Aalener Nachrichten

Auf dem Rücken der Kapitäne ...

Neuer will seinen Vorgängern nacheifern

- Von Patrick Strasser

FRANKFURT - Don Darius brachte Neuer kein Glück. Ihr, Nina Neuer, der Ehefrau von Nationalto­rhüter Manuel. Bei den deutschen DressurMei­sterschaft­en belegte Frau Neuer in einer Nachwuchs-Prüfung einmal Platz elf, einmal den 13. und letzten Platz. Der Bayern-Torhüter unterstütz­te die 24-Jährige, war beim Dressur-Turnier im Sauerland mit dabei. Eine Abwechslun­g und Entspannun­g, bevor es nach Moskau ging. Abflug zur Mission Titelverte­idigung. Mit Käpt’n Neuer an Bord.

Vor Monaten, ja noch vor wenigen Wochen hätten Experten und Fans das nicht für möglich gehalten. Acht Monate hatte Neuer nach seinem dritten Fußbruch gelitten, gekämpft, gehofft. Er gewann den Wettlauf gegen die Zeit, gegen die Zweifler – und vertraut wieder seinem Körper. „Manu hat außergewöh­nliche Fähigkeite­n. Ich gebe zu, dass auch wir zu Beginn nicht wussten, wie er eine solch lange Pause wegstecken kann, in welcher Form er überhaupt sein kann“, verriet Joachim Löw dem „kicker“. Es ging gut. Eineinhalb Testspiele gegen Österreich (1:2) und Saudi-Arabien (2:1) müssen reichen, am Sonntag gegen Mexiko geht Neuer in seine dritte WM, bestreitet sein 14. WMEndrunde­nspiel. Als Titelverte­idiger. Und erstmals als Kapitän.

Der 32-Jährige will in die Fußstapfen von Philipp Lahm treten, der vor vier Jahren den goldenen Pokal entgegenne­hmen durfte. Noch nie gelang einer DFBElf die WM-Titelverte­idigung. Neuer (Fotos: dpa), seit September 2016 Kapitän mit bisher 76 Länderspie­l-Einsätzen, könnte also in die Historie eingehen. Im Fall der Fälle wäre er einer von neun Spielern im Löw-Kader, der nach 2014 zum zweiten Mal höchste Fußballer-Weihen erfährt.

Wer waren die bisherigen vier Kapitäne der Weltmeiste­rmannschaf­ten des DFB? Also in den Jahren – und Musik bitte, Ohrwurm ab – 54, 74, 90, 2014? Und waren die Sportfreun­de mit der Spielführe­rbinde vier Jahre später bei der Titelverte­idigung noch dabei? Ein Rückblick:

Seine Mitspieler trugen den Kaiserslau­terer Spielmache­r († 2002) nach dem sensatione­llen 3:2-Triumph über Favorit Ungarn auf Schultern. Damit sorgte die Herberger-Elf bei der ersten Turnier-Teilnahme

Fritz Walter (1954):

einer deutschen Mannschaft nach dem Zweiten Weltkrieg für Euphorie in der Heimat. Für viele Historiker markiert das „Wunder von Bern“den eigentlich­en Gründungst­ag der Bundesrepu­blik. Bei der WM 1958 in Schweden war Walter mit 37 Jahren, gepeinigt von Verletzung­en, nicht mehr der Alte. Unter Kapitän Hans Schäfer vom 1. FC Köln wurde man nur Vierter.

Kaiser Franz führte die Schön-Elf, angetriebe­n vom starken Bayern-Block, zum Titel. Im Finale von München gewannen Müller, Breitner & Co. 2:1 gegen die Niederland­e. 1977 trat US-Legionär Beckenbaue­r (heute 72) im Streit mit dem DFB aus der Nationalel­f zurück. Mit seinem Nachfolger Berti Vogts verbindet man die „Schmach von Cordoba“bei der WM 1978 in Argentinie­n. Das 2:3 gegen Österreich bedeutete das Aus in der Zwischenru­nde.

Franz Beckenbaue­r (1974): Lothar Matthäus (1990):

Seine Krönungsze­remonie fand nach dem 1:0 im Finale gegen Argentinie­n in Rom statt, Beckenbaue­r kaiserte sich als Teamchef zum Titel. Der Mittelfeld­Motor, fortan unter Bundestrai­ner Vogts umstritten, kehrte 1994 bei der Endrunde in den USA als Kapitän zurück – und wie seine Mannschaft zu früh in die Heimat: Blamables Viertelfin­al-Aus gegen Bulgarien (1:2).

Philipp Kurz vor der WM 2010 verletzte sich Michael Ballack, von Klinsmann einst „Capitano“gerufen. Löw machte den Münchner Lahm zum Kapitän. Damit wurde der 26-Jährige jüngster DFBSpielfü­hrer bei einer WM, am Ende stand in Südafrika Rang drei. 2014 holte er sich das Ding.

Die Historie beweist: Auf dem Rücken der Kapitäne liegt das Glück der Herde.

Lahm (2014):

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