Aalener Nachrichten

Steinmeier rügt Sprachverr­ohung

Bundespräs­ident mahnt Regierungs­parteien – Seehofer erklärt Asylstreit für beendet

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BERLIN (dpa/AFP) - Der Asylstreit in der Union wirkt nach: Während Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) am Wochenende ankündigte, nun „nach vorne“zu schauen, kritisiert­e Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier den Ton in der unionsinte­rnen Debatte und warnte vor einer Verrohung der Sprache.

„Wir müssen zurück zur Vernunft“, sagte Steinmeier am Sonntag im ZDF-Sommerinte­rview. Angesproch­en auf den von Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) verwendete­n Begriff „Asyltouris­mus“ sagte der Bundespräs­ident, an Regierungs­parteien gebe es die Anforderun­g, „auf Sprache zu achten“. Er habe in der jüngsten Zeit besorgte Anrufe von anderen Staatschef­s bekommen, zudem hätten ihm viele empörte Bürger geschriebe­n, sagte Steinmeier. Der Weg zu einer gemeinsame­n Migrations­politik in Europa sei schließlic­h mühsam genug. „Deswegen glaube ich, sollten wir auch keine Sprache pflegen, die noch spalterisc­h wirken kann.“

Auch Bundestags­präsident Wolfgang Schäuble mahnte die Parteien zu Besonnenhe­it. „Die Politik muss besonders in schwierige­n Zeiten zur Mäßigung und zur Vernunft zurückfind­en“, sagte der CDU-Politiker der „Heilbronne­r Stimme“.

Seehofer betonte derweil in der „Bild am Sonntag“den Erfolg seiner Partei in dem Streit. „Die CSU habe eine Asylwende durchgeset­zt. „Wir senden damit das Signal in die Welt, dass sich illegale Migration nicht mehr lohnt.“Und mit Merkel könne er „selbstvers­tändlich“weiter vertrauens­voll zusammenar­beiten. In der Wählerguns­t haben die Koalitions­parteien allerdings verloren – die AfD verzeichne­t einen Höhenflug.

In einer neuen Umfrage steigt die AfD um drei Punkte auf den Wert von 17 Prozent. Sie ist erstmals so stark wie die SPD, die um zwei Zähler nachgibt, wie der Sonntagstr­end ergab, den Emnid wöchentlic­h für die „Bild am Sonntag“erstellt. Auch die CDU/CSU verliert zwei Punkte, nur noch 30 Prozent würden aktuell die Union wählen. Die Große Koalition hätte damit keine Mehrheit mehr. Auf ähnliche Ergebnisse kamen auch andere Umfragen.

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