Eine „Jahrhundertchance“für Ellwangen
Zuschlag für Landesgartenschau 2026 geht an Ellwangen – Freude bei CDU, Skepsis bei Freien Bürgern
ELLWANGEN - Die Stadt Ellwangen wird die Landesgartenschau des Jahres 2026 ausrichten. In dem Zuschlag der Landesregierung sieht Oberbürgermeister Karl Hilsenbek eine „Jahrhundertchance“. Jetzt laufe der Countdown, um die geplanten Maßnahmen bis 2026 umzusetzen, so Hilsenbek. Zur Erwartung des Landes, Ellwangen möge nun die Vereinbarung für den Verbleib der Landeserstaufnahmestelle für Flüchtlinge verlängern, sagte Hilsenbek, es gebe hier keinen Zusammenhang.
Oberbürgermeister Karl Hilsenbek wollte es erst schriftlich und aus offizieller Quelle haben, bevor er Glückwünsche für den Zuschlag zur Landesgartenschau entgegennahm. Gegen 13.10 Uhr erschien er dann vor den Journalistinnen und Journalisten und sagte: „Das ist top!“
Das Stadtoberhaupt bedankte sich bei allen, die den Erfolg möglich gemacht hatten. Die Entscheidung für Ellwangen sei das Ergebnis einer „Teamleistung von Vielen“. Er dankte dem Ministerrat für den Zuschlag sowie dem gesamten Team, das die Bewerbung gestemmt hatte. Stellvertretend nannte er den Leiter des Amtes für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung, Klaus Ehrmann, für die Erstellung der Machbarkeitsstudie für die Schau mit den Fachbüros: „Er hat dem Ganzen das inhaltliche Fleisch gegeben.“Darüber hinaus dankte er dem Gemeinderat sowie der Lenkungsgruppe, in der auch der Verein Pro Ellwangen vertreten gewesen sei. Weiter dankte er den Abgeordneten in den Parlamenten sowie Landrat Klaus Pavel, der die Bewerbung „positiv begleitet“und sich dafür eingesetzt habe.
Eine Eintrittskarte für alle, die bei der Präsentation dabei waren
Hilsenbek verwies auf die Präsentation der Ellwanger Bewerbung vor der Auswahlkommission am 24. April, bei der Tausende auf den Beinen gewesen waren. „Das haben wir gut gemacht, wir haben das rund gemacht, wir haben nicht überdreht, wir haben überzeugt.“Bei der Präsentation sei das Herzblut aller Beteiligten zu spüren gewesen. Ellwangen habe für die Gartenschau gelebt, als habe sie schon begonnen. „Diesen Schwung nehmen wir jetzt mit“, sagte Hilsenbek. Der Oberbürgermeister versprach allen, die bei der Präsentation mitgemacht hatten, eine Eintrittskarte für die Schau. Das gelte auch für die Schüler, die auf dem Bauhofgelände die große Tanz-Performance ablieferten.
Die Landesgartenschau ist aus Sicht des OB eine große Chance. „Wir können jetzt diese Jahrhundertchance wahrnehmen.“Ab jetzt laufe aber auch der Countdown für die Umsetzung. Man dürfe keinen Tag versäumen, denn gerade in baulicher Hinsicht gebe es viel zu tun. Beispielhaft nannte er die barrierefreie Gestaltung des Ellwanger Bahnhofs, die Verlegung des Mühlkanals oder die Unterführung beim Müller-Markt. „Ab heute geht es los“, sagte der OB.
Brückenpark: Ein entscheidendes Element
Auf die Frage, welches Element der Bewerbung aus seiner Sicht mitentscheidend gewesen sei, nannte Hilsenbek den geplanten Brückenpark beim Schießwasen. Die Situation sei heute so, dass man die Jagst eigentlich gar nicht sehen und das Wasser nicht erleben könne.
Daraus soll nach den Vorstellungen der Planer ein belebter Park für alle Bürger werden. Die Bürger sollten ein paar Schritte machen können, um dann am Fluss zu sitzen, erläuterte Amtsleiter Ehrmann. In der ganzen Stadt solle das Gewässer zugänglich sein.
Darüber hinaus sieht die Planung vor, dass die Jagst wieder mäandern darf, momentan mache sie einen kanalisierten Eindruck. Die Natur könne sich besser ausbreiten, wenn der Fluss seine Schleifen ziehen könne. „So etwas geht nur mit der Gartenschau“, sagte Hilsenbek.
Glücklich über den Zuschlag zeigte sich der Fraktionschef der CDU im Ellwanger Gemeinderat, Rolf Merz: „Wir freuen uns riesig, dass der Erfolg jetzt da ist“, sagte Merz im Gespräch mit der „Ipf- und Jagst-Zeitung“. Er nannte das Konzept, die Einbindung der Fachleute sowie der politischen Funktionsträger als entscheidende Faktoren, die sich günstig für die Stadt ausgewirkt hätten. Die CDU habe das Projekt stets unterstützt und bereits vor Jahren in einer Haushaltsrede angeregt, dass sich Ellwangen nach zwei fehlgeschlagenen Versuchen nochmals bewerben solle.
