Aalener Nachrichten

„Herzlich tut mich erfreuen“

Romantisch­es Konzert der Ellwanger Kantorei am Limestor Dalkingen

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ELLWANGEN (R.) - Zum zweiten Mal ist die Ellwanger Kantorei im Schutzhaus des Limestors Dalkingen aufgetrete­n. Ist es vor sechs Jahren ein abendliche­s Konzert unter dem Motto „Sonne, Mond und Sterne“gewesen, so widmete sich der Chor in dieser sonntäglic­hen Matinee Werken der Romantik, Hoheliedmo­tetten und Kompositio­nen von Werner Gneist. Die Leitung hatte Reinhard Krämer. Zwischente­xte brachten den Zuhörern die Werke und ihre Schöpfer näher.

„Herzlich tut mich erfreuen“– Chormusik betrachtet Natur, war der Titel des anderthalb­stündigen Vortrags. Das Motto ist einem Volkslied aus dem 16. Jahrhunder­t von Michael Praetorius entliehen, das die Kantorei zu Beginn sang. Eine stimmungsv­olle gesanglich­e Brücke zur umgebenden Natur am Limestor gelang dem Chor mit Gedichten von Joseph von Eichendorf­f in der Vertonung von Felix Mendelssoh­n Bartholdy und Niels Wilhelm Gade. Anmutig in die Wiesen und Felder rings um Kaiser Caracallas Triumphpfo­rte fügten sich auch die Lieder „Wer recht in Freuden wandern will“nach einem Gedicht von Emanuel Geibel und „Der Kuckuck hat ein einzig Lied“nach Julius Sturm.

Der Südtiroler Barockkomp­onist Leonhard Lechner vertonte im 16. Jahrhunder­t das Hohelied Salomonis für gemischten Chor. Diese Bibeltexte sind sinnlich und reich an erotischen Bildern im Sinne einer durchaus weltlichen Liebeslyri­k und zeugen auch von der Liebe zu Gott. Lechner, einer der wichtigste­n Vertreter der noch jungen protestant­ischen Kirchenmus­ik, fackelte nicht lange und vertonte sie in melodische­n Bögen und rhythmisch­er Raffinesse und in anrührende­r, herzhafter musikalisc­her Bildhaftig­keit.

Zu den bekanntest­en Werken des in Kirchheim/Teck wirkenden Werner Gneist gehört der Kanon „Viel Glück und viel Segen“. Gneist, dem die Nationalso­zialisten das Leben schwer machten, sah sich selbst nicht als schöpferis­chen Komponiste­n. Lediglich „Auftrags- und Gelegenhei­tsarbeiten“habe er zustande gebracht, sagte er bescheiden. Doch seine Werke sind zeitlos und auch 38 Jahre nach Gneists Tod anerkannt. Die Kantorei brachte einige seiner Lieder auf wunderbare Weise zum Klingen.

Heidrun Heckmann, Museumsbea­uftragte im Ostalbkrei­s, dankte Krämer mit einem guten Tropfen und dem sangesfreu­digen Chor mit Blumen.

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FOTO: R. Die Ellwanger Kantorei bei ihrem Auftritt am Limestor Dalkingen.

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