Torjubel im Büro
Darf man am Arbeitsplatz Fußball schauen?
AALEN - Der vergangene Samstagabend war für manchen deutschen Fußballinteressierten schon fast ein Nervenkrimi. Als das entscheidende Tor in der Nachspielzeit fiel, fieberten die Fans beim Public Viewing oder dem heimischen Fernseher mit. Solche Szenen könnten sich am Mittwoch, wenn die deutsche Mannschaft in Russland auf Südkorea trifft, wiederholen. Einziger Haken für manchen Arbeitnehmer: Das Spiel beginnt bereits um 16 Uhr. Nicht jeder kann Urlaub nehmen oder früher Feierabend machen, um sich das Spiel anzuschauen. Was also tun?
Heimlich über den PC am Arbeitsplatz streamen? Einen Fernseher in der Produktionshalle aufstellen? Was ohne Zustimmung des Arbeitgebers passiert, ist nicht erlaubt, sagt Anwalt Michael Fleischer. Grundsätzlich sei man während der Arbeitszeit verpflichtet, dem Chef seine Arbeitskraft zur Verfügung zu stellen, so der Aalener Fachanwalt für Arbeitsrecht.
Ob während der Arbeit beispielsweise ein Radio laufen darf, komme darauf an, wie die Gepflogenheiten im Unternehmen sind und ob das Radiohören die Arbeitsleistung beinträchtige, sagt Fleischer. „Es macht natürlich einen Unterschied, ob man in einem Büro mit Kundenkontakt arbeitet oder in einer Gaststätte“, erklärt der Anwalt.
Auch wenn der Arbeitgeber die private Nutzung des Firmennetzes erlaubt, ist Vorsicht geboten. „Die private Nutzung bezieht sich normalerweise nur auf die Pausen. Wer während der Arbeit privat im Internet surft oder ein Spiel streamt, beeinträchtigt dadurch seine Arbeitsleistung“, so Fleischer. Deshalb gilt: erst fragen. Wer sich den Anweisungen des Arbeitgebers widersetzt, riskiert Konsequenzen. Diese könnten laut Fleischer von einer Abmahnung bis hin zur Kündigung reichen.
Public Viewing in der Firma
Manche Chefs in der Region geben ihren Mitarbeitern aber ganz offiziell die Möglichkeit, sich das Spiel am Arbeitsplatz anzuschauen. So werden bei Zeiss die Gruppen- und Achtelfinalspiele mit Beteiligung der deutschen Nationalmannschaft und ab dem Viertelfinale alle Spiele an verschiedenen Standorten live übertragen. Auch die Mitarbeiter des Landratsamtes sind zum gemeinsamen Fußballschauen eingeladen. Das Amt bietet den Kollegen in Aalen und Schwäbisch Gmünd ein Public Viewing an. Die Zeit, in der die Mitarbeiter das Spiel gemeinsam verfolgen, gelte dabei aber nicht als Arbeitszeit, wie Pressesprecherin Susanne Dietterle mitteilt.
Die meisten Schüler haben gegen 16 Uhr frei und können sich das Spiel in ihrer Freizeit anschauen. Laut Michael Weiler, Schulleiter am KGW und geschäftsführender Schulleiter der Aalener Gymnasien, gibt es keine übergeordnete Regelung, wie man mit WM-Spielen während der Unterrichtszeit umgehe. „Bisher hat es noch keine Anfragen zum Spiel am Mittwoch von Schülern gegeben“, so der Schulleiter. Entweder seien die Schüler nicht so fußballinteressiert oder das Thema spiele eine eher nachgeordnete Rolle. Sollte es noch Anfragen geben, werde man das der Situation entsprechend entscheiden, je nachdem welche Rolle der Unterricht spiele,
erklärt der Schulleiter.