Neuer Ärger um die „Urbane Wildnis“
Kleingartenanlage nicht auf der Tagesordnung – das sei „nicht in Ordnung“
AALEN-WASSERALFINGEN - Lange ist diskutiert worden um einen Punkt, der nicht einmal auf der Tagesordnung stand. Und das war auch der Knackpunkt: Auf der wollte nämlich Josef Fuchs die „Urbane Wildnis“auf der ehemaligen Kleingartenanlage am Erzweg sehen. Sie war es nicht. Also ging die Sache erneut in eine lange Runde, in der der CDUFraktionsvorsitzende der Stadt Planund Konzeptlosigkeit vorwarf und erneut von einer Gefährdung durch den Müll auf der Anlage sprach. Er sorge sich über angeblich gefährliche Stoffe und Umweltgifte. Und um die Anwohner, die das Naturprojekt der Stadt bislang eher als „Urbane Müllkippe“wahrnehmen.
Thema steht unter „Verschiedenes“
Schon vor dem ersten Tagesordnungspunkt hatte sich Fuchs beschwert, in Richtung Ortsvorsteherin: Bereits am 27. Februar hätte der Rat einstimmig einen Bericht zum Konzept der „Urbanen Wildnis“gefordert und in der vergangenen Sitzung war das Thema von Fuchs auf die Tagesordnung beantragt worden. Als Andrea Hatam erklärte, die Sache werde unter „Verschiedenes“besprochen, ärgerte sich Fuchs noch mehr: Es sei nicht in Ordnung, dieses für die Anwohner wichtige Thema unter „Verschiedenes abzuvespern.“
Denn wenn es auf der Tagesordnung gestanden hätte, wären die Anwohner gekommen. Zudem erinnerte Fuchs an die Aussage von Bürgermeister Karl-Heinz Ehrmann in der Sitzung Anfang Juni, der einen Sachstandsbericht in Aussicht gestellt hatte mit der Einschränkung, dass der aber „eventuell nicht erschöpfend“ und auch nicht so befriedigend ausfallen könnte, wie sich das der Ortschaftsrat wünscht. Hatam hatte eingeräumt, der Tagespunkt „wurde versäumt.“
Unter „Bekanntgaben und Anfragen“ging es dann in Runde zwei: Für einen eigenen Tagesordnungspunkt hätte die aktuelle Kenntnislage gar nicht ausgereicht, so Bürgermeister Karl-Heinz Ehrmann. Mit den Kleingärtnern, die in die Anlage in den Kocherwiesen umgezogen sind, habe der OB gesprochen. Bei der Beseitigung der Hinterlassenschaften wolle man „deren Unterstützung“. Das wichtigste sei nun eine Gefahrenabschätzung. Damit wurde ein Gutachter beauftragt, einen Sachstandsbericht werde es voraussichtlich Mitte August geben. Ehrmann stellte ein stufenweises Vorgehen bei der Untersuchung der 54 brachliegenden Parzellen in Aussicht. Man nehme jedenfalls die Sorgen der Anwohner ernst, man sei „am Thema“, aber es gebe zu wenig Inhaltliches zu sagen, solange kein Gutachten vorliegt. Mit der „Urbanen Wildnis“betrete die Stadt „ein gewisses Neuland“.
Anwohner beschweren sich
Für Hatam ist die Situation auf dem gesperrten Gelände nicht zufriedenstellend. Sie bekomme regelmäßig Anrufe von Anwohnern, die sich über Jugendliche beschwerten. Was Fuchs moniert: Es gebe kein Konzept, keinen Plan. Man frage sich, ob ein hoher Zaun kommt, ob der Weg zurückgebaut wird und was es mit dem Beobachtungszaun auf sich habe, von dem aus die Entwicklung der „Wildnis“betrachtet werden könne.
Zum Hintergrund: Die Stadt will in der Kleingartenanlage eine Art Pilotprojekt starten, das auch von Biologen oder einem Naturverband begleitet wird. Es soll beobachtet werden, wie sich ein Areal über Jahre hinweg ohne Menschen und Nutzung entwickelt, möglicherweise Refugium für seltene Arten wird und wie sich die Natur die ehemaligen Kleingärten „zurückholt“, inklusive der Gebäude. Die Stadt hatte dieses Konzept bereits vorgestellt, Aalens OB hatte auch die Idee eines Beobachtungsturm, beziehungsweise einer Aussichtsplattform aufgebracht.
Diese lange Diskussion, so Albrecht Jenner (SPD) am Ende, hätte man sich eigentlich sparen können. Er wandte sich an Fuchs: Ein Anruf vor einer Woche bei der Ortschaftsverwaltung hätte genügt, um die Sache auf die Tagesordnung zu setzen.