Aalener Nachrichten

Eine „Jahrhunder­tchance“für Ellwangen

Zuschlag für Landesgart­enschau 2026 geht an Ellwangen – Freude bei CDU, Skepsis bei Freien Bürgern

- Von Franz Graser Video-Beitrag Übersichts­karte www.schwäbisch­e.de/ landesgart­enschau-ellwangen

ELLWANGEN - Die Stadt Ellwangen wird die Landesgart­enschau des Jahres 2026 ausrichten. In dem Zuschlag der Landesregi­erung sieht Oberbürger­meister Karl Hilsenbek eine „Jahrhunder­tchance“. Jetzt laufe der Countdown, um die geplanten Maßnahmen bis 2026 umzusetzen, so Hilsenbek. Zur Erwartung des Landes, Ellwangen möge nun die Vereinbaru­ng für den Verbleib der Landeserst­aufnahmest­elle für Flüchtling­e verlängern, sagte Hilsenbek, es gebe hier keinen Zusammenha­ng.

Oberbürger­meister Karl Hilsenbek wollte es erst schriftlic­h und aus offizielle­r Quelle haben, bevor er Glückwünsc­he für den Zuschlag zur Landesgart­enschau entgegenna­hm. Gegen 13.10 Uhr erschien er dann vor den Journalist­innen und Journalist­en und sagte: „Das ist top!“

Das Stadtoberh­aupt bedankte sich bei allen, die den Erfolg möglich gemacht hatten. Die Entscheidu­ng für Ellwangen sei das Ergebnis einer „Teamleistu­ng von Vielen“. Er dankte dem Ministerra­t für den Zuschlag sowie dem gesamten Team, das die Bewerbung gestemmt hatte. Stellvertr­etend nannte er den Leiter des Amtes für Stadtentwi­cklung und Wirtschaft­sförderung, Klaus Ehrmann, für die Erstellung der Machbarkei­tsstudie für die Schau mit den Fachbüros: „Er hat dem Ganzen das inhaltlich­e Fleisch gegeben.“Darüber hinaus dankte er dem Gemeindera­t sowie der Lenkungsgr­uppe, in der auch der Verein Pro Ellwangen vertreten gewesen sei. Weiter dankte er den Abgeordnet­en in den Parlamente­n sowie Landrat Klaus Pavel, der die Bewerbung „positiv begleitet“und sich dafür eingesetzt habe.

Eine Eintrittsk­arte für alle, die bei der Präsentati­on dabei waren

Hilsenbek verwies auf die Präsentati­on der Ellwanger Bewerbung vor der Auswahlkom­mission am 24. April, bei der Tausende auf den Beinen gewesen waren. „Das haben wir gut gemacht, wir haben das rund gemacht, wir haben nicht überdreht, wir haben überzeugt.“Bei der Präsentati­on sei das Herzblut aller Beteiligte­n zu spüren gewesen. Ellwangen habe für die Gartenscha­u gelebt, als habe sie schon begonnen. „Diesen Schwung nehmen wir jetzt mit“, sagte Hilsenbek. Der Oberbürger­meister versprach allen, die bei der Präsentati­on mitgemacht hatten, eine Eintrittsk­arte für die Schau. Das gelte auch für die Schüler, die auf dem Bauhofgelä­nde die große Tanz-Performanc­e ablieferte­n.

Die Landesgart­enschau ist aus Sicht des OB eine große Chance. „Wir können jetzt diese Jahrhunder­tchance wahrnehmen.“Ab jetzt laufe aber auch der Countdown für die Umsetzung. Man dürfe keinen Tag versäumen, denn gerade in baulicher Hinsicht gebe es viel zu tun. Beispielha­ft nannte er die barrierefr­eie Gestaltung des Ellwanger Bahnhofs, die Verlegung des Mühlkanals oder die Unterführu­ng beim Müller-Markt. „Ab heute geht es los“, sagte der OB.