Im Hinblick auf die finanzielle Belastung ist Merz überzeugt, dass die Landesgartenschau für die Stadtentwicklung „von so positiver Bedeutung“sei, dass dies auch geschultert werden könne. Die Schau bringe so viel für die Entwicklung der Stadt, „dass man die Frage der Schuldenlast großzügiger denken muss.“
Eine Verbindung des Zuschlags mit dem Verbleib der Landeserstaufnahmestelle (LEA) in Ellwangen sieht Merz nicht, obwohl sein Parteikollege, Landwirtschaftsminister Peter Hauk, in Stuttgart die Erwartung geäußert hatte, dass die LEA-Vereinbarung verlängert werde. Merz reagierte diplomatisch: Das Eine habe mit dem Anderen nichts zu tun. Der CDU-Fraktionschef räumte jedoch ein: „Die Bereitschaft, mit dem Land ernsthafte Gespräche über den LEA-Verbleib zu führen, ist jetzt weit größer.“Er betonte aber dass die Verhandlungen ergebnisoffen geführt werden müssten. Auch OB Karl Hilsenbek sieht „keinen sachlichen Zusammenhang“zwischen der Landesgartenschau und dem Verbleib der LEA in Ellwangen. Das Thema LEA müsse im Gemeinderat beraten und beschlossen werden.
„Wir haben nicht überdreht, wir haben überzeugt“, Oberbürgermeister Karl Hilsenbek zur Präsentation am 24. April
„Gemischte Gefühle“bei Freien-Fraktionschef Gunter Frick
„Gemischte Gefühle“äußerte Gunter Frick, Fraktionschef der Freien Bürger im Gemeinderat. Einerseits freue er sich über die Chance, die die Stadt jetzt mit der Landesgartenschau bekomme. Er zeigte sich jedoch im Gespräch mit der „Ipf- und Jagst-Zeitung“besorgt angesichts der finanziellen Belastung. Die Landesgartenschau führe dazu, dass der finanzielle Handlungsspielraum in anderen Bereichen „in großem Maße eingeschränkt“werde.
Frick befürwortet es, wenn die Jagst wie geplant in der Innenstadt erlebbar wird. Die Ausdehnung der Jagstaue in Richtung Schrezheim sieht er angesichts des Finanzbedarfs jedoch skeptisch. Er sprach sich dafür aus, nur die Teile des Konzepts umzusetzen, die sich nachhaltig positiv auswirken, etwa den Übergang beim Schießwasen und die Verbindung der Stadt mit der Jagst. Zur Erwartung des Landes, Ellwangen möge jetzt die LEA-Vereinbarung verlängern, sagte Frick klar und deutlich: „Keine Deals.“
Freien-Bürger-Fraktionschef Frick: „Keine Deals“
Sein Fraktionskollege Franz-Josef Grill wurde noch deutlicher: Die Freien Bürger hätten schon im Dezember auf eine rasche Entscheidung über den Verbleib der LEA in Ellwangen gedrängt. Er vermutet, dass nach der Vergabe die Bereitschaft größer sein könnte, die „Kröte LEA“zu schlucken. Grill äußerte außerdem die Befürchtung, dass Ellwangen zu einem Ankerzentrum werde, wie es Bundesinnenminister Seehofer (CSU) vorgeschlagen habe.
Grill hält die Entscheidung für die Landesgartenschau angesichts der finanziellen Situation der Stadt für „fatal“. Die Kosten für die Schau seien Stand heute auf 33 Millionen Euro kalkuliert, erfahrungsgemäß würde dieser Betrag noch steigen. „Ich möchte gerne wissen, wo wir das Geld herkriegen“, sagte Grill. Zudem befürchtet Grill, dass der Gartenschau-Effekt nach dem halben Jahr, in dem die Schau stattfinde, verpuffen könnte.
Glückwünsche aus Berlin und dem Landtag
Positiv äußerten sich die CDU-Abgeordneten Roderich Kiesewetter und Winfried Mack sowie Margit Stumpp von Bündnis 90/Die Grünen. Der Bundestagsabgeordnete Kiesewetter sagte: „Die Landesgartenschau kann die Entwicklung der Großen Kreisstadt deutlich voranbringen. Insbesondere könnte durch sie die Altstadt besser an die Jagstauen angeschlossen werden.“Auch Mack erhofft sich „Entwicklungschancen für die Stadt und die Region.“Der Zuschlag sei auch eine Anerkennung für das ehrenamtliche Engagement der Bürgerinnen und Bürger. Margit Stumpp sieht in der Vergabe eine „gute Nachricht“. Das Jagstufer werde zur Erholung, zum Sport und für Kinder zum Spielen attraktiver gestaltet. „Ellwangen bekommt so auf Dauer mehr Lebensqualität in die Stadt“, sagte Stumpp.
Für Oberbürgermeister Hilsenbek ist nun zunächst einmal Zeit zum Feiern. Die Heimattage böten die Gelegenheit, auf den Zuschlag anzustoßen. Er wollte sich nicht festlegen, ob er die Realisierung der Landesgartenschau auch als OB begleiten will. Erst zum Jahresende entscheide er, ob er für eine weitere Amtszeit antrete. Einen und eine von allen bisherigen Landesgartenschauen seit 1980 finden Sie unter