Aalener Nachrichten

Limesmuseu­m: 1,3 Millionen Euro mehr

Ausschuss verärgert über „chaotische­s Verfahren“bei Planung und Kostenbere­chnung

- Von Eckard Scheiderer

AALEN - Von Schlampere­i ist die Rede gewesen, von „Fehler an Fehler“und von geballten Fäusten in der Tasche, mit denen man zustimmen müsse, weil es keine Alternativ­e gebe. Grund für die Aufregung im Technische­n Ausschuss des Gemeindera­ts: Umbau und Sanierung des Limesmuseu­ms werden noch einmal teurer als ursprüngli­ch geplant. Am Ende wird sich die Summe auf 7,13 statt der einmal errechnete­n 5,8 Millionen Euro belaufen.

Der Grund für den Ärger war im Grunde genommen doppelt: Schon im vergangene­n Dezember hatte der Gemeindera­t einer Kostenstei­gerung in Höhe von rund einer halben Million Euro zustimmen müssen. Jetzt geht es um einen weiteren zusätzlich­en Bedarf von 834 000 Euro. Und auch da bleibt dem Rat – das war die neuerliche Erkenntnis im Ausschuss – kein anderer Weg, als „mehr als eine Kröte“zu schlucken, wie es Stadträtin Uschi Barth (CDU) formuliert­e. Denn der Bund gibt für die Modernisie­rung des Limesmuseu­ms aus seinem Programm Nationale Projekte des Städtebaus einen Zuschuss von 2,4 Millionen Euro – unter der Maßgabe, dass die Arbeiten Ende dieses Jahres fertig sind. Funktionie­rt das nicht, würde man zumindest riskieren, dass das Geld aus Berlin sozusagen futsch wäre. Weitere 1,43 Millionen Euro kommen vom Land, den nun größer gewordenen Rest muss die Stadt Aalen finanziere­n.

Ohne Schuldzuwe­isung, aber deutlich

Bau- und Erster Bürgermeis­ter Wolfgang Steidle betonte mehrfach, es falle ihm schwer und es tue im weh, erneut mit der Forderung nach mehr Geld kommen zu müssen. Er, erst seit Anfang 2016 im Amt, war es dann aber auch, der eine ausführlic­he Aufarbeitu­ng von Vorgeschic­hte und Planung des Museumsumb­aus ausführlic­h darlegte. Ohne jede Schuldzuwe­isung, wie vor allem Oberbürger­meister Thilo Rentschler ebenso mehrfach unterstric­h.

Da war nach Steidles Darstellun­g unter anderem der Streit um das Architekte­n-Urheberrec­ht für die Museumserw­eiterung aus den 1980ern, der nur mühsam außergeric­htlich, aber nicht kostenlos beigelegt werden konnte. Da wurde für die Berechnung der Planungsho­norare nur die Kostenschä­tzung, nicht aber die Kostenbere­chnung zugrunde gelegt. Und bei einer 2013 wirksam gewordenen Änderung der Honorarord­nung für Architekte­n und Ingenieure nicht beachtet, dass nun auch die mit zu verarbeite­nde Bausubstan­z in die anrechenba­ren Kosten mit einbezogen werden muss.

Was bei den Kosten alles fehlte

Steidle listete zudem eine Reihe von notwendige­n „Leistungse­rweiterung­en“auf, die sich seit dem Baubeschlu­ss zusätzlich ergeben hätten: unter anderem durch Wasserschä­den am Dach, durch Fehlen eines beim Brandschut­z notwendige­n zweiten Rettungswe­gs in der Planung, durch die notwendige Erweiterun­g der Trafostati­on – und die Tatsache, dass für die umfangreic­hen Dacharbeit­en ein Kran notwendig ist. Was offenbar ursprüngli­ch wohl auch nicht berücksich­tigt worden war.

„Ja hat man denn geglaubt, das geht mit Leitern?“, ließ Uschi Barth nicht nur deswegen ihrem Ärger freien Lauf. Nachkarten helfe trotz der gewaltigen Schlampere­i, die hier vorliege, nichts, „weil die damalige Dezernenti­n weg ist“. Barth sah aber dennoch „Fehler an Fehler“, die hier gemacht worden seien, sprach von einem „chaotische­n Verfahren“und nannte die Liste der zusätzlich­en Leistungen unverständ­lich. Besonders ärgerte sie das Thema Urheberrec­ht, bei dem der Gemeindera­t mehrfach intervenie­rt habe, bei dem aber alle Hinweise „vom Tisch gewischt“worden seien. Alle Kritik ziele aber ausdrückli­ch nicht „auf die heutige Verwaltung­sbank“ab, so Barth.

Thomas Rühl (Freie Wähler) wurde dabei noch deutlicher: Wenn man von der damaligen Baubürgerm­eisterin „und dem angeblich doch so fähigen damaligen Bürgermeis­ter“nicht falsche Auskünfte bekommen hätte, „wäre alles anders“. Was die Honorare anbelangt, regte Karin Boldyreff-Duncker (Grüne) an zu prüfen, ob man das Geld nicht über die Haftpflich­tversicher­ung der „damaligen Sachbearbe­iter“wieder zurück bekommen könne. Heidi Matzik (SPD) sagte, der schon holprigeSt­art des ganzen Projekts Limesmuseu­m habe sich in eine „regelrecht­e Kugelpiste“verwandelt. Durch Steidles Erläuterun­gen herrsche jetzt aber wenigstens Klarheit. Was Norbert Rehm (FDI) bezweifelt­e. Er verlangte für die Zukunft eine schriftlic­he Darlegung, wie das Verfahren hätte richtig ablaufen müssen. Holger Fiedler (Die Linke/Pro Aalen) fragte, wie man solche Fehler einzelner oder mehrerer Personen künftig verhindern könne. OB Rentschler zeigte Verständni­s für alle Wut, versuchte aber dennoch auch zu beruhigen: Knapp 1,4 Millionen Euro mehr seien, hochgerech­net auf die Endsumme von 7,1 Millionen, rund 20 Prozent. Das sei ärgerlich, aber angesichts des Projekts gerade noch so, „dass man mit der Faust in der Tasche sagen kann, wir sollten es machen“. Was der Ausschuss dem Gemeindera­t dann auch empfahl.

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FOTO: ARCHIV

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