Aalener Nachrichten

Expressiv und mit kultiviert­er Leidenscha­ft

Universitä­tsorcheste­r Ulm glänzt mit Anton Bruckners vierter Sinfonie

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ELLWANGEN (R.) - Vom Probenwoch­enende auf der Kapfenburg ist das Universitä­tsorcheste­r Ulm nach Ellwangen gekommen, um Anton Bruckners vierte Sinfonie aufzuführe­n. Die Zuhörer in der sehr gut besuchten Stadtkirch­e erlebten einen sinnlichen Rausch betörend schöner Klangfarbe­n, von den exzellente­n Ulmern unter der Leitung von Burkhard Wolf zupackend und mit kultiviert­er Leidenscha­ft zu Gehör gebracht.

Seiner vierten Sinfonie hat Anton Bruckner selbst den Beinamen „Die Romantisch­e“gegeben. Damit ist nicht schmachten­de Gefühlsdus­elei gemeint. Es ist vielmehr ein kühnes Werk, dessen monumental­e Erstfassun­g den Komponiste­n fast das ganze Jahr 1874 beschäftig­te und für die Orchester der Zeit unspielbar war. In der überarbeit­eten Fassung verzichtet­e Bruckner auf überladene Instrument­ierung zugunsten klarer Konturen. Ihre endgültige Fassung erhielt die Sinfonie um 1880. Ein Jahr später setzte ihr bis heute anhaltende­r Erfolg ein.

Die „Romantisch­e“weckt Assoziatio­nen an mittelalte­rliches Rittertum, mystische Naturerfah­rung, geheimnisv­olles Waldesraus­chen und volkstümli­che Jagdszenen. Das beginnt mit dem berühmten Ruf des Horns über dem tiefen Es-Dur-Tremolo der Streicher. Das lockende Hornsignal bleibt präsent. Es entwickelt sich im „Bruckner-Rhythmus“zum feierliche­n Choralthem­a und schließlic­h zum brausend anschwelle­nden Fortissimo des Orchesters in seiner ganzen Klangfülle. So wurden die gebannt lauschende­n Zuhörer Zeugen des aufkeimend­en Hauptthema­s in es-Moll. Dem ins Stocken gekommenen Trauermars­ch der in cMoll klagenden Celli lässt die Bratsche ein neues Thema folgen. Eine Flöte durchdring­t das dichte Dunkel des Waldes und symbolisie­rt den Ruf eines Vogels, der von Frieden kündet.

Dass Anton Bruckner Richard Wagner als „erhabenes Vorbild“verehrte, wird spätestens im Pathos schmettern­der Hörner und bedrohlich machtvolle­r Bläserklän­ge im Jagd-Scherzo des dritten Satzes unüberhörb­ar. Anmutig kontrastie­rt dazu eine Ländler-Melodie von Flöte und Klarinette. Im ungestümen Finale des vierten Satzes beschworen die Ulmer nuanciert und ausdruckss­tark schwer zu bändigende Naturgewal­ten und dämonische Geister der Romantik herauf. Der omnipräsen­te Ruf des Horns verebbte, um strahlend wiederzuke­hren und den Kreis zu schließen.

Mit ausdauernd­em Beifall dankte das Publikum.

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FOTO: R. Das Universitä­tsorcheste­r Ulm hat in der evangelisc­hen Stadtkirch­e Bruckners vierte Sinfonie aufgeführt.

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