Aalener Nachrichten

Multimix-Musik direkt aus Brasilien

Die Formation Patuscada fasziniert mit lateinamer­ikanischer Klangexoti­k im „Frapé“

- Von Johannes Müller

AALEN - Oft schon hat Multimix in der Musik zu neuen Klangerleb­nissen geführt. Neuestes Beispiel lieferte die Band Patuscada, die am Freitag direkt aus Rio in Brasilien eingefloge­n im Aalener „Frapé“gastierte. Elisa Goritzki, Tochter eines deutschen Vaters und einer Brasiliane­rin, hat sich drei Musiker aus der SambaSzene Rios für ihre erste Deutschlan­d-Tournee ausgewählt.

Goritzki spielt exzellent Querflöte, die übrigen drei – Gitarrist Rocho auf seinem siebensait­igen Instrument, Dudu Reis auf der kleinen, der Ukulele ähnlichen Gitarre und Reinaldo Boaventura auf dem Bandeiro, der brasiliani­schen Handtromme­l – sind Profis. Was sie produziere­n ist fasziniere­nde lateinamer­ikanische Klangexoti­k vom Feinsten. Die lebhafte, komplexe Rhythmik ist mit einer Fülle scharfer Synkopen gepfeffert. Auch die Querflöte schließt sich bisweilen mit abrupten Luftstößen der rhythmisch­en Dominanz an.

Die Einflüsse der Musik speisen sich aus drei Quellen: aus indianisch­en Elementen, afrikanisc­her Polyrhythm­ik der ehemaligen Sklaven und europäisch­er Klangwelt der portugiesi­schen Kolonialze­it. Da ist sogar Bachsche Kontrapunk­tik bei den brillanten Läufen der Querflöte, aber auch Mozartsche tänzerisch­e Lebenslust herauszuhö­ren. Unverkennb­ar taucht bei jazzartige­n Stücken der Sound von Miles Davis auf.

Das über zweistündi­ge Programm besteht zur Hälfte aus eigenen Kompositio­nen, zum anderen aus selbst arrangiert­er Folklore. Das Eigene ist stark von Emotionen geprägt, was sich in Titeln wie „Liebesgefl­üster“, „Zauberblum­e“und „Zeit zum Weinen“äußert. Elisa Goritzki, die ihre Brasiliane­r wie eine Fee im wehenden weißen Gewand anspornt, erklärt im Pausengesp­räch mit unserer Zeitung den besonderen Einfluss der klassische­n Musik auf ihre Band.

Vater Ingo und Onkel Johannes Goritzki seien namhafte Musiker, Komponiste­n und Dirigenten. Ihre Auftritte im Rottweiler Musik-Festival Sommerspro­ssen sei eine Attraktion. Auch sie habe in Brasilien klassische Musik studiert, habe sich aber auch die Hauptström­e einheimisc­her Folklore angeeignet. So spiele bei der Band Patuscada, die erst seit zwei Jahren existiert, der „Choro“eine große Rolle, eine bei den Indios entstanden­e Musikricht­ung. „Sie lässt viel Freiraum, hat aber doch bestimmend­e Grundregel­n.“

Die Stimmung schlägt über, als Irene Madureira, eine Freundin der Band, die Bühne betritt. Sie arbeitet seit vier Jahren als Psychologi­n im Ostalb-Klinikum, stammt aus Brasilien und liebt nicht nur die dortigen Tänze, sondern auch den spanischen Flamenco. Sie gilt inzwischen als Expertin für diesen feurigen Tanz aus Andalusien. Als sie die Fans mit „Chico-chico“aus dem Häusle treibt, kennt der Beifall keine Grenzen.

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