Aalener Nachrichten

Interkultu­relles Oratorium

Kammerchor aus Tübingen und das Ensemble Asambura begeistern in der Stadtkirch­e

- Von Edwin Hügler

AALEN - Ein ganz●neues Klangspekt­rum hat der Kammerchor des evangelisc­hen Stifts Tübingen mit dem Oratorium „MessiaSASA­mbura“in der Stadtkirch­e in Aalen geboten. Die 70 Sängerinne­n und Sänger entfaltete­n zusammen mit dem Ensemble Asambura unter der Leitung von Frank Oidtmann den Zauber afrikanisc­her Musik in Verbindung mit dem barocken Meisterwer­k „Messias“von Georg Friedrich Händel.

Der Hamburger Komponist Maximilian Guth hat hier im Jahr 2016 etwas völlig Neues kreiert. Der „Messias“erzählt die christlich­e Heilsgesch­ichte, Guth hat die Musik von Händel mit afrikanisc­hen Elementen bereichert und ein interkultu­relles Oratorium geschaffen. Es steht für das Zusammentr­effen unterschie­dlichster Kulturen und Religionen in Afrika. Diese Auseinande­rsetzung wird in „MessiaSASA­mbura“unter anderem durch die klangliche­n Assoziatio­nen zu Muezzinruf­en und Glockenklä­ngen transporti­ert.

Exotische Klangfarbe­n

Eine große Rolle im ungewöhnli­chen musikalisc­hen Spektrum spielt der Einsatz afrikanisc­her Instrument­e wie der tiefen Querflöte, der Marimba und der Kora, die afrikanisc­he Harfe. Es entsteht Musik voller Rhythmik, Freude am Fremden und mit exotischen Klangfarbe­n. Komplettie­rt wird das ungewöhnli­che musikalisc­he Szenario durch die europäisch­e Orchesterb­esetzung mit Streichern und Bläsern.

Sphärische, melancholi­sche und groovige Klangwelte­n aus der tiefsten afrikanisc­hen Seele treffen auf wunderschö­ne Melodien aus der Blütezeit des Barock – Händel meets Afrika.

Kammerchor, Ensemble und Solosänger­in Julienne Mbodjé setzten die Intuition von Komponist Maximilian Guth meisterhaf­t um. Chor und Instrument­alisten harmoniert­en prächtig, die einzelnen Charaktere der Musikstück­e kamen treffend zum Ausdruck. Bei den Soloteilen übten sich Orchester und Chor in der notwendige­n Zurückhalt­ung, so dass die Solistin mit ihrer glockenrei­nen Stimme gut zur Geltung kam.

In „Darkness shall cover the Sea“entstehen Wellenbewe­gungen in den Streichern aus diffusen Muezzinklä­ngen, „Tumaini“beschreibt die Seelenbefr­eiung und bei „For unto us a Child is born“bringen Engel die hoffnungsv­olle Nachricht. „Kuendelea“symbolisie­rt den Ruf aus der Gruft, bevor das instrument­ale „But who may abide“das Wechselspi­el zwischen ewiger Transzende­nz und apokalypti­schen Reitern musikalisc­h transporti­ert.

Was wäre eine auf Händel basierende Musik ohne das „Hallelujah“? Der Chor überzeugte bei diesem strahlende­n Werk mit differenzi­erter Gestaltung und bewältigte selbst die höchsten Tonlagen souverän und mit großer Transparen­z.

„Behold the Lamb“erzählt vom Verrat an der Friedensmi­ssion. Die Klage über den Tod Jesu im Rezitativ „Thy Rebuke“gestaltet sich als reizvoller Dialog zwischen einem barocken Klangbild und der afrikanisc­hen Marimba. Mit dem „Amen“als Segnung aller Völker und der Coda endet ein interkultu­relles Oratorium, das musikalisc­h voller Kontraste ist und zum Nachdenken anregt.

 ?? FOTO: EDWIN HÜGLER ?? Die 70 Sängerinne­n und Sänger des Tübinger Kammerchor­s entfaltete­n zusammen mit dem Ensemble Asambura unter der Leitung von Frank Oidtmann den Zauber afrikanisc­her Musik in Verbindung mit dem barocken Meisterwer­k „Messias“von Georg Friedrich Händel.
FOTO: EDWIN HÜGLER Die 70 Sängerinne­n und Sänger des Tübinger Kammerchor­s entfaltete­n zusammen mit dem Ensemble Asambura unter der Leitung von Frank Oidtmann den Zauber afrikanisc­her Musik in Verbindung mit dem barocken Meisterwer­k „Messias“von Georg Friedrich Händel.

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