Aalener Nachrichten

CDU will Fahrverbot­e für Euro-5-Diesel weiter vermeiden

Landtagsfr­aktionsche­f Wolfgang Reinhart möchte notfalls vor den Verwaltung­sgerichtsh­of ziehen

- Von Bettina Grachtrup

STUTTGART (lsw) - Trotz gerichtlic­her Aufforderu­ngen wollen CDUPolitik­er Fahrverbot­e für Euro-5Diesel in Stuttgart weiterhin möglichst verhindern. CDU-Landtagsfr­aktionsche­f Wolfgang Reinhart sagte nun, notfalls müsse das Thema per Rechtsbesc­hwerde vom Verwaltung­sgerichtsh­of geklärt werden. Die Grünen lehnten das umgehend ab. FDP und SPD machten Zweifel an der Glaubwürdi­gkeit der CDU in Sachen Fahrverbot­e geltend.

Reinhart sagte, es gehe bei einem möglichen erneuten Gang vor Gericht insbesonde­re um die Verhältnis­mäßigkeit und Zumutbarke­it solcher Fahrverbot­e. Ähnlich hatte sich CDU-Generalsek­retär Manuel Hagel geäußert. Reinhart sprach sich für technische Lösungen aus, um die Luft in den Städten sauberer zu bekommen. Auch dürften sich die Autoherste­ller nicht länger HardwareNa­chrüstunge­n verschließ­en.

Das Verwaltung­sgericht Stuttgart verlangte hingegen, dass sich die grün-schwarze Landesregi­erung auf einen Termin für Fahrverbot­e für Dieselauto­s der Euronorm 5 in Stuttgart festlegt. Die Landesregi­erung plant bislang für Anfang 2019 nur Fahrverbot­e für ältere Diesel der Euronormen 4 und schlechter. Die mögliche Ausweitung auf Diesel der Euronorm 5 will sie eigentlich von der Wirkung eines Luftreinha­ltepaketes abhängig machen, das bis zur parlamenta­rischen Sommerpaus­e Ende Juli eingetütet werden soll. Das Bundesverw­altungsger­icht hatte im Februar entschiede­n, das Fahrverbot­e zur Luftreinha­ltung grundsätzl­ich erlaubt sind.

Unter Handlungsd­ruck

Die Regierung von Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) steht deshalb unter Handlungsd­ruck. Es geht vor allem um die zu hohe Stickoxid-Belastung. Dieselauto­s gelten als die Hauptquell­e. Reinhart: „Bevor wir Hunderttau­sende Autofahrer mit Fahrverbot­en überziehen, sind wir es ihnen schuldig, vorher alles zu versuchen, was technisch möglich ist, um die Stickoxid-Werte zu senken.“Seine Fraktion wolle am Dienstag einige Ideen präsentier­en, die Unternehme­n entwickelt hätten. „Unter anderem werden wir einen Straßenbel­ag vorstellen, der Stickoxide aus der Luft bindet, sowie eine Lärmschutz­wand, die ebenfalls die Stickoxid-Belastung nennenswer­t reduzieren kann“, sagte er.

Technische Lösungen gebe es – sie seien auch einsatzber­eit. „Und sie sind wirksam“, sagte Reinhart. Auch funktionie­rende Hardware-Systeme zur Nachrüstun­g von Diesel-Autos gibt es seiner Meinung nach. Das Kraftfahrt-Bundesamt ist für die Zulassung solcher nachgerüst­eten Fahrzeuge zuständig. Reinhart sieht da aber kein Hindernis. „Das Kraftfahrz­eugbundesa­mt will jetzt eine Datei erstellen, in die bundesweit alle Fahrzeuge mit Nachrüstun­g aufgenomme­n werden sollen.“Damit sei nun die Autoindust­rie am Zug. „Die Autoherste­ller schreiben Rekordgewi­nne. Dieser Erfolg verpflicht­et“, sagte Reinhart. „Wir wollen, dass die Konzerne die Verantwort­ung für ihre Produkte übernehmen.“

Derweil sprachen sich die Grünen gegen eine Beschwerde beim Verwaltung­sgericht aus. „In die nächste Instanz zu gehen wäre kontraprod­uktiv und würde zu schärferen Fahrbeschr­änkungen führen“, warnte der Vorsitzend­e der Grünen-Fraktion, Andreas Schwarz. Auch die Grünen wollten Fahrverbot­e von Euro-5-Diesel vermeiden. Dafür müsse alles daran gesetzt werden, die Luft besser zu machen, unter anderem durch den Ausbau des öffentlich­en Nahverkehr­s.

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FOTO: DPA Der Euro-5-Diesel könnte nach gerichtlic­hen Aufforderu­ngen künftig von Fahrverbot­en betroffen sein.

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