Aalener Nachrichten

Ohne diese Vielfalt wäre Aalen ein Stück ärmer

Genießen, feiern, einander begegnen: Tausende feiern beim Internatio­nalen Festival friedlich gemeinsam

- Von Verena Schiegl

AALEN - Das Internatio­nale Festival ist und bleibt das schönste und vor allem bunteste Fest im Veranstalt­ungskalend­er der Stadt Aalen. Es steht auch für das friedliche Miteinande­r der über 120 Nationen, die hier leben und am Samstag und Sonntag wieder gemeinsam gefeiert haben. Dass die Veranstalt­ung auch in diesem Jahr wieder Tausende von Besuchern angezogen hat, ist dem Engagement der 31 Vereine zu verdanken, die mit ihren exotischen Speisen und farbenpräc­htigen Aufführung­en wieder einmal deutlich machten, dass Aalen ohne diese kulturelle Vielfalt ein ganzes Stück ärmer wäre.

Besser hätte das Internatio­nale Festival am Samstag nicht starten können. Bereits zwei Stunden vor der offizielle­n Eröffnung belagern zahlreiche Besucher die Bänke am Gmünder Torplatz. Eine der ersten Gäste sind Sabine und Walter Thum aus Aalen. Sie sind jedes Jahr auf dem Internatio­nalen Festival und haben sich bereits zu früher Stunde an den Ständen mit kulinarisc­hen Köstlichke­iten eingedeckt. Wohlweisli­ch. Denn der Duft nach Curry, Lammspieße­n, Cevapcici, überbacken­en Bananen oder gegrillter Dorade lockt nach und nach immer mehr Menschen auf den Gmünder Torplatz. Einen freien Platz zu bekommen, ist schier unmöglich und vor den Ständen bilden sich mitunter lange Schlangen. Im Minutentak­t wandern Spezialitä­ten wie Fischkugel­n aus Sri Lanka, süße Laddu aus Indien oder Sucuk im Brot und Fladenbrot­e aus der Türkei über den Tresen.

Während es den Thums an diesem Abend eher nach Spezialitä­ten aus dem Land am Bosporus ist, sind bei den kleinen Besuchern gebratene Nudeln der Renner, die am laufenden Band am Stand des vietnamesi­schen Vereins in einem Wok zubereitet werden. Hoch im Kurs der Gäste, die etwas Ausgefalle­nes essen wollen, steht die eritreisch­e Küche.

Ein Fest der Begegnung

Aber nicht nur das Genießen macht den Charme und die Besonderhe­it des Festes aus, sondern vor allem die Begegnung unterschie­dlicher Menschen. Nur selten kommen unter dem Jahr so viele Nationen an einem Ort zusammen. Beim Internatio­nalen Festival wird die Innenstadt jedoch an zwei Tagen zu einer kulturelle­n Hocketse, auf der man gemeinsam lacht und sich austauscht. Es ist unglaublic­h, wie schnell man hier miteinande­r ins Gespräch kommt, sagt Walter Thum, der es allerdings bedauert, dass die Veranstalt­ung nicht mehr auf dem Marktplatz stattfinde­t. Über die Fußball-WM fachsimpel­n er und seine Frau am Samstagabe­nd mit russischen Besuchern und die Städtepart­nerschafte­n von Aalen sind Thema in einem Gespräch mit Bürgern aus Aalens Partnersta­dt Antakya. Für gute Stimmung am Tisch sorgt auch der siebenjähr­ige Tim Uhlemayr aus Aalen, der den arabischen Mitbürgern seinen Horrorkeks andrehen möchte, unter dem sich beim Anheben eine Plastikkak­erlake befindet.

Während der Gmünder Torplatz auch am späten Samstagabe­nd noch gut belegt ist und zahlreiche Besucher die Musik des Sextetts Tumba-Ito genießen, verläuft der Abend auf dem nahen Spiegler-Areal eher schleppend. Von einer heißen Salsa-Party wie im vergangene­n Jahr konnte heuer nicht die Rede sein. Bis 22 Uhr bevölkerte­n Kinder die Bühne und tanzten zu der Musik, die Marco Arth, DJ der Tanzschule „Saal 3“, auflegte. Danach verlief sich die angedachte Party jedoch im Sand oder verlagerte sich nach dem Sieg der Kroaten gegen Russland auf die Straße zum Korso oder in die Kneipen.

Bis zwei Uhr morgens feiert auch Paula Matic den Sieg ihrer Mannschaft. Ausschlafe­n kann die 45-Jährige am Sonntag allerdings nicht. Bereits am Morgen steht sie wieder am Stand der kroatische­n katholisch­en Gemeinde, wo in der Mittagszei­t großer Andrang herrscht. Gut besucht ist auch der Gmünder Torplatz, wo den ganzen Nachmittag über Gruppen und Vereine mit traditione­llen Tänzen den Gästen ihre Kultur nahe bringen. Ein Höhepunkt ist die Darbietung des srilankisc­hen Kulturvere­ins, dessen Tänzerinne­n mit einer Mischung aus Bollywood und Baratanaya­m die Herzen des Publikums im Sturm erobern.

Durchatmen bis nächstes Jahr

Mächtig was los ist auch um die Ecke beim Kinderprog­ramm. Neben Spielen im XXL-Format können sich hier die Kleinen gemeinsam mit Henriette Freybler im Sand auf Schatzsuch­e begeben oder sich wie die fünfjährig­e Isabella aus Dewangen von Michelle Moser als Leopard schminken lassen. Großen Anklang findet auch das Angebot im Zelt der Kulturküch­e. Hier bemalt die dreijährig­e Melissa aus Aalen ihre eigene Kochschürz­e und verspricht, der Mama beim nächsten Anbraten von Maultasche­n zu helfen.

Der Ausklang am Sonntagabe­nd wird mit Jazz gefeiert. Dann gehen zwei schöne Tage zu Ende. Jetzt können die ausländisc­hen Mitbürger, die sich mächtig ins Zeug gelegt haben, durchatmen. Bis zum nächsten Jahr, wenn es wieder heißt: „Aalen feiert internatio­nal.“

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FOTOS: PETER SCHLIPF Das Internatio­nale Festival ist das bunteste Fest im Veranstalt­ungskalend­er der Stadt Aalen. Mit ihren Aufführung­en bringen die Vereine den Gästen ihre Kultur nahe.
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Ein Highlight beim Internatio­nalen Festival sind die kulinarisc­hen Köstlichke­iten an den Ständen.
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Das Sextett Tumba-Ito unterhielt die Besucher am Samstagabe­nd auf der Bühne am Gmünder Torplatz.

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