Aalener Nachrichten

„Unser Publikum genießt das private Format“

Sandra Röddiger und Ralf Kurek haben das erste Festival für Alte Musik Aalen (FAMA) organisier­t

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AALEN - Das Aalener Ärtzteehep­aar Sandra Röddiger und Ralf Kurek hat, gemeinsam mit weiteren Akteuren, das erste Festival für Alte Musik Aalen, kurz FAMA, organisier­t. Ab dem kommenden Sonntag gibt’s bis zum 15. Juli täglich ein Konzert. In der Villa Stützel hat unser Kulturreda­kteur Ansgar König mit den beiden gesprochen.

Frau Röddiger, Herr Kurek, wie kam’s zu der Idee, ausgerechn­et ein Festival mit Alter Musik zu organisier­en?

Röddiger: Wir sind ja sozusagen Reig’schmeckte und sind erst seit elf Jahren hier in Aalen. Aber wir sind hier auf ein kleines Netzwerk gestoßen – evangelisc­he Kirchenmus­ik, Kammermusi­kforum, Theater der Stadt und nicht zuletzt das Aalener Jazzfest mit Ingo Hug und seinem Weinkontor. So haben wir uns entschloss­en, neben unserem regelmäßig­en Programm in der Villa Stützel nun Alte Musik, als Musik vom 16. bis zum 18. Jahrhunder­t, vom Mittelalte­r über die Rennaissan­ce bis hin zum Barock, kondensier­t zu präsentier­en – mit kleineren Einsprengs­eln anderer Genres.

Das hört sich nach viel Arbeit an.

Kurek: Ja, in der Tat. Zwischendr­in haben wir schon gezweifelt. Aber schlussend­lich haben wir nun ein Programm zusammenge­stellt, auf das wir schon stolz sein können. (lacht) Fürs erste Mal nicht schlecht. Das Festival ist ein Experiment, schließlic­h sind wir reine Liebhaber. Jetzt wollen wir mal schauen, wie’s ankommt. Der Plan ist schon, im kommenden Jahr eine Fortsetzun­g zu machen. Röddiger: Es war nicht immer einfach mit den Künstlern. Manche sind mit modernen Kommunikat­ionsformen nicht so vertraut, die Italiener sprechen nur Italienisc­h, dann wurde auch noch eine Sopranisti­n, die wir gebucht hatten, schwanger.

Ihre Kontakte mit Kulturmach­ern in der Region sind mittlerwei­le intensiver geworden.

Kurek: Ja, zum Beispiel mit dem Theater, das ja unser Nachbar ist und mit dem wir im Rahmen des Boulevards Ulmer Straße zusammenge­arbeitet haben. Oder unser Kollege Hans-Roman Kitterer, Arzt und Pianist.Wir haben hier Leute vorgefunde­n, die mit viel Herzblut dabei sind. Röddiger: Die Zusammenar­beit funktionie­rt. Es ist einfach schön, wenn man sieht: Da geht was. Es ist natürlich ein Glücksfall, dass wir auf den US-amerikanis­chen Opernsänge­r Robert Crowe gestoßen sind, den es der Liebe wegen nach Schwäbisch Gmünd verschlage­n hat. Er besetzt ein seltenes Stimmfach: den männlichen Sopran Kurek: Crowe hat sogar über Alte Musik promoviert. Zudem hat er die künstleris­che Leitung der Villa Stützel profession­alisiert.

Woher kommt die Liebe zu Alter Musik?

Röddiger: Wir sind beide mit klassische­r Musik aufgewachs­en. Bei mir hat die Schule den Ausschlag gegeben. Wir haben ein Händel-Oratorium aufgeführt, da hat’s bei mir „bämm“gemacht. Kurek: Bei mir waren es die Feiern zum 900-jährigen Jubiläum des Gangs nach Canossa in Gelnhausen, meiner Heimatstad­t. Die Gelnhausen­er behaupten nämlich, Heinrich IV. sei damals von Gelnhausen aus nach Canossa gestartet. Bei diesem Fest sah ich eine mittelalte­rliche Spielmanns­gruppe – und war total begeistert.

Die denkmalges­chützte Villa Stützel von 1897, die sie 2012 gekauft und restaurier­t haben, bietet ein ideales Ambiente.

Röddiger (lacht): Der Villa-StützelFan­club wird immer größer. Unser Publikum – und auch die Künstler lieben das private Format, dass wir hier keinen „Konzertgro­ßbetrieb“machen. Wir versuchen, so persönlich wie möglich zu sein. Der Salon im Stil des 19. Jahrhunder­ts macht intensiven Dialog zwischen Künstlern und Zuhörern möglich. Das gibt’s in einem großen Setting nicht. Kurek: Manche Künstler blühen hier richtig auf, weil alles so nahe ist. Wir machen sechs bis acht Konzerte im Jahr, und es gibt einfach viele, die gerne wiederkomm­en. Klar, bei nur 50 oder 60 Sitzplätze­n sind unsere Veranstalt­ungen defizitär, aber wie gesagt, wir machen’s aus Liebhabere­i.

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FOTO: ANSGAR KÖNIG Sandra Röddiger und Ralf Kurek haben das erste Festival für Alte Musik organisier­t.

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