Aalener Nachrichten

Abschied von Gustav Wabro

Eine große Trauergeme­inde gibt ihm in Aalen das letzte Geleit.

- Von Eckard Scheiderer

AALEN - Eine überaus große Trauergeme­inde mit hochrangig­en Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Gesellscha­ft hat am Dienstag in Aalen Abschied von Gustav Wabro genommen. Prediger und Trauerredn­er würdigten den früheren Staatssekr­etär, Abgeordnet­en und Landrat als großes politische­s Talent und als den Menschen zutiefst zugetanen Brückenbau­er. Wabro war am Montag vergangene­r Woche im Alter von 85 Jahren nach Krankheit, aber dennoch überrasche­nd verstorben.

Der stellvertr­etende Ministerpr­äsident von Baden-Württember­g, Innenminis­ter Thomas Strobl, die ehemaligen Ministerpr­äsidenten Erwin Teufel und Stefan Mappus, dazu aktive und ehemalige Abgeordnet­e wie Inge Gräßle, Margit Stumpp, Wolfgang Roth, Georg Brunnhuber und Marga Elser, außerdem neben den Oberbürger­meistern Thilo Rentschler (Aalen) und Karl Hilsenbek (Ellwangen) weitere jetzige und einstige Oberbürger­meister und Landräte aus dem ganzen Land, dazu Chargierte und Vertreter verschiede­ner Studentenv­erbindunge­n und Böhmerwäld­ler Trachtentr­äger: Sie alle wollten „einer wertgeschä­tzten Persönlich­keit des Landes und dieser Region“die letzte Ehre erweisen, wie Dekan Robert Kloker in seiner Begrüßung zur Totenmesse in der Salvatorki­rche sagte. Alle, so Kloker weiter, empfänden dabei Dankbarkei­t für ein großes und fruchtbare­s Wirken im politische­n und gesellscha­ftlichen Bereich. Sein Handeln habe der bekennende Christ Wabro dabei stets an seinen christlich­en Grundüberz­eugungen ausgericht­et. Wabro habe außerdem, so Kloker an anderer Stelle, für die Vision eines einigen und friedliche­n Europas gelebt, „dem hat er seine besten Kräfte gewidmet“.

„Macher und Makler, Staatsmann, Schlitzohr und Stratege“So charakteri­sierte CDU-Landtagsfr­aktionsche­f Wolfgang Reinhart den verstorben­en Gustav Wabro.

Das große Charisma Wabros

Menschen zu begegnen und mit ihnen zu kommunizie­ren, das sei ein Herzensanl­iegen und das große Charisma von Gustav Wabro gewesen, sagte Pfarrer Wolfgang Sedlmeier in seiner Trauerpred­igt. Mit Sedlmeier und Kloker zelebriert­en weitere Geistliche die Messe, unter ihnen auch der Prior-Administra­tor des Klosters Neresheim, Pater Albert Knebel. In seinem politische­n Wirken, so Sedlmeier weiter, habe für Wabro nicht der Kampf an oberster Stelle gestanden, sondern das Bemühen, die Menschen zu überzeugen. So habe er auch dem damals neuen Ostalbkrei­s als erster ein Gesicht gegeben. Der Aalener Pfarrer ließ zudem nicht unerwähnt, dass der Schönenber­g in Ellwangen – der Stadt, wo Wabro nach Flucht und Vertreibun­g als Jugendlich­er zuerst eine neue Heimat gefunden hatte – für ihn ein besonderer Ort gewesen sei, „an dem er vermutlich etwas Besonderes von Gottes Zusage gespürt hat“.

Wabro sei ein rundum gebildeter und stilvoller Mensch gewesen, der auf jedem Parkett trittsiche­r gewesen sei, sagte Innenminis­ter Thomas Strobl. Wabro habe zusammenge­führt, nie gespalten. Neben seinen Funktionen als Landrat, Chef der Stuttgarte­r Staatskanz­lei, Staatssekr­etär im Kabinettsr­ang und Bevollmäch­tigter des Landes beim Bund und bei der EU sowie als Landtagsab­geordneter hob Strobl vor allem Wabros Engagement als Landesbeau­ftragter für Vertrieben­e, Flüchtling­e und Aussiedler hervor. Wabro habe dieses Amt bis heute geprägt, weit über das Land hinaus, und mit seiner Arbeit hier Bleibendes geschaffen und Geschichte geschriebe­n. Als Bevollmäch­tigter beim Bund sei Wabro „der erfahrenst­e Bonner in der ganzen Landesregi­erung“gewesen. Auf europäisch­er Ebene sei eine Europäisch­e Union in Frieden, Freiheit und Wohlstand das große politische Vermächtni­s Wabros.

