Giftige Gase bei Scholz ausgetreten
Großeinsatz der Rettungskräfte in Essingen: 17 Mitarbeiter auf Recyclinghof verletzt
ESSINGEN - Bei der Recyclingfirma Scholz in Essingen sind mindestens 17 Mitarbeiter durch ätzende Stoffe verletzt worden, fünf davon schwer. Die Rettungskräfte waren mit einem Großaufgebot von DRK und Malteser stundenlang im Einsatz.
Es war ein normaler Laster, der das giftige Material am Donnerstagmittag in das Essinger Unternehmen gefahren hatte. Bei der ersten Sicht auf das angelieferte Altmetall hatten die Mitarbeiter nichts Gefährliches entdeckt und den Laster von der Waage zur weiteren Verarbeitung auf den Abladeplatz geschickt. Vermutlich erst, als ein Mitarbeiter mit dem Greifarm des Baggers unter dem unverdächtigen Material einen Behälter griff, der dabei beschädigt wurde, verflüchtigte sich der Stoff. Die Alarmglocken begannen zu schrillen und der Standortleiter wurde informiert. Der Umweltschutz wurde auf den Plan gerufen und die Feuerwehr verständigt. Mit Atemschutz untersuchten Experten das Material.
Fünf Mitarbeiter schwer verletzt
Mehrere Mitarbeiter sind mit dem ätzenden Gas, das Reizungen auf der Haut und in den Augen hervorruft, in Kontakt gekommen. Fünf wurden schwer verletzt, zwölf weitere Personen klagten mindestens über Atemwegsreizungen. Alle Verletzten wurden in Krankenhäuser eingeliefert. Stunden später fuhren die Feuerwehrautos und Krankenwagen immer noch ein und aus auf dem Firmengelände, die Polizei regelte an der Kreuzung von der B29 nach Essingen den Verkehr, der sich zäh an der Abfahrt vorbeizog. Allerdings habe das auch mit der Baustelle auf der B29 zu tun, sagte der Polizist, der die Laster vorbei dirigierte. Langjähriger Scholz-Mitarbeiter über den Großeinsatz
Auch an dem Kreisverkehr in Essingen standen Rettungshundeführer aus Schorndorf, die wie viele andere ihrer Kollegen als Unterstützungstruppe angefordert worden waren. Sie waren zwar nicht mit ihren Tieren im Einsatz, sperrten aber den Verkehr in Richtung der Firma.
So etwas habe er noch nie erlebt, sagte ein Scholz-Mitarbeiter, der seit Jahrzehnten bei der Firma ist. Kleinere Brände hin und wieder – ja. Aber so einen Einsatz habe es noch nie gegeben.
Nachmittags waren die Einsatzkräfte noch am Suchen. Allerdings: „Wir haben erste Indizien, die auf einen Stoff hinweisen“, sagte André Mandel, Sprecher von Scholz. Und der Verdacht erhärtete sich. Bis 16 Uhr wurden etwa drei 30 Zentimeter hohe Aluminiumkanister gefunden, die die Feuerwehr aus dem Schrott geborgen und gesichert hatte.
Die Arbeiten waren während des Einsatzes auf dem Abladeplatz komplett eingestellt worden. Anfahrende Laster wurden von der Polizei entweder auf ein nahe gelegenes Grundstück verwiesen oder wieder weggeschickt. Die Mitarbeiter im Büro konnten weiterarbeiten, sagte Mandel. Es habe eine Meldung gegeben, dass sich das Giftgas nicht so weit ausgebreitet habe. Der Bereich auf dem Firmengelände wurde abgesperrt. Eine Gefahr für die Bevölkerung bestehe nicht.
Der Arbeitsbereich Gewerbe und Umwelt des Polizeipräsidiums Aalen hat die Ermittlungen übernommen. Vertreter des Landratsamtes kamen ebenfalls vor Ort. Bei dem besagten Stoff soll es sich der Kennzeichnung nach um Allylisothiocyanat handeln. Die Polizei hat die Ermittlungen zur Herkunft der Fässer aufgenommen. Die Schuldfrage wird noch geklärt.
„So etwas habe ich noch nie erlebt.“
40 Kräfte im Einsatz
Neben dem Regeldienst der Einsatzkräfte wurden zusätzlich mehrere Schnelleinsatz- und Unterstützungsgruppen alarmiert. Letztendlich befanden sich rund 40 Einsatzkräfte mit etwa 20 Fahrzeugen aus Aalen, Ellwangen, Schwäbisch Gmünd sowie Lauchheim im Einsatz, darunter elf Rettungswagen und zwei Notärzte. Die Feuerwehr Essingen wurde aus Aalen, Ellwangen und Schwäbisch Gmünd unterstützt, darunter Spezialisten für Gefahrgut und Chemie im Einsatz. Die Verkehrsregelungsmaßnahmen wurden gegen 15.30 Uhr wieder aufgehoben.
Doch auch diesem Tag sei etwas Positives abzugewinnen, sagte Mandel. Alles habe funktioniert, die Rettungskette geklappt. „Wir sind froh, dass die Kräfte so schnell gekommen sind und dass die Schutzmaßnahmen gegriffen haben.“Den Verletzten ginge es seinem letzten Kenntnisstand nach entsprechend gut.