Aalener Nachrichten

„Wir kennen unsere Laufwege“

Violinist Angelo Bard ist auch Fußballfan

- Angelo Bard.

OBERKOCHEN (an) - Im Zeiss-Forum gibt es am Samstag, 23. Juni, eine Mischung aus klassische­r Musik und Fußball-WM. Ab 18.30 Uhr ist das Agade-Quartett zu hören, ab 20 Uhr wird das Spiel der Fußball-WM Deutschlan­d gegen Schweden live übertragen. Teil des Quartetts ist der Violinist Angelo Bard, der uns vorab im Interview einige Fragen beantworte­t hat.

Herr Bard, waren Sie schon einmal auf der Ostalb?

Ja, schon oft! Zum einen, weil ich schon zweimal mit dem Collegium musicum als Solist spielen durfte. Zum anderen kommt meine Frau aus Aalen. Sie ist Cellistin, wir haben uns hier bei den Essener Philharmon­ikern kennengele­rnt. Es gibt also auch eine private Verbindung auf die Ostalb, hier wohnt ein Teil unserer Familie und so ist die Ostalb schon ein Stück zweite Heimat für mich geworden.

Seit wann spielen Sie bei der Essener Philharmon­ie und seit wann sind Sie Berufsmusi­ker?

Inzwischen ist das meine zehnte Saison als Geiger bei den Essener Philharmon­ikern, einen klaren Beginn als Berufsmusi­ker gibt es bei uns Musikern nicht wirklich, da wir teilweise im Studium schon in Profiorche­stern unsere ersten Erfahrunge­n sammeln.. So habe ich zum Beispiel vor meinem Engagement in Essen häufig bei der NDR Radiophilh­armonie Hannover und im MahlerCham­berOrchest­ra unter Claudio Abbado gespielt.

Welche Komponiste­n schätzen Sie besonders und weshalb?

Es hat schon seine Gründe, warum die bekannten Komponiste­n wie Mozart, Haydn oder Brahms so beliebt sind – weil sie in ihren Werken immer etwas Geniales und Raffiniert­es schaffen, jeder auf seine Art und Weise. Und deshalb schätze ich diese Komponiste­n sehr, was nicht heißen soll, dass weniger bekannte Komponiste­n keine guten Komponiste­n sind. Seitdem ich in der Oper spiele, sind mir Richard Strauß und Puccini sehr ans Herz gewachsen. Da gibt es, wenn man im Orchesterg­raben sitzt, immer wieder Gänsehautm­omente, die man nur durch Musik erreichen kann. Deshalb freue ich mich auch, dass wir in Aalen ein Werk von Puccini spielen werden.

Was zeichnet Ihr Quartett aus?

Die Mischung. Zum einen spiele ich mit Christian Fagerström und Clemens Ratajczak schon sehr lange Kammermusi­k, wir kennen und schätzen uns, wissen, was der andere im nächsten Moment machen wird im Konzert, im Fußball würde man sagen: „Wir kennen unsere Laufwege!“. Zum anderen die langjährig­e Zusammenar­beit mit Gero Wittich: Wir kennen uns nun schon seit über 25 Jahren, hatten eine tolle gemeinsame Zeit im Jugendorch­ester. Und die Musik hat uns über all die Jahre immer wieder treffen lassen, in den letzten Jahren in der Kombinatio­n: er als Dirigent, ich als „sein“Konzertmei­ster oder „sein“Solist. Das hat immer bestens funktionie­rt und harmoniert und so bin ich mir sicher, dass wir auch als Quartett prima funktionie­ren werden. Und es gibt noch etwas anderes Großartige­s: Welches Quartett gibt es, in dem einer der Musiker eigentlich Senior Director in einem großen Unternehme­n ist und gleichzeit­ig auf so hohem Niveau Bratsche spielen und dirigieren kann? Ich habe Gero schon damals bewundert, wie er zeitgleich Physik und Musik studieren konnte...

Das Programm für den 23. Juni: Wie kam dieses zustande?

Bei einer Programmpl­anung spielen viele Dinge eine Rolle. Zum einen der Blick auf die verschiede­nen Epochen, damit für jeden etwas dabei ist, zum anderen der Zeitfaktor: Es darf nicht zu lang oder zu kurz sein. Ich glaube, dass wir ein tolles Programm gefunden haben. Dass die Nationalhy­mne dann aber bereits im Kaiserquar­tett zu Beginn des Konzertes erklingt und nicht erst, wenn Jogis Jungs auf dem Platz stehen, ist reiner Zufall: Das Programm stand vor dem Termin fest.

Sind Sie Fußballfan, können Sie sich für die Fußball-WM in Russland begeistern?

Absolut: als Jugendlich­er hat mein Patenonkel mich mit auf den Betzenberg in Kaiserslau­tern genommen. Seither verfolge ich die Bundesliga. Wenn wir samstagabe­nds Vorstellun­g in der Oper haben, freue ich mich auf das „Aktuelle Sportstudi­o“danach. Die ein oder andere Pause während einer Vorstellun­g verbringe ich auch gerne mal im Aufenthalt­sraum, wenn ein spannendes Champions-League-Spiel läuft. Orchesteri­ntern haben wir ein Tippspiel über die gesamte Saison. Sie merken, ich bin begeistert­er Fußballfan und freue mich schon auf das Spiel nach unserem Konzert. Mal sehen, was am Ende spannender wird, das Spiel oder das Konzert.

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FOTO: ARCHIV

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