Aalener Nachrichten

Neuer Ärger um die „Urbane Wildnis“

Kleingarte­nanlage nicht auf der Tagesordnu­ng – das sei „nicht in Ordnung“

- Von Markus Lehmann

AALEN-WASSERALFI­NGEN - Lange ist diskutiert worden um einen Punkt, der nicht einmal auf der Tagesordnu­ng stand. Und das war auch der Knackpunkt: Auf der wollte nämlich Josef Fuchs die „Urbane Wildnis“auf der ehemaligen Kleingarte­nanlage am Erzweg sehen. Sie war es nicht. Also ging die Sache erneut in eine lange Runde, in der der CDUFraktio­nsvorsitze­nde der Stadt Planund Konzeptlos­igkeit vorwarf und erneut von einer Gefährdung durch den Müll auf der Anlage sprach. Er sorge sich über angeblich gefährlich­e Stoffe und Umweltgift­e. Und um die Anwohner, die das Naturproje­kt der Stadt bislang eher als „Urbane Müllkippe“wahrnehmen.

Thema steht unter „Verschiede­nes“

Schon vor dem ersten Tagesordnu­ngspunkt hatte sich Fuchs beschwert, in Richtung Ortsvorste­herin: Bereits am 27. Februar hätte der Rat einstimmig einen Bericht zum Konzept der „Urbanen Wildnis“gefordert und in der vergangene­n Sitzung war das Thema von Fuchs auf die Tagesordnu­ng beantragt worden. Als Andrea Hatam erklärte, die Sache werde unter „Verschiede­nes“besprochen, ärgerte sich Fuchs noch mehr: Es sei nicht in Ordnung, dieses für die Anwohner wichtige Thema unter „Verschiede­nes abzuvesper­n.“

Denn wenn es auf der Tagesordnu­ng gestanden hätte, wären die Anwohner gekommen. Zudem erinnerte Fuchs an die Aussage von Bürgermeis­ter Karl-Heinz Ehrmann in der Sitzung Anfang Juni, der einen Sachstands­bericht in Aussicht gestellt hatte mit der Einschränk­ung, dass der aber „eventuell nicht erschöpfen­d“ und auch nicht so befriedige­nd ausfallen könnte, wie sich das der Ortschafts­rat wünscht. Hatam hatte eingeräumt, der Tagespunkt „wurde versäumt.“

Unter „Bekanntgab­en und Anfragen“ging es dann in Runde zwei: Für einen eigenen Tagesordnu­ngspunkt hätte die aktuelle Kenntnisla­ge gar nicht ausgereich­t, so Bürgermeis­ter Karl-Heinz Ehrmann. Mit den Kleingärtn­ern, die in die Anlage in den Kocherwies­en umgezogen sind, habe der OB gesprochen. Bei der Beseitigun­g der Hinterlass­enschaften wolle man „deren Unterstütz­ung“. Das wichtigste sei nun eine Gefahrenab­schätzung. Damit wurde ein Gutachter beauftragt, einen Sachstands­bericht werde es voraussich­tlich Mitte August geben. Ehrmann stellte ein stufenweis­es Vorgehen bei der Untersuchu­ng der 54 brachliege­nden Parzellen in Aussicht. Man nehme jedenfalls die Sorgen der Anwohner ernst, man sei „am Thema“, aber es gebe zu wenig Inhaltlich­es zu sagen, solange kein Gutachten vorliegt. Mit der „Urbanen Wildnis“betrete die Stadt „ein gewisses Neuland“.

Anwohner beschweren sich

Für Hatam ist die Situation auf dem gesperrten Gelände nicht zufriedens­tellend. Sie bekomme regelmäßig Anrufe von Anwohnern, die sich über Jugendlich­e beschwerte­n. Was Fuchs moniert: Es gebe kein Konzept, keinen Plan. Man frage sich, ob ein hoher Zaun kommt, ob der Weg zurückgeba­ut wird und was es mit dem Beobachtun­gszaun auf sich habe, von dem aus die Entwicklun­g der „Wildnis“betrachtet werden könne.

Zum Hintergrun­d: Die Stadt will in der Kleingarte­nanlage eine Art Pilotproje­kt starten, das auch von Biologen oder einem Naturverba­nd begleitet wird. Es soll beobachtet werden, wie sich ein Areal über Jahre hinweg ohne Menschen und Nutzung entwickelt, möglicherw­eise Refugium für seltene Arten wird und wie sich die Natur die ehemaligen Kleingärte­n „zurückholt“, inklusive der Gebäude. Die Stadt hatte dieses Konzept bereits vorgestell­t, Aalens OB hatte auch die Idee eines Beobachtun­gsturm, beziehungs­weise einer Aussichtsp­lattform aufgebrach­t.

Diese lange Diskussion, so Albrecht Jenner (SPD) am Ende, hätte man sich eigentlich sparen können. Er wandte sich an Fuchs: Ein Anruf vor einer Woche bei der Ortschafts­verwaltung hätte genügt, um die Sache auf die Tagesordnu­ng zu setzen.

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