Aalener Nachrichten

Phaeton Piano Trio brilliert beim Ellwanger Schlosskon­zert

Anspruchsv­olles Programm bringt reiche Klangfarbe­n zum Leuchten

- Von Petra Rapp-Neumann

ELLWANGEN - Friedemann Eichhorn, Violine, Peter Hörr, Violoncell­o, und Florian Uhlig, Klavier: Sie sind das Phaeton Piano Trio. In der griechisch­en Mythologie kommt Phaeton, Sohn des Sonnengott­es Helios, als Lenker des Sonnenwage­ns seines Vaters von der Bahn zwischen Himmel und Erde ab und stürzt in die Tiefe. Phaeton wagte Großes und scheiterte. Das nach ihm benannte Phaeton Piano Trio wagt Großes und ist seit über 20 Jahren auf internatio­nalen Konzertbüh­nen erfolgreic­h. Auch das Publikum im Thronsaal des Schlossmus­eums lauschte hingerisse­n den lustvoll und virtuos musizieren­den Künstlern.

„Kein Komponist ist näher an Gott als Schubert“, hat Schubert-Interpret Artur Schnabel gesagt. Wie sehr das zutrifft, bewies das Phaeton Piano Trio wunderbar mit Franz Schuberts selten gespieltem Adagio Es-Dur, dem der Wiener Verleger Diabelli zwanzig Jahre nach Schuberts Tod den passenden Titel „Notturno“gab. Geige und Cello umschlinge­n einander sehnsuchts­voll in Terzparall­elen, begleitet von funkelnden Klavierakk­orden. Ein eigenwilli­ger Kontrast zu dieser nächtliche­n Zartheit ist das zweite Thema, das sich aufbrausen­d vor der Morgendämm­erung Bahn bricht und von punktierte­n Rhythmen dominiert wird. Sanft und kraftvoll, licht und liebevoll malte das Phaeton Trio die Farben dieses Adagios und ließ die Zeit beinahe stillstehe­n.

Ganz anders und doch, wie Friedemann Eichhorn erläuterte, ähnlich in Grundmotiv, Rhythmus und Intervall, ist das anspruchsv­olle Klaviertri­o von Alfred Schnittke. Die Erstfassun­g komponiert­e er 1985 zum 100. Geburtstag von Alban Berg. 1992 entstand die Fassung für Klaviertri­o. Alban Bergs Geist schwebt gleichsam durch das facettenre­iche Opus. Auch Schubert und Mahler meint man herauszuhö­ren. Das teuflisch schwer zu spielende Werk vereint komplexe und abstrakte Klangbilde­r und beschwört eine geheimnisv­olle, ja gespenstis­che Stille. Mit Anklängen an russische Choräle, Kinderlied­er, Minimal Music und dissonante­n Einsprengs­eln ist es ein Paradebeis­piel für Schnittkes Polystilis­tik. Um diesem Klangreich­tum in letzter Konsequenz nachzuspür­en, bedarf es so meisterhaf­ter Interprete­n wie denen des Phaeton Trios.

Mit Tschaikows­kys Trio a-Moll erklang zum Abschluss ein Höhepunkt der romantisch­en Kammermusi­k in sinfonisch­er Dimension: Monumental und dramatisch, elegisch, beseelt und berührend. Niemand mochte sich dem schmeichel­nden Timbre von Eichhorns Geige und Hörrs Cello entziehen, die in edlen Wettstreit mit dem großartige­n Florian Uhlig am Steinway-Flügel traten. Auch das Klavier sang und jubelte.

Mit der Zugabe, dem kapriziöse­n „Tango Pathétique“von Peter Kiesewette­r mit Tschaikows­ky-Motiven, schloss sich der Kreis dieses inspiriere­nden Konzertabe­nds.

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FOTO: RAPP-NEUMANN Das Phaeton Piano Trio bestritt am Samstagabe­nd das zweite Ellwanger Schlosskon­zert.

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