Sopranist Robert Crowe verzaubert die Zuhörer
Außergewöhnliches Eröffnungskonzert des ersten Festivals für Alte Musik Aalen (FAMA) in der Villa Stützel
AALEN - Mit einem außergewöhnlichen Konzert unter dem Motto „Hot Love – High Voices“ist das von Sandra Röddiger und Ralf Kurek initiierte Festival Alte Musik Aalen (FAMA) am Sonntagabend in der Villa Stützel gestartet. Außergewöhnlich vor allem deshalb, weil neben der Sopranistin Annette Fischer mit dem in Frankfurt lebenden US-Opernsänger Robert Crowe auch ein Sopranist im Salon der Villa Stützel zu hören war.
Die Sopranstimmlage verbinden wir Heutigen ja ganz selbstverständlich mit einer Frauenstimme. Das war vor 400 Jahren zu Zeiten des Barock noch ganz anders. Damals verlangte das Publikum nach Männerstimmen in hoher, also Sopranlage. Es war die hohe Zeit der Kastraten, bei deren Gesang – glaubt man den Legenden – die Damen reihenweise in Ohnmacht fielen und so mancher Herr Hitzewallungen bekam.
Das war nun bei den rund 50 Besuchern in der Villa Stützel – viel mehr finden im Salon nicht Platz – offensichtlich nicht so. Trotzdem glaubte man seinen Ohren nicht zu trauen, als Crowe seine Stimme gemeinsam mit Annette Fischer im ersten Duett „Dunque mio bene“aus einer Romeo-und-Julia-Version von Niccolo Zingarelli erklingen ließ. Der gebürtige Amerikaner, der schon an der Boston University und an der Metropolitan gesungen hat und dort ausgezeichnet wurde, verfügt über eine glockenklare, schlackenfreie, lyrisch timbrierte Sopranstimme mit einem Tonumfang von gefühlten vier oder mehr Oktaven.
Die klangliche Wirkung war in den Duetten vor allem dann unglaublich verblüffend, wenn Crowe die Oberstimme übernahm und Annette Fischer eine Terz darunter sang. Das war ganz große Kunst, die man in unserer Region so noch nicht gehört hat.
Geradezu zauberhaft interpretierte Crowe darüber hinaus solistisch die beiden unvergleichlichen Händel-Arien „Lascia ch’io pianga“ und „Ombra mai fu“aus den Opern „Rinaldo“und „Xerxes“.
Annette Fischer war Crowe eine ebenbürtige Duett-Partnerin und überzeugte mit einer kraftvollen, tragfähigen Stimme auch in ihren Solopartien wie etwa in der Arie „Porgi amor“aus Mozarts „Hochzeit des Figaro“oder „Ombre vane“von Vivaldi. Mit spektakulären Forcierungen verlieh sie dem Abend auch eine dramatische Note, wobei sie mit ihrer kraftvollen Stimme den Salon der Villa Stützel zuweilen akustisch zu sprengen drohte.
Daniela Wartenberg (Barockcello) und Michael Eberth (Cembalo) waren der Sängerin und dem Sänger sensible und zuverlässige Begleiter, präsentierten sich aber auch solistisch auf hohem Niveau. Alisha Czerlinsky vom Aalener Stadttheater versorgte die Zuhörer mit allerlei Zahlen, Daten und Fakten zu den Werken und den Komponisten.
Hugs Weinkontor: „Baroque Jam“mit Norbert Botschek (Saxofon), Andreas Fetzer Gitarre), Daniela Wartenberg (Barockcello), Alexander von Heissen (Cembalo) und Dennis Götte (Laute). Duo Oblivion. Vera und Patrizia Bieber. Accademica del Ricercare. 10 Uhr, Stadtkirche Aalen: Orgelmusik zur Marktzeit mit Frank Oidtmann.
18 Uhr, Johanneskirche: Thomas Haller (Orgel) und Andreas Vogel (Oboe). Wenn nicht anders genannt, finden die Konzerte um 19.30 Uhr (Einlass 19 Uhr) in der Villa Stützel, Ulmer Straße 116, statt. www.altemusikaalen.de