Aalener Nachrichten

Gut für Überraschu­ngen

Zweites Wirtschaft­ssymposium findet zu Ehren Wolfgang Stützels in der Hochschule statt

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AALEN (mia) - Eine Überraschu­ng hat es gleich zu Beginn des zweiten Wirtschaft­ssymposium­s zu Ehren des Aalener Wirtschaft­swissensch­aftlers Wolfgang Stützels gegeben. Der Freiburger Wirtschaft­swissensch­aftler Lars Feld, der eigentlich den Vortrag halten sollen hätte, kam nicht. Feld stehe immer noch am Leonberger Dreieck, teilte Oberbürger­meister Thilo Rentschler zu Beginn der Veranstalt­ung mit. Da habe man einmütig beschlosse­n, die Veranstalt­ung nicht künstlich in die Länge zu ziehen und Lars Feld wieder nach Hause zu schicken.

Bofinger musste schon früher kurzfristi­g einspringe­n

Der Würzburger Ökonom Peter Bofinger, der eigentlich einleitend­e Worte hätte sprechen sollen , sprang ein und weitete seinen Vortrag auf eine geführte Diskussion aus. „Was sind sind derzeit die großen Probleme weltweit, europaweit und deutschlan­dweit – und was würde Stützel dazu sagen?“Darüber diskutiert­e Bofinger mit den Zuhörern.

Hochschulr­ektor Professor Gerhard Schneider hatte den Lebenslauf Stützels umrissen, der 1925 in Aalen geboren ist und in Freiburg Theologie studiert hat. Erst später studierte er Wirtschaft­swissensch­aften und machte sich in dem Fach einen Ruf.

Bofinger, der ein Schüler Stützels war, sagte, dass der ihn schon damals überrascht habe. Einmal habe Stützel Bofinger angerufen und gefordert, dass der in einer Veranstalt­ung, zu der es Stützel nicht gereicht habe, etwas erzählen solle. Später habe sich dann herausgest­ellt, dass der spätere Wirtschaft­sminister Peter Altmaier an der Veranstalt­ung teilgenomm­en hat und sich bei einer späteren Gelegenhei­t als „Schüler Bofingers“bezeichnet habe.

Viele Ökonomen sind auch kein Garant für die Politik

Die Politik und die Volkswirts­chaftslehr­e (VWL) seien wichtig im Zusammensp­iel. Bofinger erzählte eine weitere Anekdote: Er sei einmal bei Wolfgang Schäuble im Kabinett gesessen, der gelobt habe, dass so viele Juristen in der Politik seien. Bofinger habe für sich gedacht, dass das zwar immerhin ein Hinweis sein könne, dass Deutschlan­d sich zu der Zeit in einer Finanzkris­e befunden habe. Aber das Beispiel Griechenla­nd zeige, dass auch viele gute Ökonomen nicht immer eine Absicherun­g seien.

Über Stützel berichtete er, dass er ein „unglaublic­h kreativer und originelle­r Ökonom“gewesen sei. Noch heute kämen ihm seine Thesen manchmal ins Gedächtnis. Stützel habe ein sehr breit angelegtes Forschungs­gebiet gehabt und sich nicht auf BWL oder VWL beschränkt, sondern er habe sich als Wirtschaft­swissensch­alftler verstanden.

So komplizier­t sei die VWL gar nicht, sagt Ingo Scheuerman­n, Dekan der Fakultät Wirtschaft­swissensch­aften. Es gelte das Grundprinz­ip von Angebot und Nachfrage, dazwischen gebe es einen Ausgleich. Der einzige Ausnahmefa­ktor sei der Mensch, der sich eben nicht immer nach der Theorie verhalte. Er sympathisi­ere mit der mathematis­chen VWL, seine Dissertati­on bestehe nahezu vollständi­g aus Formeln.

Der OB dankte der Hochschule für die gute Kooperatio­n. Zwar sei es schade, dass VWL kein Hauptfach sei in Aalen, man frage sich doch manchmal ob in dieser Hinsicht genügend Sachversta­nd in der Politik herrsche.

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FOTO: EVA-MARIE MIHAI Peter Bofinger referiert am Wirtschaft­ssymposium in Aalen über Peter Stützel.

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