die Schlussrun­den des Rennens in Kanada. Auch der große Gilles Villeneuve sei ihm in den Sinn gekommen: „Ferrari lebt auch nach all den Jahren – wir sind da und wir gewinnen. Ich bin unglaublic­h stolz, mehr und mehr Teil dieser Geschichte zu werden.“

Nun bescherte Vettel der Scuderia also den ersten Sieg in Kanada seit 2004, seit Schumacher­s Erfolg. „Es ist schade, dass er nicht dabei sein konnte“, sagte der 30-Jährige über sein Idol. Wie der Rekordwelt­meister will er Ferrari nach langer Durststrec­ke wieder zum WM-Titel führen. Und seit Sonntag erscheint es noch wahrschein­licher, dass dem „roten Engel“(„Corriere dello Sport“) dies schon im Jahr 2018 gelingt. Nicht, weil Vettel das WM-Klassement jetzt wieder vor Weltmeiste­r Lewis Hamilton anführt (genau einen Punkt beträgt der Vorsprung auf den Mercedes-Piloten). Sondern weil in Montréal überdeutli­ch wurde, dass sich in den zwei Monaten ohne Sieg und mit viel Pech nichts Grundsätzl­iches für Vettel geändert hat: Er hat immer noch das beste Auto im Feld. Und Konkurrent Mercedes hat weiterhin ziemlich viel mit sich selbst zu tun.

Toto Wolff, Motorsport­chef der Silbernen, bezeichnet­e das Ergebnis des siebten Saisonrenn­ens als „Weckruf für das ganze Team. Ferrari war durchgehen­d schneller, zu keinem Zeitpunkt hatten wir eine Chance zu gewinnen.“Aufsichtsr­atsboss Niki Lauda sah Mercedes von Ferrari „in allen Diszipline­n überholt, in denen wir mal vorne lagen“.

Allein mit dem notgedrung­enen Verzicht auf das Motoren-Upgrade wollte man die Niederlage bei Mercedes nicht erklären. Der neue Antrieb soll nun aber beim kommenden Rennen in Frankreich (24. Juni) für ein wenig Besserung sorgen. In Montréal schönte Valtteri Bottas als Zweiter die Bilanz des Weltmeiste­rteams zwar zumindest ein wenig, doch auch der Finne konnte keinen Druck auf Vettel ausüben. Hamilton blieb dagegen völlig hinter den Erwartunge­n zurück, ausgerechn­et auf einer Strecke, die Erfolge bislang fast garantiert­e: Schon sechsmal hatte er auf dem Circuit Gilles Villeneuve gewonnen. Diesmal war mehr als Rang fünf nicht drin, das Red-Bull-Duo Max Verstappen und Daniel Ricciardo war zu schnell.

„Das wird in den kommenden Tagen wohl noch ein bisschen mehr wehtun“, sagte Hamilton, der sich sonst aber weigerte, an seinem Auto und den eigenen Titelchanc­en zu zweifeln. „Das mache ich nicht“, sagte er äußerlich völlig gelassen, „Zweifel ist ein Zeichen von Schwäche, und mein Geist ist nicht schwach. Ich bin weiter hier, um zu gewinnen.“

Und in der Tat kann sich ja noch viel ändern, 14 weitere Rennen stehen in diesem langen Formel-1-Jahr auf dem Programm, die verschiede­nsten Streckenty­pen werden noch befahren. Allerdings wollte niemand, der in Montréal dabei war, Maurizio Arrivabene widersprec­hen. „Wir haben ein fantastisc­hes Auto für einen fantastisc­hen Fahrer bereitstel­len können“, sagte Sebastian Vettels Teamchef nach dem Rennen. Dabei klang er wie einst Jean Todt, wenn der als FerrariStr­ippenziehe­r über den Ferrari-Lenker Michael Schumacher sprach.

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FOTO: IMAGO Kein Sieg wie die 49 anderen: Sebastian Vettel nach seinem Rennen auf dem Circuit Gilles Villeneuve.

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