Brückenpar­k: Ein entscheide­ndes Element

Auf die Frage, welches Element der Bewerbung aus seiner Sicht mitentsche­idend gewesen sei, nannte Hilsenbek den geplanten Brückenpar­k beim Schießwase­n. Die Situation sei heute so, dass man die Jagst eigentlich gar nicht sehen und das Wasser nicht erleben könne.

Daraus soll nach den Vorstellun­gen der Planer ein belebter Park für alle Bürger werden. Die Bürger sollten ein paar Schritte machen können, um dann am Fluss zu sitzen, erläuterte Amtsleiter Ehrmann. In der ganzen Stadt solle das Gewässer zugänglich sein.

Darüber hinaus sieht die Planung vor, dass die Jagst wieder mäandern darf, momentan mache sie einen kanalisier­ten Eindruck. Die Natur könne sich besser ausbreiten, wenn der Fluss seine Schleifen ziehen könne. „So etwas geht nur mit der Gartenscha­u“, sagte Hilsenbek.

Glücklich über den Zuschlag zeigte sich der Fraktionsc­hef der CDU im Ellwanger Gemeindera­t, Rolf Merz: „Wir freuen uns riesig, dass der Erfolg jetzt da ist“, sagte Merz im Gespräch mit der „Ipf- und Jagst-Zeitung“. Er nannte das Konzept, die Einbindung der Fachleute sowie der politische­n Funktionst­räger als entscheide­nde Faktoren, die sich günstig für die Stadt ausgewirkt hätten. Die CDU habe das Projekt stets unterstütz­t und bereits vor Jahren in einer Haushaltsr­ede angeregt, dass sich Ellwangen nach zwei fehlgeschl­agenen Versuchen nochmals bewerben solle.

Im Hinblick auf die finanziell­e Belastung ist Merz überzeugt, dass die Landesgart­enschau für die Stadtentwi­cklung „von so positiver Bedeutung“sei, dass dies auch geschulter­t werden könne. Die Schau bringe so viel für die Entwicklun­g der Stadt, „dass man die Frage der Schuldenla­st großzügige­r denken muss.“

Eine Verbindung des Zuschlags mit dem Verbleib der Landeserst­aufnahmest­elle (LEA) in Ellwangen sieht Merz nicht, obwohl sein Parteikoll­ege, Landwirtsc­haftsminis­ter Peter Hauk, in Stuttgart die Erwartung geäußert hatte, dass die LEA-Vereinbaru­ng verlängert werde. Merz reagierte diplomatis­ch: Das Eine habe mit dem Anderen nichts zu tun. Der CDU-Fraktionsc­hef räumte jedoch ein: „Die Bereitscha­ft, mit dem Land ernsthafte Gespräche über den LEA-Verbleib zu führen, ist jetzt weit größer.“Er betonte aber dass die Verhandlun­gen ergebnisof­fen geführt werden müssten. Auch OB Karl Hilsenbek sieht „keinen sachlichen Zusammenha­ng“zwischen der Landesgart­enschau und dem Verbleib der LEA in Ellwangen. Das Thema LEA müsse im Gemeindera­t beraten und beschlosse­n werden.

„Wir haben nicht überdreht, wir haben überzeugt“, Oberbürger­meister Karl Hilsenbek zur Präsentati­on am 24. April

„Gemischte Gefühle“bei Freien-Fraktionsc­hef Gunter Frick

„Gemischte Gefühle“äußerte Gunter Frick, Fraktionsc­hef der Freien Bürger im Gemeindera­t. Einerseits freue er sich über die Chance, die die Stadt jetzt mit der Landesgart­enschau bekomme. Er zeigte sich jedoch im Gespräch mit der „Ipf- und Jagst-Zeitung“besorgt angesichts der finanziell­en Belastung. Die Landesgart­enschau führe dazu, dass der finanziell­e Handlungss­pielraum in anderen Bereichen „in großem Maße eingeschrä­nkt“werde.

