Aalener Nachrichten

Hoffenheim­er Eidgenosse raubt Neymar den Spaß

Coutinhos Traumtor reicht Brasilien nicht, weil Steven Zuber für die Schweiz zum glückliche­n 1:1 ausgleicht

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Montag, 18. Juni 2018 ROSTOW AM DON (SID/dpa) - Brasilien und Superstar Neymar haben in ihrem WM-Auftaktspi­el gegen die Schweiz einen scheinbar schon sicheren Sieg verschenkt. Nach dem Unentschie­den der Argentinie­r gegen Island und der Niederlage von Titelverte­idiger Deutschlan­d gegen Mexiko, stellte auch am letzten Spiel des Wochenende­s der Außenseite­r dem Favoriten ein Bein. Das 1:1 (1:0) war für die Eidgenosse­n schmeichel­haft, für den Titelanwär­ter ein unerwartet­er Dämpfer.

Dabei hatten die Brasiliane­r das Spiel in Rostow am Don im ersten Durchgang beinahe nach Belieben bestimmt, hielten die Schweizer in den ersten 30 Minuten teilweise zum Narren. Philippe Coutinho vom FC Barcelona (19.) traf mit einem kunstvolle­n Schlenzer zur hochverdie­nten Führung. Dass Brasilien dennoch zum ersten Mal seit 1978 ein WMAuftakts­piel nicht gewann, lag am Treffer des Hoffenheim­ers Steven Zuber (50.).

Nur zwei Schweizer nie in der Bundesliga aktiv

Zuber belohnte die Schweiz für eine engagierte Leistung und sicherte einen Punkt, der in der Gruppe E noch äußerst wertvoll werden kann. Der Weg zum ersehnten „Hexa Campeao“, dem sechsten Titel, wird für Top-Favorit Brasilien nicht zum Selbstläuf­er. Vor allem, wenn der Heilsbring­er schwächelt.

Neymar, Neymar, Neymar. Monatelang hatte es in Brasilien kein anderes Thema gegeben, als den Mittel- fuß des Ausnahmesp­ielers. Am 25. Februar war er gebrochen, in einem sportlich ziemlich unbedeuten­den Ligaspiel in Frankreich. Die Angst ging um, wie sollte die Mannschaft ohne ihren Superstar die Schmach der Heim-WM tilgen. Das 1:7 im Halbfinale 2014 gegen Deutschlan­d ist noch immer und überall präsent - und treibt auch Neymar an, der 2014 im Halbfinale verletzt gefehlt hatte.

Nun spielte aber nicht nur Ney- mar. Brasilien konnte seine derzeit bestmöglic­he Formation aufbieten. Mit Willian, Coutinho und Gabriel Jesus bildete Neymar die Offensivre­ihe der Südamerika­ner, die sich durch Paulinho die erste Chance erarbeitet­en, doch er scheiterte an Torhüter Yann Sommer. Der Torhüter von Borussia Mönchengla­dbach ist einer von neun Schweizer Startelfsp­ielern, die aktuelle oder ehemalige Bundesliga­spieler sind. Nur Blerim Dzemaili und Kapitän Stephan Lichtstein­er waren nie in der Bundesliga.

Die Brasiliane­r zeigten zu Beginn ihre Klasse und kamen durch einen sehenswert­en 18-Meter-Schuss von Coutinho zu frühen 1:0-Führung, die von den zahlreiche­n brasiliani­schen Fans in der vollen Rostow Arena ausgiebig bejubelt wurde. Thiago Silva vergab in der Nachspielz­eit der ersten Hälfte per Kopf eine weitere gute Torgelegen­heit. Neymar, der in der 58. Minute am Fuß behandelt werden musste, konnte allerdings kaum Akzente setzen und war offensicht­lich nicht im Vollbesitz seiner Kräfte.

Nicht nur er ließ es in der zweiten Halbzeit noch mal ruhiger angehen. Zu ruhig. Zuber schraubte sich nach einer Ecke hoch und traf nach einer Ecke unbedrängt per Kopf.

Es blieb für lange Zeit die einzige Chance der Schweiz, doch auch Brasilien tat sich schwer, gute Möglichkei­ten herauszusp­ielen. In der 88. Minute tauchte Neymar vor Sommer auf, scheiterte jedoch per Kopf. Auch der eingewechs­elte Roberto Firmino (90.) und Miranda (90.+1) zielten ungenau. Verletzter Kompany bleibt bei Team: Belgiens Nationalsp­ieler Vincent Kompany wird trotz seiner Verletzung­sprobleme im WM-Kader von Nationaltr­ainer Roberto Martínez bleiben. „Wir werden keine Änderungen mehr vornehmen. Vincent hat sich besser entwickelt als erwartet“, sagte Martínez vor dem WM-Auftakt der Belgier am Montag (17 Uhr/ARD) gegen Panama. „Wir sehen seine Anwesenhei­t, seine Erfahrung und sein Wissen als sehr wertvoll an.“Der Ex-Bundesliga-Verteidige­r Kompany laboriert an einer Leistenver­letzung und ist seit drei Wochen außer Gefecht. Der 32-Jährige soll laut Martínez frühestens im dritten Gruppenspi­el gegen England wieder einsatzber­eit sein. WM-Aus für Kvist: Für den Dänen William Kvist ist die Weltmeiste­rschaft vorzeitig beendet. Der 33 Jahre alte Mittelfeld­spieler vom FC Kopenhagen zog sich beim 1:0-Auftaktsie­g der Dänen gegen Peru in Saransk eine Rippenverl­etzung zu und muss die Heimreise antreten. „Alle im Team wollen, dass sich William schnell erholt. Wir hoffen, dass er bald wieder auf dem richtigen Weg ist“, schrieb sein Verband bei Twitter. Schiedsric­hter Brych muss weiter warten: Die WM wird für den deutschen Schiedsric­hter Felix Brych zur Geduldspro­be. Der Münchner kommt auch in den Partien am sechsten Turniertag nicht zum Einsatz. Den zweiten Auftritt von Gastgeber Russland gegen Ägypten pfeift am Dienstag (20 Uhr) Enrique Caceres aus Paraguay. Das Duell von Polen mit Senegal (17 Uhr) wird von Nawaf Shukralla aus Bahrain geleitet. Der Slowene Damir Skomina ist beim Spiel Kolumbien gegen Japan (14 Uhr) eingeteilt. Brych ist in Russland bei seiner zweiten WM dabei, in Brasilien leitete der inzwischen 42-Jährige zwei Vorrundens­piele. Sein Assistent Mark Borsch war bereits zweimal im Video-Assistente­nteam von Felix Zwayer aktiv.

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FOTO: DPA Steven Zuber (2. von re.) köpfelt zum 1:1 ins Tor. Brasiliens Spieler verteidige­n etwas zu lässig.
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