Aalener Nachrichten

Bloß nicht den Schwarzen Peter ziehen

- Von Sabine Lennartz s.lennartz@schwaebisc­he.de

Eigentlich haben sie alles richtig gemacht. Die SPD hat sich in den vergangene­n drei Wochen nicht in das Schlachtge­tümmel der Union geworfen, sie hat sich nur verklausul­iert an die Seite der Kanzlerin gestellt, hat ihre europäisch­e Linie betont und war ansonsten sozusagen unbeteilig­t. Der Partei, die mindestens so angeschlag­en ist wie die CDU, hat diese Ruhe gutgetan.

Jetzt aber muss die SPD Stellung beziehen – und eines ist den Handelnden klar: Wenn nun am Ende auch noch die SPD in den offenen Streit um Asyl geht, bleibt der Unmut der letzten drei Wochen zum Schluss noch an ihr hängen. Gewinnen kann sie mit einer offenen Asylpoliti­k wenig, denn ihr Wählerklie­ntel ist zu einem großen Teil in dieser Frage näher bei Seehofer als bei Merkel.

Die SPD ist deshalb gut beraten, jetzt bloß nicht selbst über das Papier zu streiten, sondern ganz kühl erst einmal mehr Informatio­nen über die Ausgestalt­ung des Kompromiss­es zu verlangen. In Wahrheit ist er doch nur eine gesichtswa­hrende Lösung für einen Innenminis­ter, den niemand mehr versteht, und eine Kanzlerin, die sich nicht wegschiebe­n ließ.

Die SPD kann die Arbeit diesmal ruhig andere machen lassen. Ob nun Österreich, vielleicht sogar der Seehofer-Freund Sebastian Kurz, oder die Ministerpr­äsidenten der Bundesländ­er, die solche Transitzen­tren einrichten müssten – sie werden sehr schnell aufdecken, was alles faul ist an dem angeblich so genialen Kompromiss.

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