Fäden gezogen, nicht Fallstrick­e

CDU-Landtagsfr­aktionsche­f Wolfgang Reinhart würdigte das außergewöh­nliche Talent Wabros als Türöffner und Brückenbau­er, außerdem seinen politische­n Spürsinn. Wabro habe das Feuer gerochen, ehe der Rauch aufgestieg­en sei. Wabro sei Macher und Makler, Staatsmann, Schlitzohr und Stratege gewesen, er habe die Fäden gezogen, ohne dabei für jemanden Fallstrick­e daraus zu machen. So sei er bis heute der Inbegriff des geschätzte­n und klugen ersten Diplomaten des Landes BadenWürtt­emberg. Ohne ihn wären oftmals schwierige Kompromiss­e wie einst der bei der Einigung auf die Pflegevers­icherung nicht gelungen. Mit seiner intensiven Arbeit an der Aussöhnung mit Osteuropa, so Reinhart weiter, sei Wabro schließlic­h der Schöpfer der späteren Donauraums­trategie des Landes geworden.

„Der starke Motor der Ostalb“

Ohne Gustav Wabro wäre der Ostalbkrei­s nicht das, was er heute ist, sagte Landrat Klaus Pavel. Die von ihm geschaffen­e Dezentrali­tät präge den Kreis bis heute. „Er war der starke Motor in der Entwicklun­g der Ostalb“, so Pavel weiter, dabei habe Wabro auch in Stuttgart und Bonn den Blick auf sie nie vergessen. Von seiner Diplomatie und seinem Verhandlun­gsgeschick habe die Region stets profitiert, „auf ihn war immer Verlass“. Als Anwalt der Bürger, volksverbu­nden und beliebt, habe Wabro die Hingabe für das Gemeinwese­n in einer Art verkörpert, wie man sie heute kaum noch finde. Zahlreiche Ehrenämter wie für das Kloster Neresheim, bei der Musikschul­akademie Schloss Kapfenburg oder beim Deutschen Roten Kreuz seien für Wabro nie Belastung, sondern Selbstvers­tändlichke­it gewesen.

Wabro habe alle Winkel im öffentlich­en Raum gekannt, habe darin alle Spiele analysiere­n können, ohne jemals selbst zum Spieler geworden zu sein, sagte Hermut Kormann für den Rotary Club Aalen-Heidenheim. 47 Jahre lang war Wabro Mitglied bei den Rotariern. Ein weiterer Nachruf kam von den katholisch­en Studentenv­erbindunge­n, denen Wabro angehört hatte, und von deren Cartellver­band CV.

Bei der Aussegnung auf dem Waldfriedh­of nahm Pfarrer Sedlmeier in seiner kurzen Ansprache den Familienme­nschen Gustav Wabro in den Blick. Die Familie, das sei für ihn der Rückzugsor­t gewesen, an dem er Kraft und Stärke gewonnen habe und nicht Staatsmann habe sein müssen. Hier wie dort habe aber gleicherma­ßen gegolten: „Er hat das Menschsein als Menschlich­keit gelebt.“Ein großer Trauerzug folgte dann dem Sarg mit den sterbliche­n Überresten Gustav Wabros bis zu dessen letzter Ruhestätte. Das musikalisc­he Geleit hierzu gab die Polizeikap­elle Ostalb.

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FOTO: THOMAS SIEDLER
 ?? FOTOS: THOMAS SIEDLER ?? In der Aussegnung­shalle auf dem Aalener Waldfriedh­of war der Sarg mit den sterbliche­n Überresten Gustav Wabros aufgebahrt, umgeben unter anderem von Kranzschmu­ck in den Landesfarb­en. Pfarrer Wolfgang Sedlmeier hielt dort die Ansprache zur Aussegnung.
FOTOS: THOMAS SIEDLER In der Aussegnung­shalle auf dem Aalener Waldfriedh­of war der Sarg mit den sterbliche­n Überresten Gustav Wabros aufgebahrt, umgeben unter anderem von Kranzschmu­ck in den Landesfarb­en. Pfarrer Wolfgang Sedlmeier hielt dort die Ansprache zur Aussegnung.
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Ein langer Trauerzug folgte auf dem Waldfriedh­of dem Sarg bis zur letzten Ruhestätte von Gustav Wabro.
 ??  ?? Prominente Trauergäst­e bei der Totenmesse in der Salvatorki­rche: in der vorderen Reihe von links der stellvertr­etende Ministerpr­äsident von Baden-Württember­g, Thomas Strobl, der Vorsitzend­e der CDU-Fraktion im Landtag, Wolfgang Reinhart, die ehemaligen Ministerpr­äsidenten Erwin Teufel und Stefan Mappus und der Abgeordnet­e und Fraktionsv­ize im Landtag, Winfried Mack.
Prominente Trauergäst­e bei der Totenmesse in der Salvatorki­rche: in der vorderen Reihe von links der stellvertr­etende Ministerpr­äsident von Baden-Württember­g, Thomas Strobl, der Vorsitzend­e der CDU-Fraktion im Landtag, Wolfgang Reinhart, die ehemaligen Ministerpr­äsidenten Erwin Teufel und Stefan Mappus und der Abgeordnet­e und Fraktionsv­ize im Landtag, Winfried Mack.

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