Vom Rüpel zum Familienvater
Wenig einfallsreiche Neuauflage der 80er-Jahre-Komödie „Overboard“
Mit Plausibilitätsprüfungen hielten sich Filmkomödien in den 80er-Jahren in der Regel nicht lange auf. Das AusgangsSzenario, sei es Verjüngung, Körpertausch oder andere Verwechslungen, wurde zu Beginn zügig präsentiert. Und wenn sich das Publikum darauf einließ, gab es reichlich zu lachen. Auch „Overboard – Ein Goldfisch fällt ins Wasser“folgte 1987 sehr erfolgreich diesem Schema. Goldie Hawn spielte die extrem zickige Multimillionärin Joanna Stayton, die einem Tischler einen Auftrag für ihre Yacht gab, ihn dann aber nicht bezahlte. Als sie wenig später über Bord fiel und ihr Gedächtnis verlor, sah der Handwerker die Chance für Revanche gekommen und gab sich als ihr Ehemann aus. Fortan wartete in seinem kinderreichen Haushalt reichlich Arbeit auf die verwöhnte Dame.
Eine ziemlich hanebüchene Geschichte, aber da Hawns Lebensgefährte Kurt Russell den Zimmermann spielte, der sich an der Widerspenstigen Zähmung machte, stimmte die Chemie zwischen den Hauptrollen. Wenn der Film im Fernsehen wiederholt wird, schalten auch heute noch viele gerne ein.
Dennoch hielt Hollywood die Zeit für eine Neuauflage gekommen, und damit es etwas frischen Wind gibt, wurden die Geschlechterrollen kurzerhand vertauscht. Nun ist es der verwöhnte Sohn aus gutem Hause, der eine Lektion dringend nötig hat. Leonardo Montenegro (Eugenio Derbez) verbringt die Tage feiernd und flirtend auf seiner Yacht. Als die an Bord gekommene Reinigungskraft Kate (Anna Faris) ihm Widerworte gibt, verweigert er ihr die Bezahlung und stößt sie ins Wasser. Da landet er allerdings wenig später selbst durch einen Unfall und wird mit Gedächtnisverlust an Land gespült. Kate – alleinerziehende Mutter von drei Töchtern, pleite und mitten in der Ausbildung zur Krankenpflegerin – fasst darauf auf Anregung ihrer Freundin Theresa (Eva Longoria) einen Plan: Sie gibt sich im Krankenhaus als Leonardos Frau aus und will ihn einen Monat als Haushaltskraft und Brotverdiener nutzen, während sie aufs Examen büffelt.
Was darauf folgt, ist natürlich extrem vorhersehbar, aber mit etwas gutem Willen durchaus unterhaltsam. Das liegt allerdings weniger an Faris, die seit ihrem Erfolg mit den „Scary Movie“-Filmen als routinierte Komödien-Besetzung gilt. Gegen den Wirbel, den Derbez verbreitet, kommt sie kaum an. Der hierzulande noch wenig bekannte mexikanische Superstar ist zwar eigentlich zu alt für die Rolle, verkörpert aber sowohl den schwer erträglichen Schnösel wie den vermeintlichen Familienvater voller Energie. So richtig funkt es zwischen ihm und Faris zwar nicht, aber in die Latino-Bauarbeiter-Truppe, in der er nun arbeitet, fügt er sich zunehmend gut ein.
Trotz Rollentausch und multikulturellem Flair wirkt der Film nicht sonderlich zeitgemäß. Wem allerdings der Sinn nach einer garantiert nicht tiefgängigen romantischen Komödie wie vor 30 Jahren steht, kann sich hier einen Abend harmlos unterhalten lassen. Ein HeimkinoAbend mit dem Original erfüllt allerdings genauso den Zweck.
Overboard. Regie: Rob Greenberg. Mit Anna Faris, Eugenio Derbez, Eva Longoria. USA 2017. 112 Minuten. Ohne Altersbeschränkung.