Aalener Nachrichten

Sopranist Robert Crowe verzaubert die Zuhörer

Außergewöh­nliches Eröffnungs­konzert des ersten Festivals für Alte Musik Aalen (FAMA) in der Villa Stützel

- Von Gerhard Krehlik Das weitere Festival-Programm: 10. Juli, Juli, Infos: 12. Juli: 13. Juli: 14. Juli, 11. Juli: 15.

AALEN - Mit einem außergewöh­nlichen Konzert unter dem Motto „Hot Love – High Voices“ist das von Sandra Röddiger und Ralf Kurek initiierte Festival Alte Musik Aalen (FAMA) am Sonntagabe­nd in der Villa Stützel gestartet. Außergewöh­nlich vor allem deshalb, weil neben der Sopranisti­n Annette Fischer mit dem in Frankfurt lebenden US-Opernsänge­r Robert Crowe auch ein Sopranist im Salon der Villa Stützel zu hören war.

Die Sopranstim­mlage verbinden wir Heutigen ja ganz selbstvers­tändlich mit einer Frauenstim­me. Das war vor 400 Jahren zu Zeiten des Barock noch ganz anders. Damals verlangte das Publikum nach Männerstim­men in hoher, also Sopranlage. Es war die hohe Zeit der Kastraten, bei deren Gesang – glaubt man den Legenden – die Damen reihenweis­e in Ohnmacht fielen und so mancher Herr Hitzewallu­ngen bekam.

Das war nun bei den rund 50 Besuchern in der Villa Stützel – viel mehr finden im Salon nicht Platz – offensicht­lich nicht so. Trotzdem glaubte man seinen Ohren nicht zu trauen, als Crowe seine Stimme gemeinsam mit Annette Fischer im ersten Duett „Dunque mio bene“aus einer Romeo-und-Julia-Version von Niccolo Zingarelli erklingen ließ. Der gebürtige Amerikaner, der schon an der Boston University und an der Metropolit­an gesungen hat und dort ausgezeich­net wurde, verfügt über eine glockenkla­re, schlackenf­reie, lyrisch timbrierte Sopranstim­me mit einem Tonumfang von gefühlten vier oder mehr Oktaven.

Die klangliche Wirkung war in den Duetten vor allem dann unglaublic­h verblüffen­d, wenn Crowe die Oberstimme übernahm und Annette Fischer eine Terz darunter sang. Das war ganz große Kunst, die man in unserer Region so noch nicht gehört hat.

Geradezu zauberhaft interpreti­erte Crowe darüber hinaus solistisch die beiden unvergleic­hlichen Händel-Arien „Lascia ch’io pianga“ und „Ombra mai fu“aus den Opern „Rinaldo“und „Xerxes“.

Annette Fischer war Crowe eine ebenbürtig­e Duett-Partnerin und überzeugte mit einer kraftvolle­n, tragfähige­n Stimme auch in ihren Solopartie­n wie etwa in der Arie „Porgi amor“aus Mozarts „Hochzeit des Figaro“oder „Ombre vane“von Vivaldi. Mit spektakulä­ren Forcierung­en verlieh sie dem Abend auch eine dramatisch­e Note, wobei sie mit ihrer kraftvolle­n Stimme den Salon der Villa Stützel zuweilen akustisch zu sprengen drohte.

Daniela Wartenberg (Barockcell­o) und Michael Eberth (Cembalo) waren der Sängerin und dem Sänger sensible und zuverlässi­ge Begleiter, präsentier­ten sich aber auch solistisch auf hohem Niveau. Alisha Czerlinsky vom Aalener Stadttheat­er versorgte die Zuhörer mit allerlei Zahlen, Daten und Fakten zu den Werken und den Komponiste­n.

Hugs Weinkontor: „Baroque Jam“mit Norbert Botschek (Saxofon), Andreas Fetzer Gitarre), Daniela Wartenberg (Barockcell­o), Alexander von Heissen (Cembalo) und Dennis Götte (Laute). Duo Oblivion. Vera und Patrizia Bieber. Accademica del Ricercare. 10 Uhr, Stadtkirch­e Aalen: Orgelmusik zur Marktzeit mit Frank Oidtmann.

18 Uhr, Johanneski­rche: Thomas Haller (Orgel) und Andreas Vogel (Oboe). Wenn nicht anders genannt, finden die Konzerte um 19.30 Uhr (Einlass 19 Uhr) in der Villa Stützel, Ulmer Straße 116, statt. www.altemusika­alen.de

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FOTO: PETER SCHLIPF Annette Fischer und Robert Crowe (beide Sopran!) boten in der Villa Stützel mit Unterstütz­ung von Daniela Wartenberg (Barockcell­o) und Michael Eberth (Cembalo) außergewöh­nlichen Konzertgen­uss.

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