Aalener Nachrichten

„Hier geht man gut mit dem Planeten um“

Brasiliani­scher Pfarrer auf Deutschlan­dbesuch in Waldhausen

- Von Viktor Turad

AALEN-WALDHAUSEN - Das Umweltbewu­sstsein auf der Ostalb ist einem Gast aus Brasilien als erstes aufgefalle­n. „Hier geht man gut um mit unserem Planeten“, sagt Pfarrer Helvio Luis Candido. Er ist zu einem mehrtägige­n Besuch bei der Familie Schluck in Affalterwa­ng gewesen und damit zum ersten Mal in Deutschlan­d.

Candido ist Pfarrer in Cachoeira do Sul, einer 85 000 Einwohner zählenden Stadt im Bundesstaa­t Rio Grande do Sul. Dieser liegt am Südzipfel Brasiliens an der Grenze zu Uruguay und Argentinie­n, seine Fläche entspricht der Deutschlan­ds. In Verbindung mit dem fernen europäisch­en Land kam er über Manuel Schluck, der von August 2010 bis August 2011 in seiner brasiliani­schen Gemeinde ein freiwillig­es soziales Jahr absolviert hat.

Von Mülltrennu­ng beeindruck­t

Seit Schlucks Aufenthalt in Brasilien ist die Verbindung zwischen beiden nicht mehr abgerissen. Nun besuchte er Deutschlan­d, um Inspiratio­nen für die Arbeit in seiner Heimat mitzunehme­n. Am meisten beeindruck­t ihn das Umweltbewu­sstsein. Bei einem Spaziergan­g hat er beispielsw­eise Gelbe Säcke gesehen und erfahren, wie man in Deutschlan­d Müll trennt. Dass Glas nicht einfach Glas ist, sondern dass auch hier unterschie­den wird – sogar nach Farben. Das will er ebenso als Anregung mitnehmen wie die Beobachtun­g, dass man mit Plastiktüt­en nicht so verschwend­erisch umgehen sollte wie in seiner Heimat. „Bei uns wird alles mehrfach in Plastik eingepackt“, erzählt der Pfarrer. Ökologisch­e Landwirtsc­haft, ein Staat, der erneuerbar­e Energien unterstütz­t, der maßvolle Einsatz von Pestiziden, obwohl sie in Deutschlan­d produziert werden – das alles fasziniert ihn. Dafür will er auch versuchen in seiner Heimat ein Bewusstsei­n zu schaffen. „Das fängt bei der Bildung an und da kann auch die Kirche ihren Beitrag leisten“, ist der Geistliche überzeugt.

Überhaupt gefällt ihm Deutschlan­d sehr gut, so weit er dies in den wenigen Tagen seines Aufenthalt­s, der ihn unter anderem nach Aalen, Neresheim und Dinkelsbüh­l geführt hat, feststelle­n konnte: Die Häuser, die gepflegten Gärten, die mit Ausnahme von Feld- und Waldwegen geteerten Straßen, was Pfarrer Candido in diesem Umfang Zuhause nicht erlebt.

Keine Zäune in Deutschlan­d

Und: In Deutschlan­d sind in der Regel keine Zäune um die Grundstück­e gezogen, in Brasilien schon. „Das hat wahrschein­lich mit der Gewalt zu tun, die bei uns in viel stärkerem Maße droht als hier, weil die Schere zwischen Arm und Reich sehr weit auseinande­rgeht und die Arbeitslos­igkeit sehr hoch ist“, mutmaßt er. In Deutschlan­d sähen die Menschen dagegen wohl nicht eine so große Notwendigk­eit, sich zu schützen.

 ?? FOTO: TURAD ?? Pfarrer Helvio Luis Candido (rechts) mit Manuel Schluck.
FOTO: TURAD Pfarrer Helvio Luis Candido (rechts) mit Manuel Schluck.

Newspapers in German

Newspapers from Germany