Aalener Nachrichten

Der DFB opfert seine Werte

- Von Filippo Cataldo f.cataldo@schwaebisc­he.de

Wenn man den grundsätzl­ichen Nachweis zur Reflexions­fähigkeit bereits erbracht hat, empfiehlt es sich, sein Hirn an der Garderobe abzugeben, bevor man sich im billigsten Populismus versucht. Doch bei den Verantwort­lichen des Deutschen FußballBun­des (DFB) fragt man sich, wen sie – allen voran Teammanage­r Oliver Bierhoff und DFB-Präsident Reinhard Grindel – eigentlich für dumm verkaufen wollen mit ihren allzu durchsicht­igen Manövern.

Statt ernsthaft damit zu beginnen, das WM-Desaster in Russland aufzuarbei­ten, werfen sie Mesut Özil einer Meute zum Fraß vor, die schon immer darauf gewartet hat, weil sie den türkischst­ämmigen Spielgesta­lter und Weltmeiste­r ohnehin nie wirklich als Teil der deutschen Nationalma­nnschaft akzeptiere­n konnte. Das ist schäbig.

Auch wenn es in der Debatte schon lange nicht mal mehr vordergrün­dig um die unsägliche­n Erdoganfot­os geht: Ja, Mesut Özil hat Fehler gemacht. Dass er sich nach den PR-Bildern nicht erklärt hat, war womöglich noch ein größerer Fehler als die Fotos selbst. Doch beim DFB haben sie ihm vor der WM keine Aussage abverlangt. Bierhoff versuchte, die Debatte mit einem „Basta“zu beenden; Grindel, aus seinem früheren Leben als Bundestags­abgeordnet­er in den hinteren Bänken der CDUFraktio­n und seinem noch früheren Leben als Redakteur beim ZDF der Macht von Bildern durchaus bewusst, fiel auch nicht viel mehr ein, als auf die Özil-Gündogan-ErdoganFot­os mit Grindel-Bierhoff-LöwGündoga­n-Özil-Fotos zu antworten.

Der DFB hat sich völlig zu Recht immer seiner Integratio­nskraft gerühmt, von den Kreisligen bis in die Nationalma­nnschaft war der Fußball Integratio­nsmotor einerseits und der Beweis anderersei­ts dafür, dass ein Zusammenle­ben nicht nur möglich, sondern sozusagen gelebte Realität ist. Die immer lauter werdenden rassistisc­hen Kommentare gegen Özil hat bis heute kein DFB-Funktionär verurteilt. Die DFB-Bosse sind gerade dabei, auch noch das letzte über Bord zu werfen, auf das sie wirklich stolz sein konnten.

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