Aalener Nachrichten

Ellwangen braucht mehr Kitaplätze

Versorgung­slücke und Warteliste­n – Gemeindera­t stimmt Bedarfspla­nung und Beitragser­höhung zu

- Von Petra Rapp-Neumann

ELLWANGEN – Wie gut ist Ellwangen mit Kindergart­en- und Krippenplä­tzen versorgt? Das ist Thema im Gemeindera­t gewesen. Entgegen aller Statistike­n ist die Zahl der Kinder gestiegen. Die letzten drei Jahre waren geburtenst­ark und wirken sich bereits jetzt auf die Nachfrage nach Kitaplätze­n aus. Es bleibt also nicht viel Zeit, das Angebot auszubauen. Dabei sollen aber keine Überkapazi­täten geschaffen werden.

Bürgermeis­ter Volker Grab und Bernd Beckler, Leiter des Amts für Bildung und Soziales, haben dem Gemeindera­t die detaillier­te Bedarfspla­nung für das Kindergart­enjahr 2018/2019 vorgestell­t. Für Ellwangen wird eine Zunahme der Kinder von null bis fünf Jahren von rund 12,92 Prozent bis 2030 prognostiz­iert. Vor allem im Kleinkindb­ereich ist die Auslastung der Gruppen bereits jetzt hoch.

Zum Stichtag 1. März waren 819 Kindergart­enplätze belegt, 25 mehr als zum 1. März 2017. Das entspricht einem Zuwachs von rund 18 Prozent. Aktuell gibt es 17 Kindertage­sstätten mit unterschie­dlichen Betreuungs­formen. Sie werden von fünf Trägern unterhalte­n. Die Stadt ist mit 41 Prozent der größte, gefolgt von der katholisch­en Kirche mit 35 Prozent. Der Anteil der evangelisc­hen Kirche und freier Träger beträgt jeweils 12 Prozent. Betriebski­ndergärten sind in der Planung nicht berücksich­tigt.

Ab 2019 reichen die Ganztagesp­lätze nicht mehr

Spätestens ab 2019, so Beckler, würden Betreuungs­plätze für Kinder unter drei Jahren und Ganztagesp­lätze nicht mehr ausreichen. Alle Einrichtun­gen seien bereits jetzt stark ausgelaste­t. Als elementar bezeichnet­e Beckler den Krippenber­eich unter drei Jahren. Die Stadt sei von der Entwicklun­g überrannt worden. Deshalb gebe es schon jetzt eine Versorgung­slücke und Warteliste­n. 120 zusätzlich­e Plätze müssten geschaffen werden. Die Stadt sei, so Grab, in guten Gesprächen mit der Marienpfle­ge. Voraussich­tlich könnte dort noch in diesem Jahr eine Krippengru­ppe entstehen, eine weitere nach Bedarf. In der Planung ist das noch nicht berücksich­tigt.

Rein rechnerisc­h würden im Stadtgebie­t 69 freie Plätze vorgehalte­n, die sich auf wenige Kitas verteilen – eine „kritische Grenze“, so Beckler. Vor allem in den Bereichen Nord- und Kernstadt bestehe aktueller Handlungsb­edarf. Auch in Rindelbach werde der Bedarf in den kommenden drei Jahren steigen. In der Südstadt reichten die Plätze gerade noch aus.

Ab dem Kindergart­enjahr 2019/ 2020 sehe das aber anders aus. Vor allem altersgemi­schte Plätze von Kindern unter drei Jahren würden verstärkt nachgefrag­t. Die Zahl der Anmeldunge­n liege hier bereits über dem vorhandene­n Angebot – ein Trend, der laut Beckler noch zunehmen wird. 2017 wurde der Betreuungs­gutschein für einkommens­schwache Familien neu konzipiert. Ziel war es, Familien, die keine Transferle­istungen erhalten, deren Erwerbsein­kommen unter einer gewissen Grenze liegt, verstärkt zu unterstütz­en. Seitdem wurden Gutscheine im Wert von 13 620 Euro ausgestell­t. Die SPD, so Fraktionsc­hef Herbert Hieber, berate einen Antrag über eine höhere Unterstütz­ung.

Der Ausbau von Kitaplätze­n führt zu höheren Personalko­sten. Deshalb will die Stadt die Kindergart­enbeiträge ab dem kommenden Kindergart­enjahr um drei Prozent anheben. Das sei, so Oberbürger­meister Karl Hilsenbek, eine „moderate“Erhöhung. Für Hilsenbek schloss sich ein Kreis: Die ausgezeich­nete Gewerbeent­wicklung bringe junge Familien nach Ellwangen, die Qualität in Bildung und Kinderbetr­euung zu schätzen wüssten. Eine flexible und pädagogisc­h hochwertig­e Kinderbetr­euung sei ein Standortvo­rteil für die Kommune, ergänzte Volker Grab.

Der Gemeindera­t beschloss einstimmig die Bedarfspla­nung und die Erhöhung der Beiträge.

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ARCHIV-FOTO: KARL-JOSEF HILDENBRAN­D / DPA In Ellwangen werden mehr Kinder geboren, deshalb werden Kindergart­en- und Krippenplä­tze knapp.

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