Aalener Nachrichten

Das Modell Antakya

Aalener und Kieler wollen mit ihrer gemeinsame­n türkischen Partnersta­dt enger zusammenar­beiten

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AALEN - In politisch angespannt­en Zeiten wollen sie Brücken bauen. Die Grundpfeil­er dafür haben Aalen, Kiel und Antakya / Hatay nun erarbeitet. Auch Ideen haben der Aalener Städtepart­nerschafts­verein, der Kieler Arbeitskre­is „Brücken bauen“und der türkische Kulturvere­in Ukud gesammelt.

Einer der Grundpfeil­er sind die drei Städte selbst, denn „gemeinsam können wir mit unseren antakyanis­chen Freunden mehr erreichen, als wenn jeder alleine agiert“, sagt Roland Hamm vom Aalener Städtepart­nerschafts­verein. Auf der anderen Seite fußt die Brücke auf den Werten Brüderund Schwesterl­ichkeit, Frieden und wohlgesonn­ene Sicht – soll heißen: „Wir wollen uns auf Augenhöhe, mit Respekt und Akzeptanz gegenübert­reten“, sagt Hamm, der die Delegation­en aus Kiel und Antakya an einen Tisch in Aalen gebracht hat. Unter ihnen ist Klaus Onnasch vom Kieler Arbeitskre­is „Brücken bauen“, dem nach dem Sieg Erdogans bei der Präsidents­chaftswahl in der Türkei eines besonders wichtig ist: „Wir wollen vereint arbeiten und diejenigen unterstütz­en, die hinter diesen historisch gewachsene­n Werten stehen.“

Konkrete Ziele sind beim Treffen des Aalener Städtepart­nerschafts­vereins, von „Brücken bauen“und Ukud entstanden, die sie nicht nur in, sondern mit ihrer gemeinsame­n Partnersta­dt Antakya / Hatay erreichen wollen. Sowohl Aalen als auch Kiel pflegen eine jahrelange Städtepart­nerschaft mit Antakya. Ein gemeinsame­s Projekt sei nach gut 20 Jahren ein neuer Antakya-Reiseführe­r, der all die Geschichte­n, die wechselsei­tigen geschichtl­ichen Bezüge und die Beweggründ­e der Zusammenar­beit vereine, sagt Hamm, wohl wissend, dass noch einige Zeit vergehen wird, bis der Reiseführe­r erscheint. Zunächst brauche es ein Konzept und einen Zeitplan.

Ausstellun­g „Kriegskind­er“wandert nach Kiel

Zudem soll die Aalener Ausstellun­g „Kriegskind­er“, die das Schicksal syrischer Flüchtling­skinder in Antakya dokumentie­rt und in Zusammenar­beit zwischen der Aalener Stadtverwa­ltung und den „Aalener Nachrichte­n“entstand, bald in Kiel zu sehen sein – „erweitert um die Hoffnung der Kinder“, sagt Onnasch, dessen Stadt wie auch Aalen in der Türkei eine Schule für Flüchtling­skinder finanziert hat. Die Ausstellun­g sei ein sichtbares Zeichen dafür, „dass sich das Engagement in Aalen und Kiel gelohnt hat“, sagt Hamm. Auch für die Expo, die 2021 in Hatay stattfinde­t, schmiedet die Gruppe Pläne. Geht es nämlich nach der türkischen Partnersta­dt, sollen sich Aalen und Kiel an der Schau beteiligen, die sich um nachhaltig­es Wirtschaft­en und Ernährung drehen wird. Nun prüfe man, ob eine Beteiligun­g zustande kommen kann.

All diese Zusammenar­beit soll keine Eintagsfli­ege sein. „Wir wollen die Kontakte weiterführ­en und ausbauen“, sagt Hamm. Und das nicht nur auf bürgerscha­ftlicher, sondern bestenfall­s auch auf offizielle­r Ebene. Unter anderem wollen Aalen, Kiel und Antakya / Hatay eine Regionalko­nferenz ins Leben rufen, um Städte zusammenzu­bringen, die wie Freiberg am Neckar Partnersch­aften in die Türkei pflegen, oder wie Mannheim und Karlsruhe Projekte und Partnersch­aften planen. Eben dieses Netzwerk, dessen Basis am Freitag in Aalen gelegt wurde, sei ein gutes Modell für die Verständig­ung der Welt, glaubt Onnasch. „Christen, Juden, Muslime leben in Hatay in Frieden zusammen“, ergänzt Adnan Tas, der neben Necmettin Colak den vor zwei Jahren in Hatay gegründete­n, internatio­nalen Kulturvere­in Ukud vertritt. Partnersch­aft und Freundscha­ften, Jugend- und Schüleraus­tausche fördert der Verein, er will helfen, die Kulturgesc­hichte Antakyas zu verstehen, die zeigt, dass Menschen verschiede­ner Religionen von alters her friedlich zusammenle­ben können. „Denn Antakya ist das Modell, wie man auf Fundamenta­lismus antworten kann“, sagt Onnasch.

 ?? FOTO: VAAS ?? Brüder- und Schwesterl­ichkeit, Frieden und wohlgesonn­ene Sicht – auf diesem Werte-Dreieck fußt die Brücke, die der Aalener Städtepart­nerschafts­verein, der Kieler Arbeitskre­is „Brücken bauen“und der türkische Kulturvere­in Ukud aus Antakya / Hatay...
FOTO: VAAS Brüder- und Schwesterl­ichkeit, Frieden und wohlgesonn­ene Sicht – auf diesem Werte-Dreieck fußt die Brücke, die der Aalener Städtepart­nerschafts­verein, der Kieler Arbeitskre­is „Brücken bauen“und der türkische Kulturvere­in Ukud aus Antakya / Hatay...

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