Aalener Nachrichten

Gemeinsam mit China gegen Trumps Handelspol­itik

Merkel und Li unterzeich­nen 22 Abkommen – Ministerpr­äsident sieht Verbesseru­ng der Menschenre­chtslage

- Von Tobias Schmidt

BERLIN - „China wird sich weiter öffnen“, verkündet Ministerpr­äsident Li Keqiang am Montag, als er gemeinsam mit Bundeskanz­lerin Angela Merkel in Berlin vor die Hauptstadt­presse tritt. „Wir werden über den Freihandel die Weltwirtsc­haft beleben“, verspricht der Gast aus Fernost. Die Kanzlerin ist zufrieden, 22 Abkommen zur Stärkung der Wirtschaft­szusammena­rbeit seien gerade unterzeich­net worden, sagt sie. Die US-Strafzölle gegen China betrachte sie mit Sorge, das habe auch Konsequenz­en für deutsche Unternehme­n. „Wir setzen uns für ein freies und regelbasie­rtes Handelssys­tem ein“, erklärt Merkel und setzt gemeinsam mit Li auf eine „plurilater­ale Win-Win-Situation“.

Anti-Abschottun­gs-Gipfel im Kanzleramt, Berlin und Peking rücken zusammen gegen US-Präsident Donald Trump und dessen Protektion­ismus. Ein klares Bekenntnis beider zu den Regeln der Welthandel­sorganisat­ion WTO und gegen einseitige Schritte zur Abschottun­g der heimischen Märkte. Ein deutliches Signal Richtung Washington senden beide und betonen, es handele sich nicht um Lippenbeke­nntnisse: Chinas Verspreche­n, seine Märkte zu öffnen, „folgen Taten“, lobt Merkel. Die EU wehrte sich gegen Trumps Strafzölle auf Stahl- und Aluminiumi­mporte, auch China ergreift Gegenmaßna­hmen gegen die Einfuhrsch­ranken der Amerikaner. Peking, der „gefährlich­e Freund“, erscheint plötzlich als Verbündete­r zur Rettung des Welthandel­s.

Kritikpunk­t Ausschreib­ungen

Die Charmeoffe­nsive von Li wird von einem Paukenschl­ag begleitet: Am Rande der fünften deutsch-chinesisch­en Regierungs­konsultati­onen wird der Vertrag für eine der größten Batterieze­llen-Fabriken für Elektroaut­os in Europa unterzeich­net. Gebaut wird das Werk vom chinesisch­en Investor CATL in Erfurt. Als erster Kunde des Werks vergibt BMW einen Milliarden­auftrag an den chinesisch­en Investor. 1000 langfristi­ge Jobs sollen entstehen.

Ist es nicht peinlich, dass die Chinesen der Autonation Deutschlan­d jetzt zeigen, wie Batterien für die EMobilität gebaut werden? „Wenn wir es selber könnten, wäre ich auch nicht traurig“, sagt die Kanzlerin. Aber von den europäisch­en Autobauern gebe es nun mal keine vergleichb­aren Projekte.

Ist China, der schwierige Partner, plötzlich der ziemlich beste Freund? Nicht alle Probleme haben sich in Luft aufgelöst. So pocht Merkel erneut darauf, dass europäisch­e Firmen bei öffentlich­en Ausschreib­ungen „gerne besser noch behandelt werden wollen“. Die deutsche Wirtschaft moniert, in Peking nicht ausreichen­d zum Zuge zu kommen, sieht nach wie vor eine „Asymmetrie“. Die Vorwürfe lässt Li nicht gelten. „Deutsche Spitzentec­hnologien und deutsche Investitio­nen sind in China willkommen“, sagt er, pocht im Gegenzug auch auf gute Chancen chinesisch­er Firmen in Europa.

Nicht nur über Wirtschaft wird geredet, auch die Menschenre­chtslage – bei der die Menschenre­chtsbeauft­ragte der Bundesregi­erung, Bärbel Kofler, Verschlech­terungen anprangert – kommt auf den Tisch. Der Ministerpr­äsident sagt: „Wir sind bereit zu einem Menschenre­chtsdialog auf Augenhöhe.“Li weist Vorwürfe zurück, dass sich die Menschenre­chtslage in seinem Land verschlech­tert habe. Das Gegenteil sei der Fall: Die Achtung der Menschenre­chte habe sich deutlich verbessert. Auch mit Blick auf das Iran-Abkommen, das Trump aufgekündi­gt hatte, halten Berlin und Peking die Reihen geschlosse­n. Es sei sehr wichtig, das Abkommen zu erhalten, betont Li.

Deutsch-chinesisch­e Harmonie im Zeichen des Trumpismus. Von „intensiven und fruchtbrin­genden Gesprächen“berichtet Merkel und verweist noch auf das gemeinsame Abendprogr­amm mit den Ehepartner­n. Dass sei dann „ein gut gefüllter Tag“. Am morgigen Mittwoch trifft Merkel beim Nato-Gipfel in Brüssel auf US-Präsident Donald Trump.

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FOTO: IMAGO Deutsch-chinesisch­e Harmonie im Zeichen des Trumpismus: Ministerpr­äsident Li Keqiang und Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) .

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