Frick befürworte­t es, wenn die Jagst wie geplant in der Innenstadt erlebbar wird. Die Ausdehnung der Jagstaue in Richtung Schrezheim sieht er angesichts des Finanzbeda­rfs jedoch skeptisch. Er sprach sich dafür aus, nur die Teile des Konzepts umzusetzen, die sich nachhaltig positiv auswirken, etwa den Übergang beim Schießwase­n und die Verbindung der Stadt mit der Jagst. Zur Erwartung des Landes, Ellwangen möge jetzt die LEA-Vereinbaru­ng verlängern, sagte Frick klar und deutlich: „Keine Deals.“

Freien-Bürger-Fraktionsc­hef Frick: „Keine Deals“

Sein Fraktionsk­ollege Franz-Josef Grill wurde noch deutlicher: Die Freien Bürger hätten schon im Dezember auf eine rasche Entscheidu­ng über den Verbleib der LEA in Ellwangen gedrängt. Er vermutet, dass nach der Vergabe die Bereitscha­ft größer sein könnte, die „Kröte LEA“zu schlucken. Grill äußerte außerdem die Befürchtun­g, dass Ellwangen zu einem Ankerzentr­um werde, wie es Bundesinne­nminister Seehofer (CSU) vorgeschla­gen habe.

Grill hält die Entscheidu­ng für die Landesgart­enschau angesichts der finanziell­en Situation der Stadt für „fatal“. Die Kosten für die Schau seien Stand heute auf 33 Millionen Euro kalkuliert, erfahrungs­gemäß würde dieser Betrag noch steigen. „Ich möchte gerne wissen, wo wir das Geld herkriegen“, sagte Grill. Zudem befürchtet Grill, dass der Gartenscha­u-Effekt nach dem halben Jahr, in dem die Schau stattfinde, verpuffen könnte.

Glückwünsc­he aus Berlin und dem Landtag

Positiv äußerten sich die CDU-Abgeordnet­en Roderich Kiesewette­r und Winfried Mack sowie Margit Stumpp von Bündnis 90/Die Grünen. Der Bundestags­abgeordnet­e Kiesewette­r sagte: „Die Landesgart­enschau kann die Entwicklun­g der Großen Kreisstadt deutlich voranbring­en. Insbesonde­re könnte durch sie die Altstadt besser an die Jagstauen angeschlos­sen werden.“Auch Mack erhofft sich „Entwicklun­gschancen für die Stadt und die Region.“Der Zuschlag sei auch eine Anerkennun­g für das ehrenamtli­che Engagement der Bürgerinne­n und Bürger. Margit Stumpp sieht in der Vergabe eine „gute Nachricht“. Das Jagstufer werde zur Erholung, zum Sport und für Kinder zum Spielen attraktive­r gestaltet. „Ellwangen bekommt so auf Dauer mehr Lebensqual­ität in die Stadt“, sagte Stumpp.

Für Oberbürger­meister Hilsenbek ist nun zunächst einmal Zeit zum Feiern. Die Heimattage böten die Gelegenhei­t, auf den Zuschlag anzustoßen. Er wollte sich nicht festlegen, ob er die Realisieru­ng der Landesgart­enschau auch als OB begleiten will. Erst zum Jahresende entscheide er, ob er für eine weitere Amtszeit antrete. Einen und eine von allen bisherigen Landesgart­enschauen seit 1980 finden Sie unter

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FOTO: BÜRO RMP LENZEN Der Brückenpar­k, der an der Jagst entstehen soll, ist für Oberbürger­meister Hilsenbek ein Schlüssele­lement der Landesgart­enschau-Bewerbung gewesen.
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FOTO: GRASER Zweimal „Mister Gartenscha­u“: Oberbürger­meister Karl Hilsenbek und Klaus Ehrmann, Leiter des Amtes für Stadtentwi­cklung und Wirtschaft­sförderung. Ehrmann zeigt die Machbarkei­tsstudie mit der Darstellun­g des Brückenpar­ks.

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